Neurodermitis ist eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung, die von einem starken Juckreiz und trockener Haut gekennzeichnet ist. Auf der Haut entstehen rote, entzündliche, schuppende Ekzeme, die gelegentlich auch nässen.
Der menschliche Reflex zu kratzen kann zu einem Teufelskreis führen: Beim Kratzen wird die gereizte Haut verletzt. Die Haut kann sich entzünden und der Juckreiz verstärkt sich, was zum erneuten Kratzen führt. Dadurch kann es unter Umständen zu schwer behandelbaren sogenannten Superinfektionen kommen.
Vor allem bei Kindern kommt es zu Sekundärinfektionen mit Bakterien, oft Staphylokokken, die beim Großteil der an Neurodermitis Erkrankten in größerem Ausmaß die Haut besiedeln. Eine bakterielle Infektion der betroffenen Hautstellen äußert sich in der Regel mit der Bildung von Pusteln, nässender Haut und gelblichen Krusten auf den Wunden sowie unter Umständen mit Fieber.
Auch Infektionen mit Viren sind möglich, vor allem Herpesviren können zu Verschlechterungen des Allgemeinzustands mit Bläschenbildung und hohem Fieber führen. Bei Pilzbefall rötet sich die Haut stärker, es kommt zur Schuppenbildung.
Jede Sekundärinfektion gehört sofort in ärztliche Behandlung – insbesondere bei Kindern. Insbesondere eine Besiedelung mit Herpesviren kann unter Umständen lebensbedrohlich sein. Die Ärztin/der Arzt wird – abhängig vom Krankheitserreger – Medikamente zum Einnehmen (bei Bakterien z. B. ein Antibiotikum) und zum Auftragen auf die Haut verordnen, um die Infektion einzudämmen. Bei einem sogenannten Ekzema herpeticatum, ausgelöst durch Herpesviren, kann eine Infusionsbehandlung mit einem antiviralen Mittel sowie die Desinfektion der Haut notwendig sein.
Besonders wichtig ist es, den Juckreiz unter Kontrolle zu bekommen, um die Haut nicht noch weiter zu schädigen und eine Verbreitung der Krankheitserreger zu verhindern. Hier können Lotionen oder Lösungen helfen, die eine leicht lokalanästhetische Wirkung besitzen. Bei starkem Juckreiz hilft es zudem, die Haut zu kühlen, etwa mit Wasser und feuchten Umschlägen.
Die Basistherapie der Neurodermitis sollte ebenfalls weitergeführt werden, wobei die Ärztin/der Arzt zurate gezogen werden sollte. Denn unter Umständen müssen die infizierten Hautstellen vorerst von der Behandlung ausgeklammert werden.
Die Kleidung bei einer solchen Infektion sollte nicht eng anliegen, um die Wunden nicht zusätzlich zu reizen. Leichte, luftdurchlässige Baumwollstoffe bieten sich an. Kinder sollten nachts Handschuhe tragen, damit sie die Haut im Schlaf nicht weiter aufkratzen können.
Darüber hinaus kommt es bei 25 bis 40 Prozent der Neurodermitispatient*innen zu einer schweren Form der Bindehautentzündung. Kinder können unter Umständen von Wachstumsverzögerungen betroffen sein.
Quelle: Allergikus 3/2021