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Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Breast Care Nurses: Lotsinnen für Frauen mit Brustkrebs

„Ich bin eine der engsten Kontaktpersonen für Frauen mit Brustkrebs, die in unser zertifiziertes Brustzentrum kommen. Von der Erstvorstellung in der Klinik bis zum Abschlussgespräch sind wir Breast Care Nurses neben den Ärzt*innen die Ansprechpartnerinnen für die Betroffenen zu allen Fragen rund um ihre Erkrankung und deren Behandlung“, berichtet Ina Dietrich.

Seit 2008 ist Ina Dietrich als Breast Care Nurse an einem zertifizierten Brustzentrum in Hamburg tätig – anfangs als einzige Pflegekraft mit dieser Zusatzweiterbildung, inzwischen hat sie zwei weitere Kolleginnen.

Der englische Begriff „Breast Care Nurse“ wird oft einfach als „Brustschwester“ übersetzt, was den Inhalt der Tätigkeit nicht gut trifft. In Großbritannien gibt es Breast Care Nurses bereits seit 1987. Sie wurden damals bei der Einführung des Mammografie-Screenings eingeführt. Jeder Frau, bei der Brustkrebs diagnostiziert wurde, sollte – so die damalige britische Idee – eine speziell für diese Aufgabe ausgebildete Krankenschwester in allen psychosozialen Belangen zur Seite stehen. Das Berufsbild verbreitete sich in Europa, die Bezeichnung blieb mangels guter Alternativen englisch.

Ina Dietrich und ihre Kolleginnen haben den ersten Kontakt zu Brustkrebspatientinnen oft schon, wenn diese sich telefonisch zur Vereinbarung eines Termins beim Brustzentrum melden, denn die Telefonnummern der Breast Care Nurses stehen auf der Website der Klinik.

Spätestens beim Erstgespräch lernen Patientinnen „ihre“ Breast Care Nurse kennen. Sie begleitet und betreut die Patientin durch ihren Untersuchungsgang und Behandlungsweg in der Klinik, ist das Verbindungsglied zwischen den Ärzten, allen anderen an der Behandlung Beteiligten und der Patientin. „Wir kümmern uns um Fragen rund um die Krebsbehandlung – wir vereinbaren und koordinieren z. B. ärztlich angeordnete Untersuchungstermine, begleiten die Patientinnen auf Wunsch auch dorthin, sind bei den Visiten dabei und versuchen in jeder Hinsicht, den Frauen in dieser schwierigen Situation Halt zu geben“.

Dank guter Vernetzung gibt es Hilfe bei allen Fragen

Dazu gehört auch, gewünschte Kontakte zu Anbietern und Einrichtungen zu vermitteln, die Patientinnen während des Klinikaufenthalts und nach der Entlassung aus der Klinik weiterhelfen können: niedergelassene Onkolog*innen und Strahlentherapeut*innen für die Folgetherapien nach der Operation, Sozialdienst, Psychoonkologie, Seelsorge, Physiotherapie, Sanitätshäuser, Perückenstudio sowie – ganz wichtig – Selbsthilfegruppen.

In diesem Rahmen können auch Fragen geklärt werden, die die Familie der Patientin betreffen: Wer kümmert sich um pflegebedürftige Angehörige, solange die Patientin im Krankenhaus ist? Gibt es onkologische Reha-Einrichtungen, in die Mütter ihre Kinder mitbringen können? Wie kann man eine Rehabilitation beantragen oder die Berentung?

Beantworten lassen sich so vielfältige Fragen nur in einem gut funktionierenden, engmaschigen und gleichzeitig ausgedehnten qualifizierten Netzwerk. „Gerade in der kurzen Zeit der Krankenhausbehandlung ist die Netzwerkstruktur für die gute Betreuung der Frauen wichtig. In regelmäßigen Qualitätszirkeln (z. B. „Netzwerktreffen“) können die Prozesse der verschiedenen Abteilungen und externen Anbieter evaluiert, besprochen und auf kurzem Dienstweg für Betroffene individuell angepasst werden. Der wichtigste Vorteil dieses Vorgehens ist die erhöhte Zufriedenheit der Patientinnen, die wesentlich zu einem verbesserten Heilungsverlauf beiträgt“, erläutert Ina Dietrich.

