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Krise als Chance

Nach der Therapie sollten betroffene Patientinnen sich die Möglichkeit geben, sich zu entspannen und eigene Wünsche zu realisieren. Durch den Schock der Erkrankung bekommt ein gesunder Lebensstil häufig einen neuen Stellenwert.

Brustkreb Krise als Chance
© iStock - Ridofranz

Leben lohnt sich!

Mein Name ist Marion, in den sozialen Medien bin ich als Mary unterwegs. Ich bin glücklich verheiratet, Mutter einer erwachsenen Tochter und Oma eines süßen Enkels. Meine Familie ist mein Kraftbrunnen und hilft mir, mit meinem metastasierten Brustkrebs zu leben.

Im Februar 2016 bekam ich meine Erstdiagnose Brustkrebs. Mammakarzinom links, ein bösartiger, schnellwachsender Tumor, der Hormonrezeptor-positiv war. Ich hatte einen Triple-positiven Brustkrebs und erhielt eine Chemotherapie. Der Tumor schrumpfte zusehends und am Ende der Chemo, ein halbes Jahr später, war er nicht mehr zu sehen. Nur noch ein Clip, der zwischenzeitlich eingesetzt wurde, war an der Stelle zu erkennen.

Eigentlich sollte ich dann brusterhaltend operiert werden. Aber ich machte einen Gentest, da ich aus einer Krebsfamilie komme, und der fiel leider positiv aus. Ich bin BRCA2-Mutantin und fasste deshalb den Entschluss, beide Brüste (Brustgewebe) entfernen zu lassen. Es wurde eine beidseitige Mastektomie, aber mit einem direkten Aufbau mit Silikonimplantaten, durchgeführt. Anfang 2017 habe ich mir dann vorsorglich noch die Eileiter und Eierstöcke entfernen lassen. Und somit hatte ich erstmal alles getan, um nicht wieder an Krebs zu erkranken.

Mitte 2017 konnte ich sogar wieder in meinen Beruf einsteigen und ich war froh, die Krebserkrankung soweit besiegt zu haben, dass ich zumindest so etwas wie einen Alltag aufbauen konnte. Dies fiel mir nicht immer leicht, da die Langzeitnebenwirkungen mir schwer zu schaffen machten. Ich hatte viel mit Müdigkeit, Gliederschmerzen, Hitzewallungen, Narbenschmerzen usw. zu kämpfen. Aber ich hielt mich gut. Es machte mir wieder Spaß.

Im Mai 2018 habe ich dann mit einem neuen Hobby angefangen: tanzen. Um genau zu sein, mit Line Dance. Das gab und gibt mir so viel Kraft. Tanzen befreit mich. Zudem hab ich auch noch Rehasport gemacht, der mich allerdings weniger begeisterte, mir aber half, dass ich zu Kräften kam.

Nach einer Weile bemerkte ich dann Schmerzen an meinem Brustbein. Ich ging zum Arzt, erzählte davon, aber so richtig darauf reagieren wollte kein Arzt. Erst als meine Tumormarker anstiegen, wurden Anfang 2019 neue Untersuchungen gemacht. Ein CT, MRT, Knochenszintigramm, Ultraschall und eine Biopsie am Brustbein standen an. Und es bestätigte sich, was ich schon länger ahnte: Eine Metastase am Brustbein, fünf Zentimeter groß.

Zu ahnen, dass da was ist, ist die eine Seite, es gesagt zu bekommen, die andere. Und es haute mich um. Ich hatte doch alles getan, dass „eigentlich“ nichts mehr passieren konnte. Und nun das.

Durch die Biopsie stellte man fest, dass sich die Tumoreigenschaften verändert hatten. 2016 hatte ich einen „Triple positiven“ Krebs und jetzt war nur noch ein Rezeptor (ER= Östrogen) positiv. Die anderen beiden Rezeptoren hatten sich verändert und waren jetzt auf einmal negativ. Aber dennoch stammte die Metastase von meinem damaligen Brutkrebs ab, der unter der Therapie mutiert war. Die Therapie hatte nur teilweise gewirkt.

