Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Rund 100.000 Menschen mit Typ-1-Diabetes leben Schätzungen zufolge derzeit in deutschen Pflegeheimen. Nach Angaben des Deutschen Gesundheitsberichtes Diabetes 2020 wissen jedoch nicht alle Pflegekräfte über die Ursachen und die richtige Behandlung des Diabetes Bescheid. Dies ist auch dadurch begründet, dass es unter den Pflegekräften eine große Fluktuation gibt.
Daher sind beispielsweise mitunter die Unterschiede zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes nicht bekannt. Das kann beispielsweise dazu führen, dass Insulininjektionen aus Angst vor Unterzuckerungen bei alten Menschen mit Typ-1-Diabetes weggelassen werden. Auf der anderen Seite stellen Hypoglykämien eine der häufigsten Komplikationen bei Diabetes im Alter dar, so die Praxisleitlinie Diabetes mellitus im Alter. So sei die Inzidenz schwerer Hypoglykämien mit 7,8 % pro Patient und Jahr in Pflegeheimen sehr hoch.
Wichtig erscheint eine gute Qualifizierung des Pflegepersonals: Wie der Gesundheitsbericht Diabetes 2020 betont, kann auch ein komplexes Insulinregime über längere Zeit durch gut geschultes Pflegepersonal aufrechterhalten werden. Das zeigt sich beispielsweise bei der Behandlung von essgestörten Patient*innen, die eine intensivierte Insulintherapie erhalten können, wenn die Pflegekräfte wissen, dass sie vor den Mahlzeiten den Blutzucker messen und anschließend an die Mahlzeit Insulin unter Berücksichtigung der Essensmenge verabreichen müssen und dieses Vorgehen auch verstanden haben.
Eine neue Weiterbildung zur sogenannten Diabetespflegefachkraft (Basisqualifikation, stationär oder Langzeitpflege) der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) könnte nach Angaben des Gesundheitsberichtes Diabetes nicht nur das diabetesbezogene Wissen der Pflegekräfte und die Strukturqualität der Einrichtung verbessern, sondern letztendlich auch die Versorgung älterer Menschen mit Diabetes.
Der Gesundheitsbericht Diabetes betont, dass sich insbesondere viele Menschen mit Typ-1-Diabetes wünschen, im Alter ihre bisherige Therapieform fortführen zu können. Zugleich zeigen Befragungen, dass sie es eher vorziehen, im Alter häuslich oder in einer Diabetes-WG versorgt zu werden, als in einem Pflegeheim. Entsprechend gibt es auch bei vielen Angst vor dem Alter und davor, pflegebedürftig zu werden. In Zukunft kann zudem möglicherweise die Zuckermessung mittels Sensoren bei alten Menschen standardmäßig zum Einsatz kommen.
Quelle: Befund Diabetes 4/2020