Kontakt 02202 18898-0 | info@curado.de
Menu
Curado Search
Sie sind hier: Startseite  »  Krankheiten  »  Krebs  »  Brustkrebs  »  Diagnose Brustkrebs: Unvollkommen vollkommen  »  Jeder Weg ist ganz individuell

Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Jeder Weg ist ganz individuell

„Heute weiß ich viel besser, was ich will und kann das auch zum Ausdruck bringen.“ Knapp drei Jahre nach ihrer Krebserkrankung zieht Luisa F. (Name geändert) dieses Fazit und meint, sie habe das Jahr „Auszeit“ durch die Krebstherapie zum Aufräumen genutzt „nicht nur der Schränke, sondern besonders im Kopf“.

„Den Knoten in meiner rechten Brust hatte ich im Sommer 2019 selbst ertastet. Mein Frauenarzt ging zunächst von einer gutartigen Geschwulst aus, empfahl die Situation zu beobachten und einen Kontrolltermin in wenigen Wochen. Dann im Oktober 2019, nach einer Stanzbiopsie, erhielt ich die Diagnose: Es handelte sich um ein Karzinom (HER2+) und einen befallenden Lymphknoten. Diese Nachricht ließ mich in eine Schockstarre fallen. Brustkrebs hatte ich nicht auf dem Schirm.“ Ihr Gynäkologe hatte Luisa direkt in ein Brustzentrum überwiesen, dort lief auch die Diagnostik ab.

„Das Staging habe ich über mich ergehen lassen, ohne die jeweiligen Untersuchungen zu hinterfragen – ein Selbstschutz, ich hatte Angst vor weiteren schlechten Nachrichten und davor, diese nicht verkraften zu können“, berichtet die 39-jährige Frau.

„Sowohl mein Frauenarzt als auch die Ärzte und Ärztinnen im Brustzentrum haben mir von Anfang an Mut zugesprochen – ich hatte glücklicherweise sehr einfühlsame Ärztinnen und Ärzte.“ Zudem hat Luisa F. eine Zweitmeinung in einem weiteren Brustzentrum eingeholt. „Gegoogelt habe ich meine Erkrankung nicht. Nach der anfänglichen Schockstarre wollte ich sehr wohl über meine Krankheit Bescheid wissen und mehr darüber erfahren. Dies aber im direkten Gespräch mit Ärzten/Ärztinnen, zu denen ich Vertrauen hatte, und nicht durch Eigenrecherche im Internet, was mich nur verunsichert hätte.“

Von Ende Oktober 2019 bis Mitte März 2020 erhielt Luisa F. 16 Zyklen Chemotherapie, zusätzlich alle vier Wochen Antikörpertherapie bis Ende Dezember 2020. Im April 2020 fand die Operation statt, im Sommer 2020 wurde dann bestrahlt.

„Aufgrund der Coronasituation durfte mich meine Familie nur bis vor das Krankenhaus begleiten. Danach war ich allein mit meinen Gedanken und Gefühlen vor dieser wichtigen OP und später vor den Bestrahlungen. Ich bin nach der OP allein aufgewacht und durfte keinen Besuch empfangen. Das war sehr schade. Alle waren in der ersten Corona-Welle sehr verunsichert. Das medizinische Personal und auch die Patientinnen. Wir alle trugen durchgehend medizinische Masken. Ich erinnere mich, sogar im Moment des Aufwachens nach der OP bereits wieder eine medizinische Maske getragen zu haben. Ärzte, Ärztinnen und Pflegekräfte haben aber alles gegeben, um die schwierige Situation für uns Patientinnen positiv zu gestalten und uns nicht zusätzlich zu verunsichern. Meine Therapie ist trotz Corona plan- und zeitgerecht abgelaufen.“

Während ihrer regelmäßigen Chemotherapie-Termine hatte Luisa F. weitere Brustkrebspatientinnen kennengelernt und konnte durch den regen Erfahrungsaustausch und Zusammenhalt in der Gruppe profitieren. „Am Anfang hatte ich Vorbehalte, Kontakte zu Mitpatientinnen zu knüpfen, aber das hat sich schnell gelegt. Hierdurch haben sich mittlerweile echte Freundschaften entwickelt.“ Aus dieser zufällig entstandenen Gruppe von Brustkrebspatientinnen wurde ein Stammtisch und aus dem Stammtisch eine regionale Selbsthilfegruppe unter dem Dach von mamazone.

„Aufgrund der Corona-Einschränkungen bestehen unsere Treffen derzeit aus kleinen Runden von fünf bis zehn Frauen und wir können die Termine nicht so regelmäßig stattfinden lassen wie wir uns das wünschen würden. Aber wir halten u. a. über Whatsapp regelmäßig Kontakt“.