Wir machten erstmal eine Bestrahlungstherapie. Insgesamt 29 Mal wurde mein Brustbein bestrahlt. Die Schmerzen wurden weniger und am Ende der Behandlung sah man, dass die Metastase kleiner wurde. Die Behandlung schlug an. Danach bekam ich neue Medikamente, die die Metastase in Schach halten sollten. Alles schlug wunderbar an.

Dennoch bekam ich, nach einem erneuten CT im Juli 2019, die nächste Hiobsbotschaft. Es waren auf einmal noch mehrere, kleinere Metastasen zu sehen. Eine am Lendenwirbel, eine am Brustwirbel und eine an der fünften Rippe. Aber alle waren im Rückgang. D. h. sie waren auch schon länger da, wurden aber nicht wirklich gesehen. Jetzt steht eine erneute Diagnostik an, da meine Tumormarker wieder gestiegen sind. CT und eventuell eine neue Biopsie um zu schauen, was da los ist …

Aber ich verliere nie den Mut und die Hoffnung. Es gibt Zeiten, da ist es wirklich schwer. Keine Frage. Aber das Leben ist, trotz Krebs, lebenswert. Durch meine Familie bekomme ich wahnsinnig viel Unterstützung und Kraft. Sie ist immer für mich da. Und seit ich Oma bin, ist das alles noch viel stärker geworden. Der Wunsch noch viele Jahre zu leben, mit meinem Mann alt zu werden, meinen Enkel aufwachsen zu sehen, die Welt zu bereisen, meine entfernte Familie und Freunde zu besuchen und einfach schöne Dinge zu erleben, liegt mir sehr am Herzen. Und genau diese Dinge halten mich am Leben.

Mein Hobby, das Tanzen, meine Familie, das alles gibt mir Kraft und Energie, weiter zu machen. Aufgeben ist keine Option! Ich werde immer weiter gehen. Egal was die Zukunft noch für mich bereithält, wie viele Hiobsbotschaften noch auf mich zu kommen. Der Weg ist kein einfacher, so viel steht mal fest. Aber es gibt so viel Schönes, wofür es sich lohnt, weiter zu machen.

Das Leben ist generell nicht immer einfach. Und keiner von uns weiß, wie lange er zu leben hat. Auch ich möchte dahingehend keine Prognose wissen. Denn auch kein Arzt kann mir sagen, wie lange ich noch zu Leben habe. Mein Vater ist auch Krebs gestorben und sein damaliger behandelnder Arzt hat ihm gesagt: „Ich werde den Teufel tun und sie mit einem innerlichen Abrisskalender nach Hause schicken!“ Diese Worte haben sich in mir gefestigt und genau danach lebe ich. Keiner weiß was der Morgen bringt. Und das ist gut so!

Seit meiner Erstdiagnose schreibe ich einen Blog. Das Schreiben hilft mir, meine Krankheit zu verarbeiten. Zudem fotografiere ich sehr gerne und auch das zählt zu meinen Hobbys. Da ich auf Instagram unterwegs bin, benutze ich viele meiner Fotos auch dort. Zudem betreibe ich auch Aufklärungsarbeit im Bereich Brustkrebs/Krebs. Zusammen mit ein paar Bloggern haben wir eine Website gegründet „Cancer Unites“, auf der man viele Informationen finden kann, die mit Krebs zu tun haben – Anlaufstellen, Selbsthilfegruppen, Blogger, Veranstaltungen …

Die Zusammenarbeit mit Bloggern hilft mir, meine Krebserkrankung besser zu verarbeiten. Und dadurch haben sich tolle Freundschaften entwickelt, die ich nicht mehr missen möchte.

Eines möchte ich euch allen mit auf den Weg geben: Es lohnt sich immer, zu leben und das Leben zu genießen. Sucht euch eure Kraftquellen. Hört auf euer Bauchgefühl. Macht das, was euch Spaß macht!

Eure Mary

Quelle: Leben? Leben! 3/2020

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