Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.
Nach der Behandlung eines Mammakarzinoms im Frühstadium (Stadien 0-IIIA) erleben zwei von drei Frauen eine gleichmäßige Fatigue auf niedrigem Niveau, die bis zu 18 Monate anhält. Dies fand die Psychologin Prof. Dr. Julienne Bower, Universität von Kalifornien in Los Angeles, heraus.
Dass viele Krebspatientinnen unter Fatigue leiden, ist schon lange bekannt. In den meisten bisherigen Studien dazu wird angegeben, dass Fatigue auftritt, schreibt Prof. Bower in der Fachzeitschrift Cancer. Wie stark die Fatigue ist, wann sie im Erkrankungsverlauf auftritt und ob sie sich währenddessen verändert, ist hingegen weitgehend unklar.
Prof. Bower untersuchte daher 270 Frauen mit einem Mammakarzinom im Frühstadium und befragte sie zu fünf Zeitpunkten: zu Beginn und nach Beendigung der Behandlung sowie jeweils sechs, zwölf und 18 Monate nach Abschluss der Therapie. Die Behandlung der Betroffenen bestand aus Bestrahlung, (neo)adjuvanter Chemotherapie und/oder Hormontherapie. Um alle Aspekte von Fatigue zu erfassen, wurden verschiedene spezielle Fragebögen verwendet, u. a. zur Schlafqualität.
Fünf verschiedene Verläufe von Fatigue konnten so unterschieden werden: Zwei von drei Patientinnen erlebten eine geringgradige Fatigue, die sich im Verlauf der Behandlung nicht wesentlich veränderte, vor allem nicht an Intensität zunahm. 13 Prozent der Frauen litten an einer hochgradigen Fatigue, die über den gesamten Zeitraum anhielt und sich wenig veränderte. Bei 4 Prozent war die Fatigue anfangs stark ausgeprägt, sank aber im Verlauf der anderthalbjährigen Beobachtungszeit ab. Etwa 9 Prozent der Frauen erlebten einen umgekehrten Verlauf mit geringer Fatigue bei der ersten Untersuchung und ansteigenden Beschwerden über den Zeitraum. Die restlichen 8 Prozent der Patientinnen wiesen beim ersten Termin, noch vor dem Beginn der Therapie, ein niedriges Fatigue-Niveau auf, das während der Behandlung erheblich anstieg und anschließend bis zum Ende der 18 Monate wieder absank. Frauen aus der letzten Gruppe hatten häufiger depressive Symptome in der Vorgeschichte und berichteten über erhöhten psychologischen Stress und sowie über Schlafstörungen.
In der kalifornischen Studie wurde nur der Verlauf der Fatigue betrachtet, Gegenmaßnahmen waren nicht Teil dieser Untersuchung. Dagegen wurde in einer französischen Studie, die ebenfalls Frauen mit Brustkrebs in frühem Stadium begleitete, die Wirkung von körperlicher Aktivität bei Fatigue untersucht. Über 400 Patientinnen wurden zwei Jahre lang wiederholt zu Häufigkeit, Dauer und Intensität ihrer körperlichen Aktivität, zu Fatigue und Lebensqualität befragt.
Frauen, die nur selten körperlich aktiv waren, litten mehr unter Fatigue als diejenigen, die sich häufiger bewegten. Auch die Dauer und die Intensität der Bewegung hatten einen Einfluss, er war aber nicht so stark wie die Häufigkeit der Aktivität. Brustkrebspatientinnen, die körperlich inaktiv waren, gaben während der Behandlung zudem eine niedrigere Lebensqualität an als die aktiveren.
Außerdem erlaubte das Ausmaß der körperlichen Aktivität vor Beginn der Krebsbehandlung eine Aussage, ob eher eine schwere oder eine leichtere Fatigue zu erwarten war: Sportlich aktivere Frauen hatten tendenziell weniger Fatigue-Beschwerden.
Fazit: Fatigue tritt bei Brustkrebs auch in frühen Stadien während und nach der Behandlung auf. Sie lässt sich durch häufige, leichte körperliche Aktivität in vielen Fällen lindern.
Quelle: Leben?Leben! 2/2021