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Neurodermitis

Neurodermitis ist eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung, die von einem starken Juckreiz und trockener Haut gekennzeichnet ist. Auf der Haut entstehen rote, entzündliche, schuppende Ekzeme, die gelegentlich auch nässen.

Neurodermitis
© iStock - Kwarkot

Alina Frisenhan: Die Gesundheit selbst in die Hand nehmen

Alina Frisenhan hat seit ihrem dritten Lebensjahr Neurodermitis. Auf ihrem Instagram-Blog @alina.wird.gesund tauscht sie sich mit anderen Betroffenen über die Krankheit aus und berichtet über ihren Weg, mit der Krankheit umzugehen.

Frau Frisenhan, können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie zum ersten Mal merkten, dass Sie an Neurodermitis erkrankt sind?

Alina Frisenhan: An die Anfänge der Krankheit kann ich mich nicht erinnern. Meine Mutter hat mir jedoch erzählt, dass bereits in meinem dritten Lebensjahr, als ich in den Kindergarten kam, die typischen Hauterscheinungen in den Armbeugen, an den Handgelenken und Kniekehlen auftraten. Als ich dann in der Grundschule war, habe ich an einem Selbstverteidigungskurs teilgenommen. Ich erinnere mich noch genau, dass eine Freundin zu mir gesagt hat, sie wolle mich wegen der Hautveränderungen nicht an den Handgelenken anfassen. Anschließend bin ich mit verbundenen Armbeugen zur Schule gegangen, weil ich mich so geschämt habe. Wir alle wissen, dass Kinder sehr gemein sein können. Ich habe mich zurückgezogen und im Bett geweint. Meine Mutter hat daraufhin beschlossen: Wir gehen zum Hautarzt.

Wie sind Sie dann behandelt worden?

Mit Kortison – übrigens bereits seit dem dritten Lebensjahr. In der Apotheke erhielt ich immer eine extra angemischte Creme, die es in einer weißen Dose mit rotem Deckel gab. Diese weißen Dosen mit rotem Deckel sind es auch, die ich mit der Behandlung der Neurodermitis verbinde. Selbst meinem Bruder geht es so. Als er beim Aufräumen im Schrebergarten ein solches Plastikdöschen fand, sagte er sofort zu mir: „Alina, schau mal. Die kennst du doch.“ Insgesamt bin ich fast 20 Jahre lang mit Kortison behandelt worden.

Wie hat sich die Neurodermitis bei Ihnen verändert?

Als ich ganz jung war, hat sich die Neurodermitis an den bereits genannten typischen Hautstellen gezeigt. Wenn ich stark geschwitzt habe, haben sich die Symptome verstärkt. Ich wurde dauerhaft mit Kortison behandelt, hatte gute und schlechte Phasen. Durch die Pubertät ging die Neurodermitis sehr stark zurück, es gab Monate und sogar Jahre, in denen sie völlig verschwunden war.

2019 ging es dann wieder los. Zuerst zeigten sich kleine rote Pünktchen auf dem Handrücken, die zu roten Bläschen wurden. Mein linker Zeigefinger war dauerhaft trocken und eingerissen, mein rechter Daumen auch. Ich wusste sofort, dass es sich dabei um meine Neurodermitis handelte. Schlimmer wurde die Neurodermitis immer, wenn ich Süßigkeiten gegessen habe. Auch Zitrusfrüchte vertrage ich bis heute nicht. Zur Behandlung habe ich dann eben Kortison genommen und die Symptome haben sich verbessert. Das Behandeln der Haut mit Kortison war für mich völlig normal.

Doch dann kam Corona und damit die Maskenpflicht. Durch das Tragen der Maske hat sich bei mir ein extrem starkes Mundekzem entwickelt. Ich konnte den Mund kaum mehr öffnen, weil alles nässte und wehtat. Mein kompletter Handrücken war entzündet, meine Fingerknöchel waren kaum mehr zu erkennen, ich konnte die Finger fast nicht mehr ausstrecken. Vermutlich war daran auch die Psyche beteiligt, denn durch Corona waren alle gestresst. Doch so heftig waren die Beschwerden noch nie gewesen. Ich ging also zum Hautarzt.

Der meinte dann – wie eigentlich immer – nur: „Ach ja, Sie haben ja Neurodermitis. Nehmen Sie vier Tage lang Kortison und schleichen sie es im Anschluss langsam aus. Das habe ich einige Monate so gehandhabt, doch wenn ich das Kortison absetzte, kehrte die Neurodermitis jedes Mal viel schlimmer zurück. Meine Armbeugen, meine Kopfhaut, meine Lippen, meine Hände waren betroffen. Es war so fürchterlich, dass ich nachts mit einem Handtuch schlief, so sehr nässte die Haut. Meine Kleidung hat an meiner Haut geklebt und sie nach dem Schlafen auszuziehen, war schrecklich.