Dank der Unterstützung und des Rückhalts ihrer Familie, Freunden und Freundinnen kam Luisa rückblickend relativ gut durch die Zeit der Chemotherapie. „Vor der ersten Chemotherapie hatte ich schon Bammel. Währenddessen und danach erwartete ich regelrecht das Einsetzen der Übelkeit – was zum Glück ausblieb. Die ersten vier Chemo-Zyklen waren intensiv und kräftezehrend. Die darauffolgenden Zyklen habe ich jedoch recht gut vertragen.“

Doch auch diese Phase der Therapie war geprägt durch anhaltende Erschöpfung und Müdigkeit. „Ich habe meinem Körper die Zeit zum Ausruhen gegeben, die er brauchte. In kleinen Zeitfenster, in denen ich mich gut fühlte, habe ich meinen Alltag organisiert und Hausarbeiten erledigt. Manche Aufgaben sind dann auch liegen geblieben. Das war dann einfach so und das war auch ok. Vollständiger Haarausfall, Hitzewallungen, Gelenkschmerzen, Veränderung des Geschmacks- und Geruchsinns und verminderte Konzentrationsfähigkeit waren weitere Nebenwirkungen der Chemo.“

Parallel zur Chemotherapie setzte Luisa auf Akupunktur und regelmäßige Spaziergänge in der Natur, um ihr Wohlbefinden zu verbessern. „Annähernd täglich habe ich mich an der frischen Luft bewegt. Das war ein gutes Mittel, um gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Inzwischen walke und jogge ich zwei bis drei Mal pro Woche und mache einmal in der Woche Beweglichkeitsgymnastik.“ Nach Abschluss der insgesamt 35 Bestrahlungen hat Luisa eine Misteltherapie begonnen, die sie noch fortführt. „Die Misteltherapie, regelmäßige Bewegung und ausgewogene Ernährung haben mir geholfen, die Nebenwirkungen der Therapie nach und nach abzumildern.“

Die Anschlussrehabilitation (AHB) im August 2020, in einer Klinik speziell für Brustkrebspatientinnen, hat Luisa geholfen, die langen Monate der Therapie hinter sich zu lassen: „Der Sport, die dort angebotenen Therapien und Gespräche halfen mir dabei, mich und meinen Körper wieder zu spüren. Wir Patientinnen haben in der AHB sogar spontan eine kleine Party im Garten gefeiert und getanzt. Das war sehr bewegend und wie ein Startschuss in ein neues Leben.“

Ein Jahr nach der Diagnose war die kräftezehrende Therapie und die damit verbundene emotionale Achterbahnfahrt für Luisa weitestgehend abgeschlossen. „Voller Dankbarkeit, Demut und Freude kann ich seither und hoffentlich auch in Zukunft sagen: Ich bin krebsfrei! Welch ein Geschenk!“

Einen Neustart gab es tatsächlich, und zwar beruflich. „Nachdem ich im Oktober 2020 wieder angefangen hatte zu arbeiten, habe ich im Betrieb klar und deutlich geäußert, wenn ich unzufrieden war – das kannte man so nicht von mir. Ich trat prägnanter auf, habe durch die Krankheit gelernt, viel mehr für mich einzustehen. Als ich Anfang 2021 ein Jobangebot mit einer tollen Perspektive bekam, habe ich zugegriffen. Die Bedenken, ob ich das schaffe, habe ich mit der Überlegung ausgeräumt, dass es positiven Stress bedeutet, der Energien freisetzt. Seit Sommer 2021 bin ich nun in dem neuen Job, der mich erfüllt und viel Spaß macht – ohne den Krebs wäre ich diesen Schritt vermutlich nicht gegangen. Heute weiß ich viel besser, was ich will, und kann das auch freundlich, aber bestimmt zum Ausdruck bringen.“

Zu dieser Entwicklung hat nach Luisas Einschätzung auch die psychoonkologische Therapie erheblich beigetragen, die sie bereits früh während der Krebsbehandlung begonnen hat. „Das bot eine gute Möglichkeit, die Zeit, die man durch den Krebs bekommt, zum Aufräumen zu nutzen – nicht nur in den Schränken, sondern vor allem im Kopf. Die Psychoonkologie war auch ein ausgezeichneter Tipp aus der Chemotherapie-Gruppe. Ich kann nur jeder Krebspatientin und auch ihren Angehörigen empfehlen, diese Hilfe wahrzunehmen. Ich gehe auch weiterhin zur Psychoonkologin, denn natürlich gibt es noch Tage, an denen die Angst vor einer erneuten Erkrankung stärker ist. An den anderen Tagen kann ich aber auch wieder Freude und Ausgelassenheit erleben. Ebenso wie der Körper muss auch die Psyche langsam heilen, und das gelingt besser, wenn sie gut umsorgt wird. Am Anfang habe ich mir viele Ratgeber-Bücher zum Thema Krebs gekauft, in der Hoffnung in ihnen den einen ‚goldenen Weg‘ aus der Erkrankung zu finden. Letztendlich ist der Weg durch die Krebserkrankung ganz individuell – so wie jede Patientin. Ich denke, es ist ein anhaltender Prozess und ich bin zuversichtlich weiter meinen eigenen Weg zu finden.“

Quelle: Leben? Leben! 1/2022

11.07.2022
Brustkrebs
MoreMehr anzeigen
LessWeniger anzeigen
Weitere Artikel: Diagnose Brustkrebs: Unvollkommen vollkommen
MoreMehr anzeigen
LessWeniger anzeigen
Curado Übersicht Krebs
Copyrights © 2021 GFMK GMBH & CO. KG