„Wir kümmern uns um alle psychosozialen Fragen, Wünsche und Sorgen, die rund um den Klinikaufenthalt entstehen.“

Während des kurzen stationären Aufenthalts, der drei bis fünf Tage rund um die Operation umfasst, stehen Breast Care Nurses Patientinnen bei allen wichtigen Gesprächen zur Seite. „Meistens haben wir in dieser Zeit etwa vier bis fünf Kontakte zu der Patientin, wozu auch Nachbesprechungen zu den Arztgesprächen und zum Entlassungsgespräch gehören, um Aussagen der Ärzt*innen zu erläutern und auf Nachfragen einzugehen.“

Aber auch für individuelle Gespräche ist Zeit, bei denen alle Sorgen und Ängste angesprochen werden können. „Muss ich sterben?“, ist die häufigste Frage ihrer Patientinnen, sagt Ina Dietrich. Auch die Sorge, was aus ihren Kindern werde, beschäftigt junge Patientinnen stark, ebenso Fragen der sozialen Absicherung.

Durch den „Mamma-Treff“ den Kontakt zum Brustzentrum halten

Jede Patientin bekommt bei Entlassung einen persönlichen Ordner mit ihren medizinischen Unterlagen, aber auch mit Kontaktadressen für evtl. weitere Unterstützungsmöglichkeiten sowie passendem Informationsmaterial. Als wichtigste Informationsquelle für die Breast Care Nurses bleibt die digitale Krankenakte verfügbar, denn manche Frauen kommen ein zweites Mal ins Brustzentrum, etwa mit einem Rezidiv.

Da sich einige Frauen eine dauerhafte Anbindung wünschten, hat eine ehemalige Patientin vor sechs Jahren eine bewegungsorientierte Gruppe gegründet, den „Barmbeker Mamma-Treff“. Derzeit gehen die Frauen coronabedingt nur zu zweit draußen spazieren oder walken. Normalerweise trifft sich die Gruppe, die Frauen im Alter von 30 bis 80 Jahren umfasst, einmal pro Monat zu unterschiedlichen Aktivitäten wie z. B. Ausflügen.

Wie kommt Ina Dietrich mit dem täglichen Umgang mit krebskranken Frauen klar?

„Meine Tätigkeit empfinde ich als sehr lohnenswert – man kann den Patientinnen in vielfältiger Weise weiterhelfen, und oft haben wir über einen längeren Zeitraum Kontakt. Zudem sind wir ein sehr gutes multiprofessionelles Team. Wenn schwere Situationen eintreten, wenn man Patientinnen gehen lassen muss, dann stehen die Psychoonkologen und die Seelsorger auch für uns im Team zu Gesprächen bereit. Und privat bekomme ich den Kopf frei, wenn ich in der Natur bin, Fahrrad fahre oder Yoga mache. Auch meine Familie hat mich von Anfang an unterstützt.“

Was ist der Unterschied zwischen einer Breast Care Nurse und einer Onkologischen Fachkrankenpflegerin?

Die Breast Care Nurse ist Pflegeexpertin für Brusterkrankungen, hierbei steht besonders die spezielle psychosoziale Begleitung von Frauen mit Brustkrebs im Vordergrund. Die kürzere Weiterbildung umfasst ausschließlich brustbezogene Themen. Die onkologische Fachpflege beschäftigt sich allgemein mit allen Krebserkrankungen und der Ausführung der pflegerischen, psychosozialen Betreuung von Betroffenen.

Onkologische Fachpflegekräfte haben nach der Krankenpflege-Ausbildung und mehrjähriger Tätigkeit in der Onkologie eine zweijährige berufsbegleitende Weiterbildung absolviert und mit einer Prüfung abgeschlossen.

Breast Care Nurses durchlaufen ebenfalls eine berufsbegleitende Weiterbildung, die in Deutschland bisher nicht einheitlich strukturiert ist. Voraussetzung ist auch hier eine abgeschlossene Ausbildung als Krankenpflegerin oder Hebamme.

Nach den Anforderungen der Europäischen Brustkrebs-Fachgesellschaft (EUSOMA) für die Zertifizierung von Brustzentren müssen Breast Care Nurses verfügbar sein, während in den durch OnkoZert zertifizierten Brustkrebs-Zentren der Deutschen Krebsgesellschaft – wie in den anderen onkologischen Zentren – onkologische Fachpflegekräfte gefordert sind. Das hat zur Folge, dass in Brustzentren sowohl Breast Care Nurses tätig sind als auch onkologisch qualifizierte Fachkräfte, die ebenfalls Brustkrebspatientinnen zur Seite stehen.

Quelle: Leben? Leben! 2/2021

 

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