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Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Brustkrebs in der Schwangerschaft

Brustkrebs in der Schwangerschaft stellt werdende Mütter vor eine ganz besondere Herausforderung. Privatdozentin Dr. Rachel Würstlein, Universität München, erklärt, welche Besonderheiten bei der Behandlung berücksichtig werden müssen.

Wird bei einer Schwangeren verändertes Gewebe in der Brust entdeckt, wie geht es dann weiter?

Zunächst einmal ist es wichtig, dass abklärungsbedürftige Brustbefunde in der Schwangerschaft ernst genommen und auch abgeklärt werden. Die Diagnostik sollte sich durch die Schwangerschaft nicht verzögern.

Wie wird eine Brustkrebserkrankung in der Schwangerschaft behandelt?

Die Behandlung von Brustkrebs in der Schwangerschaft richtet sich so weit wie möglich nach den Standards der Brustkrebsbehandlung, vorausgesetzt, die Schwangere (das Paar) entscheidet sich für die Fortführung der Schwangerschaft. Als Behandlungsteam tragen wir dann für zwei Menschen Sorge: Mutter und Kind. Dies gelingt nur bei einer sehr engen Vernetzung von Fachbereichen und einer individuellen Planung der Therapie. Das onkologische und perinatologische Team (Geburtshilfe, Neonatologie, Kinderarzt) müssen die Behandlung und den Behandlungserfolg immer wieder gemeinsam  überprüfen. Dies ist nur in den Brustzentren der großen Frauenkliniken möglich. Es geht dabei vor allem auch darum, eine Frühgeburt zu vermeiden. Darüber hinaus sind hier Unterstützung durch Pflegekräfte, Hebammen, Psychoonkologen und den Sozialdienst sehr wichtig. Ziel der Behandlung sind ein gutes Outcome der Mutter und ein gesundes Kind.

Wie sieht die Therapie konkret aus?

Ab der 15. Schwangerschaftswoche orientieren sich viele Behandlungsanteile so nahe wie möglich an den Standards. Dies betrifft vor allem die Operation und die Chemotherapie. In jeder Schwangerschaftsphase ist die Brustoperation möglich, so, wie wir auch andere OPs durchführen würde, z. B. bei einer Blinddarmentzündung oder nach einem Trauma. Daher spielt es eine wichtige Rolle, in welcher Schwangerschaftswoche der Krebs diagnostiziert wurde. Darüber hinaus entscheiden das Tumorstadium und der Tumortyp über die Behandlung.

Welche Besonderheiten gibt es bei der Behandlung?

Generell können medikamentöse Therapien im ersten Drittel der Schwangerschaft nur eingeschränkt durchgeführt werden, um das Kind nicht zu schädigen. Im letzten Drittel erwägt man vielleicht sogar einen Behandlungsstart erst nach der Geburt. Im mittleren Drittel der Schwangerschaft wird der beste Weg gesucht. Oft bedeutet dies, dass zunächst mit der Chemotherapie begonnen wird und erst später dann die Operation der Brust erfolgt. Wenn wir uns mit der betroffenen Patientin für eine Chemotherapie in der Schwangerschaft entscheiden, dann erfolgt diese unter engster Überwachung von Mutter und Kind.

Eine besondere Herausforderung ist die Betreuung von Frauen mit metastasiertem Brustkrebs und einer Schwangerschaft. Hier werden ganz individuelle Behandlungskonzepte eingesetzt.

Welche Behandlungen sind in der Schwangerschaft nicht möglich?

Bestrahlung, Antikörpertherapie ( HER2 gerichtete Therapie) und antihormonelle Therapie können in der Schwangerschaft nicht durchgeführt werden.

Gibt es auch Einschränkungen bei der Diagnostik?

Ja. Auch in der Diagnostik können manche Verfahren (CTs, Knochenszintigrafie, MRT ) nicht wie sonst durchgeführt werden. Diese Untersuchungen werden dann nach der Geburt nachgeholt.

Welche Gefahren birgt eine Behandlung für das ungeborene Kind?

Wir wissen aus der allgemeinen Onkologie und langen Nachbeobachtungsdaten, dass Kinder, die im Mutterleib die Chemotherapie der Mutter erlebt haben, keine Nachteile haben. Dennoch fehlen natürlich größere Fallzahlen. Das größte Risiko für die Kinder ist eine Wachstumsverzögerung oder Entwicklungsverzögerung während der Schwangerschaft und die Frühgeburt. In Deutschland haben wir sehr viel Erfahrung gesammelt über das Register der GBG, in dem die Daten zu Schwangerschaft, Therapie und Verlauf für Mutter und Kind genau beobachtet werden. Die Kinder werden nach der Geburt von den Kinderärzten engmaschig in Bezug auf ihre Entwicklung untersucht.

Würde eine Beendigung der Schwangerschaft die Prognose der Frau verbessern?

Alle Studien zeigen, dass ein Abbruch der Schwangerschaft die Prognose der Frau nicht verbessert. Bedingt durch die Lebensumstände – vor allem das Alter der Mutter – und die folgenden Therapien (oft über Jahre) ist außerdem die aktuelle Schwangerschaft oft die einzige Chance auf ein eigenes Kind.

Daher ist es besonders wichtig, dass der zuständige Frauenarzt bei unklarem Brustbefund zeitnah eine Abklärung veranlasst und bei Bestätigung einer Brustkrebsdiagnose einen Termin in einem Zentrum vereinbart, das mit der Krebsbehandlung von Schwangeren Erfahrung hat. Dort kann dann eine ergebnisoffene Beratung erfolgen und die Eltern haben die Möglichkeit, mit mehreren Experten, wie dem Onkologen,  dem Kinderarzt und Geburtshelfern zu sprechen, um dann eine informierte Entscheidung treffen zu können.

Worauf kommt es bei der Krebsbehandlung von Schwangeren sonst noch besonders an?

Das Wichtigste ist das Vertrauen zwischen Eltern und den behandelnden Teams im Brustzentrum und im Kreißsaal. Die Behandlung und die Begleitung bei der Geburt sind selbst in sehr erfahrenen Zentren etwas ganz Besonderes und wir alle freuen uns, wenn Mutter und Kind nach der Schwangerschaft, beziehungsweise nach abgeschlossener Behandlung, gesund entlassen werden können. Zu diesen Patientinnen entsteht eine ganz besondere Bindung und, wenn dann die jährliche Geburtstagskarte mit dem heranwachsenden Kind und der gesunden Mutter kommt, feiern wir im Brustzentrum immer mit.

Wenn das Baby auf der Welt ist, kann die Mutter während der Behandlung ganz normal stillen?

In der Regel empfehlen wir, abzustillen, da fast immer noch weitere Behandlungsschritte bei der Mutter erfolgen: Bestrahlung, Chemotherapie, Antikörper oder antihormonelle Therapien. Hingegen kann eine Mutter nach einer abgeschlossenen Brustkrebsbehandlung oft gut stillen. Sinnvoll ist dann die enge Begleitung durch eine Hebamme und Stillberaterin.

Die Geburt kann in der Regel auch bei einer Brustkrebserkrankung in der Schwangerschaft spontan erfolgen, es muss nicht zwingend ein geplanter Kaiserschnitt sein.

Quelle: Leben? Leben! 3/2020

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