Daraufhin haben meine Eltern gemeint, dass es jetzt an der Zeit sei, eine Hautklinik aufzusuchen. Ich bin also nach Heidelberg zu einem Spezialisten gefahren. Hier wurde zum ersten Mal mein Darm untersucht, es wurde eine Stuhlanalyse vorgenommen. Ich habe mich damals zunächst gewundert, doch mir wurde erklärt, dass bei vielen Menschen mit Neurodermitis Hefepilze im Darm zu finden seien, was die Beschwerden verstärke. Ich dachte nun, dass meine Neurodermitis verschwindet, wenn ich den Pilz behandele, nahm also ein Antimykotikum gegen die Hefepilze und erhielt Kortison gegen den Neurodermitis-Schub. Doch als ich das Kortison wieder absetzte, kam die Neurodermitis zurück – genauso schlimm wie zuvor.

Ich war verzweifelt. Es konnte doch nicht sein, dass ich der einzige Mensch bin, der als austherapiert gilt. Denn immer wieder sagten mir die Ärzt*innen, dass ich das Kortison einfach nur länger nehmen und noch langsamer ausschleichen sollte. Doch das funktionierte so nicht.

Ich gab dann auf Instagram den Hashtag „Neurodermitis“ ein und fand viele Blogs von Frauen und Männern, die ebenfalls betroffen waren. Ich merkte, ich bin absolut nicht allein. Zunächst aus Verzweiflung habe ich dann meinen Blog @Alina.wird.gesund auf Instagram gegründet – mit der Absicht, Hilfe zu finden. Mein erster Beitrag war ein Selfie von mir mit der Frage, ob jemand eine Idee hat, was ich noch unternehmen kann. Ich habe mich anschließend mit vielen Menschen ausgetauscht. Es kamen Unmengen an Kommentaren, was ich alles machen kann.

Das Thema Darm wurde angesprochen, es ging um Unverträglichkeiten, Veganismus – und den meisten ging es wie mir mit dem Kortison. Ich habe dann einiges ausprobiert, so richtig half mir jedoch alles nicht. Dann habe ich meine damalige Gesundheitsberaterin kennengelernt, die sich selbst durch ganzheitliche Therapien und naturheilkundliche Maßnahmen von der Neurodermitis befreit hat. Als ich mit ihr in Kontakt trat, habe ich ihr gesagt, dass sie meine einzige Hoffnung sei, und sie gefragt, ob sie mir helfen könne.

Ich habe ihr also die Situation geschildert, auch die Geschichte mit dem Hefepilz erzählt. Darauf hat sie nachgefragt, ob ich generell häufiger Darmprobleme hätte. Es stimmte, die hatte ich. Es traten häufiger Magenkrämpfe und Schmerzen auf, die ich jedoch nie so ernst genommen habe. Meine Gesundheitsberaterin meinte daraufhin, dass eine Darmanalyse sinnvoll sei, weil der Darm und die Haut zusammenhängen und der Darm die Haut beeinflusse.

Bei der Auswertung der Darmanalyse kam heraus, dass ich einen „leaky gut“ habe, d. h. meine Darmwand ist durchlässig. Auch die guten Darmbakterien waren verringert und ich hatte Entzündungen im Darm. Ich habe vor Erleichterung angefangen zu weinen und mir gleichzeitig gedacht: Ab jetzt wird alles gut. Und so war es auch. Ich habe eine Darmreinigung durchgeführt, danach einen Darmaufbau vorgenommen und das Kortison abgesetzt. Ich bin nun seit über einem Jahr kortisonfrei. Seit der Darmreinigung kann ich es weglassen.

Wie kann man sich Darmreinigung und Darmaufbau vorstellen?

Das ist individuell unterschiedlich, weshalb man Darmreinigung und -aufbau nicht auf eigene Faust durchführen sollte. Für mich bedeutete es z. B., meine Ernährung umzustellen auf eine basische Ernährung. Hinzu kommt die Einnahme von Präbiotika und Probiotika, die das Darmmikrobiom ändern, also das Vorhandensein „guter“ Bakterien zu fördern. Daneben nehme ich Kurkuma, ein Gewürz, das antientzündlich wirkt.

Ich achte jeden Tag auf meine Darmgesundheit, obwohl ich das in dem Maße vermutlich nicht mehr müsste, ernähre mich basisch und komplett vegan. Diese täglichen Routinen helfen mir dabei, meine Haut gesund zu halten.

Ich treibe wieder regelmäßig Sport und bin unglaublich froh darüber, denn mit der starken Neurodermitis ging das nicht. Kraftsport war damals mein Hobby, doch wenn ich schwitzte, hat meine Haut fürchterlich gebrannt. Seitdem mein Hautzustand sich verbessert hat, kann ich meinem geliebten Sport wieder nachgehen. Außerdem achte ich auf ausreichend Schlaf und auf den Abbau von Stress, denn die Psyche beeinflusst die Neurodermitis ebenfalls.

Aufgrund meiner Erfahrungen möchte ich anderen Betroffenen Folgendes mitgeben: Man sollte die eigene Gesundheit selbst in die Hand nehmen. Ich lebe nach der Devise, dass die Schulmedizin mein Leben gerettet hat, jedoch nicht meine Gesundheit. Wer sich in einer ähnlichen Situation befindet, wie ich noch vor einiger Zeit, kann gerne über Instagram Kontakt mit mir aufnehmen und mir schreiben.

Quelle: Allergikus 1/2022

13.09.2022
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