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Darmkrebs

In den meisten Fällen entsteht Darmkrebs aus gutartigen Zellwucherungen im Darm, die auch Polypen oder Adenome genannt werden. Darmkrebs kann den Dickdarm, Mastdarm und den Darmausgang, seltener auch den Dünndarm befallen.

Darmkrebs
© iStock - peterschreiber.media

Mein Alltag mit Stoma

Bei Brigitte Fürmann aus Gerolstein wurde 2018 Darmkrebs diagnostiziert. Seit ihrer OP lebt die 47-Jährige mit einem künstlichen Darmausgang.

„Nach der Diagnose Darmkrebs war für mich der zweite Schock, als mir gesagt wurde, dass ich nun mit einem künstlichen Darmausgang leben muss“, erinnert sich Fürmann. „Anfangs konnte ich mir das gar nicht vorstellen. Ich wusste nicht, welche Einschränkungen ich haben würde, ob ich mich normal unter Menschen bewegen oder wieder zu Veranstaltungen gehen kann, ob meine Mitmenschen etwas sehen oder riechen oder ob ich peinliche Geräusche von mir gebe. Auch was ich noch essen kann, war mich überhaupt nicht klar.“

Brigitte Fürmann wurde mit einem sogenannten Dickdarmstoma (Colostoma) versorgt, einer künstlichen Ausleitung des Dickdarms an die Bauchhaut. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Varianten: Einem vorübergehenden künstlichen Darmausgang, der bestimmte Darmabschnitte für einen kurzen Zeitraum ruhigstellt (der Fachbegriff lautet doppelläufige Colostomie), damit z. B. in der Zwischenzeit die OP-Nähte gut verheilen können, und einem dauerhaften künstlichen Darmausgang, der sogenannten endständigen Colostomie.

Diese kam bei Brigitte Fürmann zum Einsatz. Dabei wurden Mastdarm, After mit Schließmuskel und ein kleines Dickdarmstück entfernt. „Positiv bei dem Dickdarmstoma war, dass fast der gesamte Dickdarm erhalten blieb und somit auch der Stuhl genauso beschaffen war wie vorher.“

Mit veränderter Stuhlkonsistenz – z. B. häufigen Durchfällen – muss man rechnen, wenn größere Dickdarmteile oder der gesamte Dickdarm entfernt wird und der künstliche Darmausgang vom Dünndarm aus auf die Bauchoberfläche gelegt wird (Dünndarmausgang oder Ileostoma).

Erste Unterstützung vom Stomatherapeuten nach der OP

„Nach der OP habe ich im Krankenhaus schon einiges über die Versorgung des Stomas erfahren. Ein sogenannter Stomatherapeut hat mit sehr geholfen und mir auch erklärt, dass meine Versorgung zweiteilig ist, d. h., Haftfläche und Beutel sind getrennt und werden mit Klebeflächen zusammengehalten. In der Reha habe zudem ich vieles andere gelernt, was mich heute unabhängiger macht“, erinnert sich Fürmann.

So erfuhr sie z. B., wie man eine Darmspülung durchführt (der Fachausdruck heißt irrigieren). „Ein Einlauf mit Wasser regt den Darm zur schnellen Entleerung an. Mit dieser Spülung kann ich meine Ausscheidungen kontrollieren.“

„Ich kann auch alles essen, was mir schmeckt, das habe ich in der Ernährungstherapie in der Reha gelernt. Damit ich keine Blähungen oder Durchfall bekomme, achte ich darauf, langsam zu essen und die Bissen gut zu kauen. Außerdem esse ich öfters kleine Mahlzeiten statt eines schweren Mittag- oder Abendessens. Meist dünste ich Gemüse und esse nicht zu scharf. Nur bei Bohnen oder anderen blähenden Speisen halte ich mich etwas zurück,“ berichtet Fürmann. „Was ich auch nicht wusste: Nimmt man viel Gewicht zu, kann sich die Position des Stomas verändern.“

Man sieht niemandem das Stoma an

Auch ihre Angst, das Umfeld könne ihr das Stoma ansehen, hat sich nicht bewahrheitet. „Anfangs dachte ich, alle müssten sofort sehen, dass ich Stomaträgerin bin“, erinnert sich Brigitte Fürmann. „Man sieht niemandem das Stoma an. Nicht einmal in der Reha haben es andere Personen bemerkt.“

Geholfen hat ihr zudem, dass ihre Tischnachbarin auch ein Stoma trug. „Das hat mich sehr beruhigt, denn obwohl ich das wusste, habe ich ihr kaum etwas angesehen. Nur manche Handbewegungen waren typisch, mit denen man sich mal an die linke untere Stelle am Bauch fasst, wo die Stomaklappe sitzt, das mache ich auch. Aber wer selbst kein Stoma trägt, für den wirkt das völlig normal.“

Unangenehme Gerüche entstehen nicht, wenn sie den Stomabeutel trägt, hat Brigitte Fürmann festgestellt. „Der Stomabeutel ist wirklich dicht, ich bin sehr froh, dass ich mir da keine Sorgen machen muss.“ Beim Beutelwechsel dagegen können schon Gerüche auftreten. „Aber da bin ich erstens allein, und zweitens riecht der Toilettengang bei Nicht-Stomaträger*innen auch schon mal.“

An Blähungen kann sich Brigitte Fürmann am Anfang erinnern: „Ich hatte zwar auf Hülsenfrüchte verzichtet, aber immer gern Sprudel mit Kohlensäure getrunken, woraufhin ich Blähungen hatte. Jetzt bevorzuge ich Produkte ohne Kohlensäure und fühle mich viel wohler.“

Konzert, Theater, Reisen – auch schwimmen ist möglich

Zudem schätzt Brigitte Fürmann den Austausch mit anderen Betroffenen. In einer Selbsthilfegruppe findet sie Unterstützung, Tipps und hilfreiche Informationen. „Insgesamt bin ich dank der richtigen Stomaversorgung gut versorgt und kann leben wie vorher. Das heißt, ich kann in die Stadt, ins Konzert oder Theater gehen und reisen. Alles, was ich für die Stomaversorgung unterwegs brauche, habe ich in einem kleinen Kulturbeutel bei mir. In der Regel erhalte ich auch anderswo die Produkte, die ich benötige, verlassen möchte ich mich darauf aber nicht. Zu wissen, dass ich immer alles dabei habe, was ich brauche, gibt mit Sicherheit und macht mich unabhängig.“

Auch ein Schwimmbadbesuch ist möglich. Die Stomabeutel sind so dünn, dass man sie selbst unter dem Badeanzug nicht bemerkt und sind zudem gegen Chlorwasser geschützt. Brigitte Fürmanns einzige Einschränkung: „Ich darf nichts Schweres heben. Aber damit kann ich gut leben.“

Quelle: Magen, Darm & Co. 1/2023

04.03.2023
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