Als Eierstockkrebs werden bösartige Tumoren bezeichnet, die sich aus dem Gewebe des Eierstocks gebildet haben. In über 70 % der Fälle bildet sich der Tumor an der Epithelschicht (Deck- und Drüsengewebe) des Eierstocks.
Als Eierstockkrebs werden bösartige Tumoren bezeichnet, die sich aus dem Gewebe des Eierstocks (Ovar bzw. Ovarium) gebildet haben. In über 70 % der Fälle bildet sich der Tumor an der Epithelschicht (Deck- und Drüsengewebe) des Eierstocks.
Je ein Eierstock befindet sich jeweils links bzw. rechts der Gebärmutter. Die weiblichen Ovarien sind Keimdrüsen und entsprechen funktional den Hoden des männlichen Geschlechts. Neben der Produktion von Eizellen bilden die Eierstöcke die weiblichen Geschlechtshormone Gestagen und Östrogen. Das befruchtungsfähige Ei, das innerhalb des Monatszyklus im Eierstock heranreift, wird zum Zeitpunkt des Eisprungs abgegeben und wandert über den Eileiter zur Gebärmutter.
Eierstockkrebs gehört zu den vergleichsweise seltenen Krebserkrankungen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt auf Basis der Daten des Krebsregisters an, dass jedes Jahr rund 7.400 Frauen in Deutschland an Eierstockkrebs erkranken.
Im Durchschnitt waren die Frauen zum Zeitpunkt der Diagnose Eierstockkrebs ca. 69 Jahre alt. Damit entspricht das mittlere Erkrankungsalter bei dieser Krebserkrankung dem Erkrankungsalter für Krebs im Allgemeinen.
Die Ursachen für einen bösartigen Tumor der Eierstöcke sind nach wie vor ungeklärt. Bekannt ist eine familiäre Häufung dieser Krankheit, die insbesondere mit den Genen BRCA-1 und BRCA-2 in Verbindung gebracht wird. Das Lebenszeitrisiko einer Frau, an einem solchen Tumor zu erkranken, beträgt etwa 1,7 , wobei die Gefahr mit steigendem Alter zunimmt. Bei Frauen mit betroffenen nahen Verwandten (Mutter, Schwester oder Tochter) steigt das Lebenszeitrisiko auf 5 an. Kinderlose und Spätgebärdende sind 2,5-fach stärker gefährdet als die Normalbevölkerung. Adipöse Frauen erkranken häufiger als normalgewichtige. Die Einnahme der “Antibabypille” und häufige Schwangerschaften scheinen hingegen schützend zu wirken.
Da Früherkennungsmaßnahmen für Eierstockkrebs fehlen und der Tumor sich im Frühstadium meist nicht durch Symptome äußert, wird die Diagnose Eierstockkrebs in der Regel spät gestellt und die Prognose ist daher eher ungünstig. Aus diesem Grund ist die Mortalitätsrate bei Eierstockkrebs höher als bei anderen gynäkologischen Tumoren. Im fortgeschrittenen Stadium kann der Tumor auf das Bauchfell (Peritoneum), in dem sich der Darm, die Gebärmutter und die Eierstöcke befinden, sowie auf das Zwerchfell (Muskel, der die Atmung ermöglicht) übergreifen. Flüssigkeitsansammlungen können dann den Bauch aufblähen (Aszites) und die Atmung beeinträchtigen.
Die Neuerungen auf dem Gebiet der Therapie bei Eierstockkrebs haben jedoch dazu beigetragen, dass die Sterberate in den letzten 20 Jahren immer mehr zurückgegangen ist, während die Erkrankungsrate im gleichen Zeitraum nahezu konstant blieb.
Bei Verdacht kann eine gynäkologische Untersuchung in Verbindung mit einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) der Eierstöcke und des kleinen Beckens durchgeführt werden, die in der Regel transvaginal (durch die Scheide) erfolgt. Die Bestimmung des Tumormarkers CA-125 kann einen zusätzlichen Hinweis auf eine Tumorerkrankung geben. Eine eindeutige Diagnose ist jedoch nur mithilfe einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) oder eines Bauchschnitts (Laparotomie) möglich. So können alle Organe auf einen möglichen Krebsbefall untersucht und kleine Gewebeproben entnommen werden (Biopsie), die dann unter dem Mikroskop auf Krebszellen untersucht werden.
Die Therapie des Ovarialkarzinoms richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung. Im Regelfall wird eine Operation durchgeführt mit dem Ziel einer möglichst vollständigen Entfernung des Tumors bzw. der Verringerung seiner Größe. Die Größe des Resttumors ist entscheidend für die weitere Prognose.
Im Anschluß an die Operation erfolgt eine adjuvante Chemotherapie, deren Ziel darin besteht, die eventuell noch verbleibenden Krebszellen durch zellwachstumshemmende Medikamente (Zytostatika) abzutöten. Heutzutage wird üblicherweise eine Platinverbindung (Cisplatin oder Carboplatin) in Kombination mit Paclitaxel eingesetzt.
Einem neuen Ansatz zufolge könnte eine intraperitoneale Therapie einer ausschließlich intravenösen Kombitherapie überlegen sein. Für Patientinnen mit Eierstockkrebs ist es besonders wichtig, in einer Spezialklinik behandelt zu werden, die über genügend Erfahrung in der Therapie dieser Tumorart verfügt.
Interessant ist, dass bei Eierstockkrebs bezüglich der Erkrankungsrate ein Nord-Süd-Gefälle vorliegt. In den nördlichen europäischen Staaten erkranken deutlich mehr Frauen an dieser Krebsart als im Süden Europas. Deutschland liegt im europäischen Vergleich im Mittelfeld. Weltweit ist die Anzahl der Neuerkrankungen in europäischen und nordamerikanischen Ländern rund doppelt so hoch wie in Afrika oder Asien.
Nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden die Formen von Eierstockkrebs (Ovarialtumoren) nach den Zellen untergliedert, aus denen sie sich gebildet haben. Eierstocktumoren gehen in ca. 65 % der Fälle vom Epithelgewebe, d. h. von den oberen Zellschichten, aus. Die bösartigen Ovarialtumoren, die vom Epithel ausgehen, werden auch als Ovarialkarzinome bezeichnet.
Keimzelltumoren machen rund 21 % der Neoplasien des Eierstocks aus. Sie entstehen aus unreifen Eizellen oder embryonalen Zellen. Neben diesen hauptsächlich auftretenden Formen zählen zu den Ovarialtumoren außerdem sog. Keimstrang-Stroma-Tumoren (ca. 3 %), Lipidzelltumoren (weniger als 1 %) sowie diverse gemischte Formen und tumorähnliche Veränderungen.
Antje Habekuß