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Krebs allgemein

Krebs ist eine vielschichtige Krankheit. Man versteht darunter jede Veränderung eines Gewebes, bei der die Zellen sozusagen ihre Differenzierung verlieren und daher autonom, also selbstständig wachsen können.

Krebs allgemein
© iStock - koto_feja

Essen bei Krebs: Alles, was schmeckt und davon genug

Die Krebserkrankung selbst, aber auch die Therapie können die Ernährung schwierig machen: Es mangelt an Appetit, Fatigue behindert die Nahrungsaufnahme, der Geschmackssinn fehlt oder das Essen hat einen unangenehmen Beigeschmack.

„Essen Sie, was Ihnen guttut und was Ihnen schmeckt“ ist eine Grundregel, die für alle Tumorpatientinnen gilt. „Natürlich ist auch bei einer Krebserkrankung eine gesunde Ernährung sinnvoll, aber wichtiger ist, überhaupt etwas zu essen, was schmeckt und vertragen wird“, betont Diätassistentin Barbara Scheerer, „denn jeder Bissen und jede Kalorie zählt!“. Dies gilt insbesondere, wenn schon viel Gewicht verloren wurde.

Als Prinzip bei ungewolltem Gewichtsverlust empfiehlt sie„eine von den Lebensmitteln her gesunde, aber hochkalorisch gestaltete“ Ernährung:

  • viele kleine Portionen essen (Snacking)
  • kalorien- und eiweißreiche Nahrungsmittel bevorzugen, da Krebskranke etwa 1/3 mehr Eiweiß benötigen als Gesunde
  • Snacks griffbereit im Raum verteilen, damit das Essen schnell zur Verfügung steht
  • Mahlzeiten schön gestalten, appetitlich anrichten
  • bei Abneigung gegen Essen notfalls für Ablenkung sorgen (Fernsehen)
  • jeder Lust auf Essen, jedem kleinen Appetitimpuls sofort nachgeben, egal wann er sich bemerkbar macht – auch wenn es nachts ist

Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln

Bestimmte Nährstoffe zusätzlich einzunehmen, ist nur bei nachgewiesenem Mangel sinnvoll und sollte unbedingt in Rücksprache mit Onkolog*innen erfolgen. „Wenn Nahrungsergänzungsmittel in hohen Dosierungen eingenommen werden, sind zudem Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich. Besonders die Einnahme von Antioxidanzien kann ganz falsch sein, denn der damit angestrebte Zellschutz wirkt der Chemotherapie entgegen, die ja Zellen abtöten soll. Man würde einen Rasen mit viel Unkraut auch nicht düngen, denn der Dünger unterscheidet nicht zwischen Gras und Unkraut, und die Antioxidanzien tun dies ebenso wenig!“

Bei bestätigtem Mangel z. B. von Vitamin D, Folsäure, Kalzium oder Zink könne auf Anweisung der Onkologin/des Onkologen gezielt supplementiert werden, aber nicht in Eigenregie warnt Barbara Scheerer.

Vegetarisch ja, vegan nein – und nicht während der Krankheit umstellen

Wer sich vor der Krebserkrankung bereits vegetarisch ernährt hat, über das notwendige Wissen dazu verfügt und gut informiert ist, kann die vegetarische Ernährung oftmals beibehalten. „Vegetarisch zu leben bedeutet mehr, als nur das Fleisch wegzulassen“, betont Barbara Scheerer. Da tierische Proteine vom Körper besser verwertet werden können als pflanzliche, ist bei Erkrankungen der Verzehr von Milchprodukten und Eiern, also Ovo-Lakto-Vegetarismus, zu empfehlen.

„Eine vegane Ernährung wird hingegen bei Krebs nicht befürwortet“, warnt die Diätassistentin. Die ausreichende Aufnahme von Eiweiß und Eisen ist meist nicht gewährleistet. Auch die ausreichende Kalziumversorgung ist ein Problem, das man jedoch mit kalziumangereicherten Produkten lösen kann. Je nach Therapie kann bei Brustkrebspatient*innen auch die bei Veganerinnen oft erhöhte Phytoöstrogenaufnahme zum Problem werden, z. B. bei hormonabhängigen Tumoren und Antihormontherapie.

Von einer Umstellung der Ernährung während akuter Krankheits- oder Therapiephasen hin zu vegetarischer oder gar veganer Ernährung wird abgeraten. „Eine Ernährungsumstellung ist immer Stress für den Körper, der ihm bei Krankheit nicht zugemutet werden sollte“.

… und wenn gar nichts mehr schmeckt oder Ekel aufkommt?

Auch dann gibt es noch einige „Tricks“, um etwas essen zu können: Bewegung und frische Luft stärken den Appetit, manchmal hilft auch Ablenkung wie z. B. Fernsehen, um „nebenbei“ etwas zu essen. Appetitanregend wirken auch Bitterstoffe wie z. B. Ingwer oder Chicorée; Bitter Lemon oder Tonic Water zu trinken, kann ebenfalls den Appetit unterstützen.

Das Essen auf sehr großen Tellern anzurichten, lässt die Portionen kleiner wirken. „Wer sich bekochen lässt, sollte auf eine geschlossene Küchentür achten, denn manche Patientinnen werden schon durch Essensgerüche satt. Bei Geschmacksveränderungen, z. B. metallischem Geschmack, sollte man eher aufs Lieblingsgericht verzichten, weil man dann enttäuscht ist, wenn es nicht so gut schmeckt wie gewohnt oder sogar eine Abneigung dagegen entwickeln könnte.

Wenn gar nichts mehr gegessen werden kann, kommt Trinknahrung zum Einsatz. „Das ist eine große Stütze in schwierigen Phasen“, sagt Barbara Scheerer. „Sie kann ergänzend getrunken und variiert werden, z. B. in Joghurt oder Cappuccino eingerührt oder als Eiswürfel gelutscht.“ Eine bis zwei Portionen am Tag sind eine gute Anreicherung der Nahrung, bei einer kompletten Ernährung mit vollbilanzierter Trinknahrung sind vier bis fünf Portionen nötig.

Ernährungsberatung früh einbeziehen

Sinnvoll ist auf jeden Fall – bereits in einer frühen Krankheitsphase – eine fachkundige Ernährungsberatung. „Die Mangelernährung wird häufig erst spät entdeckt. Wenn die Ärztin/der Arzt sagt „Sie sollten aber mehr essen, sonst müssen wir eine Therapiepause machen“, sind oft schon viele Kilos verloren gegangen. Mit dieser Aussage allein sind außerdem viele Patientinnen überfordert, da sie nicht wissen, wie sie zunehmen können. Dass sich nicht mehr Patientinnen Hilfe durch Ernährungsberatung holen, hängt mit der Sorge zusammen, dass dann die ganze Ernährung umgestellt und Vieles verboten wird. Das Gegenteil ist der Fall!“

Barbara Scheerer ist VDD-zertifizierte Diätassistentin und Onkologische Ernährungsberaterin. Daneben berät sie Krebspatient*innen online oder telefonisch zu Ernährungsfragen über die Website www.was-essen-bei-krebs.de, die von einem gemeinnützigen Verein getragen wird. Für die Beratung entstehen Patient*innen keine Kosten.

Quellle: Leben? Leben! 2/2022

31.12.2022
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