Krebs ist eine vielschichtige Krankheit. Man versteht darunter jede Veränderung eines Gewebes, bei der die Zellen sozusagen ihre Differenzierung verlieren und daher autonom, also selbstständig wachsen können.
Eine für alle gültige Form der Krankheitsverarbeitung gibt es nicht. Jede Patientin sollte deshalb nach ihrem ganz eigenen Weg suchen, das Erlebte zu verarbeiten. Verschiedene Unterstützungsangebote können dabei helfen.
In Selbsthilfegruppen können Patientinnen Kontakt zu anderen Betroffenen aufnehmen. Der Austausch mit Gleichgesinnten kann helfen, die Krankheit zu verarbeiten. Viele Frauen berichten, dass sie bei ebenfalls erkrankten Frauen auf ein besonderes Verständnis stoßen, das Angehörigen, Freund*innen und Bekannten häufig fehlt.
Viele Selbsthilfegruppen bieten auch Vorträge von Expert*innen zu unterschiedlichen Themen rund um die Krebserkrankung und -behandlung an. Außerdem können betroffene Frauen häufig vom Erfahrungsschatz anderer Patientinnen profitieren, die etwa für den Umgang mit Nebenwirkungen praxisnahe Tipps parat haben.
Ob der Austausch mit anderen in einer Gruppe bei der Krankheitsbewältigung hilft, müssen Betroffene selbst entscheiden. Manche Patientinnen verarbeiten das Erlebte lieber allein oder mithilfe enger Vertrauter. Um herausfinden zu können, was Erkrankten individuell guttut, bieten Selbsthilfegruppen meist unverbindliche Treffen für Neulinge an.
Psychoonkolog*innen unterstützen Betroffene und ihre Angehörigen während und nach der Therapie. Ob und wie lange Patientinnen die Hilfe in Anspruch nehmen, können sie selbst entscheiden. In der Regel stehen Psychoonkolog*innen als Ansprechpartner*innen in Kliniken zur Seite, wenn sie dies möchten. Es ist aber auch eine ambulante Behandlung in Praxen oder bei Beratungsstellen möglich.
Mithilfe von Psychoonkolog*innen, die sich in erster Linie mit den Auswirkungen einer Krebserkrankung auf die Seele befassen, können Frauen herausfinden, was ihnen bei der Verarbeitung der Krankheit hilft. Die Expert*innen erarbeiten gemeinsam mit Patientinnen, was ihnen Kraft und Halt gibt. In den Gesprächen können Frauen so Perspektiven für die Zukunft entwickeln.
Individuelle Fragen können beantwortet und unliebsame Gefühle bearbeitet werden. Außerdem helfen Psychoonkolog*innen dabei, praktische Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, z. B. in Bezug auf den Umgang mit Freund*innen, Nachbar*innen und Kolleg*innen.
Angehörige haben in der Regel ebenfalls ein Recht auf psychoonkologische Beratung. Sie können allein oder gemeinsam mit Erkrankten das Gespräch mit Spezialist*innen suchen.
Während einer onkologischen Rehabilitation können Körper und Geist gestärkt und körperliche Beschwerden gelindert werden. Forschungsergebnisse belegen den Erfolg dieser Maßnahmen. Eine Reha wird in der Regel für die Dauer von drei Wochen bewilligt.
In dieser Zeit erhalten Patientinnen Unterstützung von Expert*innen unterschiedlicher Fachrichtungen. Sie helfen Frauen dabei, geeignete Strategien zu finden, wie sie Kraft tanken und mit Zuversicht in die Zukunft schauen können. Außerdem bekommen Betroffene in dieser Zeit praktische Tipps, etwa zu Ernährung und Bewegung. Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen der Therapie werden in dieser Zeit gezielt behandelt.
Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert das Körpergefühl und die Lebensqualität. Bewegung kann deshalb ebenfalls helfen, die Krankheit zu verarbeiten. Betroffene reduzieren so außerdem das Rückfallrisiko, was Studien belegen.
Vor allem Ausdauertraining hat einen positiven Effekt auf Wohlbefinden und Gesundheit. Dieser stellt sich am ehesten ein, wenn Betroffene drei bis vier Mal in der Woche rund 30 Minuten Sport treiben. Grundsätzlich sind alle Sportarten erlaubt. Sie sollten an die aktuelle körperliche Fitness angepasst sein.
Mithilfe von regelmäßiger Bewegung können zudem Symptome eines Lymphödems gelindert werden. Auch die als Fatigue bezeichnete krankhafte Erschöpfung kann durch regelmäßige in den Tagesablauf integrierte Bewegung reduziert werden. Welche Bewegung die richtige ist, sollten Patientinnen mit ihrem Arzt/ihrer Ärztin besprechen. Zudem halten Rehasportgruppen spezielle Angebote für Krebskranke bereit.
Kreative Tätigkeiten können helfen, Gefühle wahrzunehmen, auszudrücken und zu verarbeiten. Tanz, Musik- oder Maltherapie kann z. B. einen Zugang zum eigenen Inneren ermöglichen. Patientinnen können ihren Gefühlen Ausdruck verleihen.
Außerdem können sie Ressourcen und Kräfte wieder wahrnehmen. Der Teufelskreis aus negativen Gedanken kann durchbrochen werden. Ausgebildete Therapeut*innen bieten in der Regel eine Kombination aus kreativem Angebot und einem anschließenden Gespräch an, in dem das Gefühlte in Worte gefasst werden kann.
Ist die Therapie beendet, möchten viele Frauen schnellstmöglich zurück zum Alltag. Für viele bedeutet dies auch: zurück in den Arbeitsalltag. Dies kann bei der Krankheitsverarbeitung helfen.
Frauen, die sich dafür entscheiden, können mithilfe des sogenannten Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM) an den Arbeitsplatz zurückkehren. Die Teilnahme an diesem Verfahren ist für die Beschäftigen freiwillig.
Arbeitgeber sind aber dazu verpflichtet, ihren Beschäftigten, die in der vergangenen zwölf Monate länger als sechs Wochen durchgehend oder in Summe erkrankt waren, das BEM-Verfahren anzubieten. Hierbei können Arbeitnehmerinnen und Arbeitgeber gemeinsam herausfinden, wie die Tätigkeit künftig gestaltet werden kann und ob Anpassungen notwendig sind (z. B. neuer Aufgabenbereich, Qualifizierungsmaßnahme etc.).
Quelle: Leben? Leben! 1/2021