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Lungenhochdruck

Pulmonale Hypertonie, auch Lungenhochdruck genannt, ist eine Sammelbezeichnung für Erkrankungen, bei denen die Gefäße in der Lunge verengt sind. Dadurch steigt der Blutdruck im Lungenkreislauf dauerhaft an.

Lungenhochdruck
© iStock - Rasi Bhadramani

Lungenhochdruck und COVID-19 – chronisch krank in der Pandemie

Leben mit Lungenhochdruck war schon vor COVID-19 nicht wirklich einfach. Man ist tödlich chronisch krank, an manchen Tagen tanzt man sogar eher mit dem Tod als mit dem Leben und dennoch kämpfen wir um jedes kleine Recht. Ich selbst lebe seit fast sechs Jahren mit pulmonaler Hypertonie und hatte bisher zum Glück immer ein gutes Händchen bei den meisten Anträgen, aber ich weiß auch, dass es nicht allen so geht.

Um zu zeigen, dass, obwohl wir selten sind, wir nicht allein sind, startete ich meinen Blog lifewithph.jimdo.com. Dort berichte ich über die Probleme damit, atemlos zu sein und sich jeden Tag damit auseinandersetzen zu müssen. Eine Pause gibt es nicht von der Krankheit und leider auch nicht von den teilweise unangebrachten Aussagen anderer Menschen. Und obwohl man denken könnte, dass die Solidarität in Corona gewachsen ist, kam nach der anfänglichen Nächstenliebe schnell die große Enttäuschung.

Enttäuschung ist das, was man nach der Diagnose mit Lungenhochdruck oft verspürt. Menschen zeigen ihr wahres Gesicht und du fühlst dich selbst oft mehr als Belastung für alle anderen. Man fühlt sich verloren in dieser großen Welt und fällt oft ziemlich tief. Der Preis für das Leben mit Lungenhochdruck ist ziemlich hoch, auch wenn es kaum einer zugeben würde. An manchen Tagen fühlt dieser Preis sich auch einfach zu hoch an, aber wir finden einen Weg, damit zu leben. Ich habe für mich den Weg über meinen Blog gefunden und als Ehrenamtliche beim pulmonale hypertonie e. V. (phev), ein Selbsthilfeverein für Menschen mit Lungenhochdruck. Ich habe einen Weg gefunden, die Krankheit anzunehmen, aber die COVID-19-Pandemie hat auch mich erneut ins Wanken gebracht.

Es war Ende Februar 2020, als die ersten Fälle in Deutschland aufgetreten sind. Anfangs dachte ich noch, dass das alles nicht so wild sei und wir das alles schnell geschafft haben. Meine Eltern und mein Mann wollten, dass ich sofort in die selbstauferlegte Quarantäne gehe und ich habe das zu Beginn noch belächelt. Doch bereits Anfang März kam ich dem Wunsch meiner Familie nach und ging nur noch mit dem Hund draußen im Wald spazieren – und das war es. Von da an bestellten wir bei einem bekannten Lieferanten unser Essen und unsere Getränke stellten wir um auf Drops ohne Zucker – also taten wir damit auch noch was für unseren Körper.

Bereits im April merkte ich das erste Mal, dass auch mir die soziale Distanz von meinen Eltern zu schaffen macht. Ostern stand vor der Tür und die Ostergeschenke tauschten wir nur von Tür zu Tür aus. Persönlichen Kontakt zu meinen Eltern hatte ich zu diesem Zeitpunkt seit Mitte Februar nicht mehr und ich merkte, wie sehr es schmerzte. Der einzig menschliche Kontakt, der stattfand, war der mit meinem Mann. Da dieser zu diesem Zeitpunkt aber als Betriebsleiter in einem Pflegeheim arbeitete, sahen wir uns auch kaum, denn er hatte genug dort mit den Hygienekonzepten und deren Umsetzung zu tun.

Die Zeit verrannte und ehe ich mich versah, war es bereits Juni 2020. Zu dem Zeitpunkt war ich seit drei Monaten nicht mehr unter Leuten und ich merkte, wie es von Tag zu Tag schwerer wurde. Dazu kamen Diskussionen unter der Bevölkerung, dass man doch die „Kranken“ wegsperren sollte und warum einige eine Maskenbefreiung haben. Jede*r wusste es besser und die ewigen Diskussionen wurden immer lauter und man fühlte sich teilweise als Mensch zweiter Klasse, weil man krank ist. Ich habe nicht darum gebeten, krank zu sein, aber es sollte doch auch nicht Sinn und Zweck sein, die Menschen, die sowieso immer am Rand stehen, noch weiter an den Rand zu drängen, damit andere feiern gehen können und nach Mallorca in den Urlaub fliegen.

Ab Juni tastete ich mich langsam wieder zurück ins Leben, angefangen beim Einkaufen und langsam wieder Kontakt zu meinen Eltern. Meine Mutter arbeitet im Pflegeheim und war daher stets getestet und versuchte selbst auch, kaum andere zu treffen, sodass wir uns langsam wieder an Treffen trauten. Doch darüber hinaus versuchten wir, die Kontakte klein zu halten. So schnell die neu gewonnene Freiheit da war, so schnell kam die nächste Welle auf uns zu und ich befand mich wieder mitten in der selbstauferlegten Quarantäne. Dazu kamen dann auch die ersten Fälle im Familien- und Bekanntenkreis.

Wir zogen uns also zum Großteil wieder zurück. Und dieses Mal war es deutlich schwerer als beim ersten Mal. Dazu kam die Diskussion über die Impfstoffe. Impfen ja – nein – vielleicht? Auch hier hatte und hat wieder jeder eine Meinung, egal wie fundiert die Informationen sind, die jede*r Einzelne hat. Corona hat gefühlt jede*n zu Wissenschaftler*innen gemacht und jeder hat eine Meinung dazu. Doch zwischen all den Corona-Problemen können wir keine Pause machen vom Lungenhochdruck und müssen neben der Angst davor, uns zu infizieren, auch noch mit möglichen Anfeindungen kämpfen, weil wir nicht krank aussehen oder für einige sogar das Problem sind.

Carolin Thurmann

Quelle: COPD & Asthma 3/2021

 

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