Kontakt 02202 18898-0 | info@curado.de
Menu
Curado Search
Sie sind hier: Startseite  »  Krankheiten  »  Krebs  »  Brustkrebs  »  Diagnose Brustkrebs: Unvollkommen vollkommen  »  Offen mit Krebs umgehen

Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

Offen mit Krebs umgehen

Im September 2013 ging es los, mit dem „Klassiker“: Beim Duschen ertastete ich einen Knoten in der rechten Brust. Am nächsten Tag bei der Frauenärztin waren im Ultraschall Schatten zu sehen und auch Lymphknoten in der Achsel zu spüren.

Die nächste Ernüchterung folgte bei der Mammografie: Die untersuchende Ärztin meinte „im schlechtesten Fall ist es Krebs“ und gab mir auf die Rückfrage „…und im besten?“ Keine Antwort. Diese ersten Wochen – vom Arztbesuch über den Biopsietermin bis zum Befund – waren fast die quälendste Zeit überhaupt. Ich fühlte mich wie in einer Blase, es war eine wahre Tortur. In diese Zeit fiel der neunte Geburtstag meiner ältesten Tochter, sodass ich auch noch den Kindergeburtstag durchstehen musste. Ich war damals 40 Jahre alt, meine Kinder 9,7 und 3 Jahre, und die Krebsdiagnose traf mich völlig unvorbereitet. In meiner Familie gab es bis dahin niemanden mit Brustkrebs und bisher bin ich auch die einzige Betroffene geblieben.

Zügig folgten die weiteren Untersuchungen zur Abklärung und als CT und Knochenszintigramm keinen Befund zeigten, fühlte sich das für mich schon wieder wie ein Aufwärtstrend an: Das Problem war eingegrenzt und konnte angegangen werden, zumal mir die Ärzte früh eine gute Prognose zusprachen. Bei meinem Brustkrebs handelte es sich um ein nodal positives, invasiv-duktales Mammakarzinom, das als Hormonrezeptor-negativ, HER2/neu-positiv, Ki-67 klassifiziert wurde. Damit passte ich laut Aussage des Arztes am Brustzentrum in die GeparSepto-Studie, die gerade Patientinnen aufnahm. Mein Mann fragte den Arzt, ob er seiner eigenen Frau die Teilnahme an der Studie empfehlen würde, und der Arzt antwortete ohne Zögern „Ja, das würde ich tun“. Nach kurzer Abwägung, ob der Aspekt des „Versuchskaninchens“ überwog oder der Vorteil durch die intensivere Betreuung als Studienpatientin, entschied ich mich für die Teilnahme.

Anfang Oktober erhielt ich dann einen Port und kurz darauf begann die Chemotherapie zunächst mit zwölf Wochen Paclitaxel, gefolgt von weiteren zwölf Wochen Epirubicin, dazu von Anfang an jede Woche Trastuzumab und Pertozumab wegen der HER2 neu-Positivität.

Zunächst fühlte sich das Konzept, zuerst die Chemotherapie zu bekommen und im zweiten Schritt operiert zu werden, seltsam an. Lieber wäre ich den Tumor in meiner Brust sofort losgeworden! Ende März 2014 fand dann endlich die brusterhaltende OP einschließlich der Axilladissektion statt. Am 11. April 2014 erhielt ich den Befund: Weder in den entnommenen Lymphknoten noch in dem entfernten Brustgewebe waren Krebszellen nachweisbar! Seitdem fühlt sich der 11. April für mich an wie ein zweiter Geburtstag. Von Anfang Mai bis Mitte Juni wurde ich noch bestrahlt, dann endete nach mehr als einem Dreivierteljahr die Therapie, denn da mein Tumor hormonrezeptor-negativ war, schloss sich ja keine Antihormontherapie an.

Die Paclitaxel-Therapie und die abschließende Bestrahlung hatte ich ganz gut überstanden, aber die Epirubicin-Chemo habe ich als Keule empfunden. Die Übelkeit war dank Medikation ganz gut im Griff, aber Appetitlosigkeit und Geschmacksstörungen beeinträchtigten mich stark und die ausgeprägte Müdigkeit und Erschöpfung waren sehr belastend.

Aus der letzten Bestrahlung kam ich glücklich und befreit heraus, aber gleichzeitig fühlte ich mich auch unsicher: Ab jetzt musste mein Körper wieder allein zurechtkommen, ohne Unterstützung durch eine Therapie. Das war wie Laufen lernen … ich musste lernen, wieder auf meinen Körper zu vertrauen. Dieses Gefühl der Unsicherheit zog sich über mehrere Jahre. Bei jedem „Zipperlein“ hatte ich Sorge, dass der Krebs zurückgekommen sei, während ich zu den Kontrolluntersuchungen von Anfang an recht ruhig und zuversichtlich ging.

Insgesamt sind wir, meine Familie und ich, eigentlich sehr gut durch die Krankheitsphasen gekommen. Als die Diagnose feststand, haben wir den Kindern altersentsprechend gesagt, dass ich einen Knoten in der Brust habe, dass es dagegen aber Medikamente gebe, durch die es mir in der ersten Zeit aber schlecht gehen würde. Gleichzeitig haben wir in der Schule und der Kita Bescheid gesagt, uns um Ganztagsplätze für die beiden Großen gekümmert und für den Kleinen die Kita-Stunden aufgestockt. Den Haushalt hat während meiner Therapie eine Hilfe versorgt – und mein Mann war die ganze Zeit mein Fels in der Brandung. Der Krebs hat unsere Beziehung weiter gestärkt!

Auch unsere Freunde haben wir alle informiert. Viele habe ich angerufen, an die übrigen Bekannten haben wir schließlich eine E-Mail geschrieben. Durch diesen offenen Umgang mit dem Thema Krebs konnten wir unseren Freundeskreis größtenteils erhalten. Natürlich zeigt eine Krise immer, wer einem wirklich nahesteht und wer nicht – einige Kontakte sind weggefallen, aber auch neue hinzugekommen. Ein halbes Jahr nach mir ist eine Bekannte ebenfalls an Brustkrebs erkrankt und im Verlauf zu einer guten Freundin geworden. Wir bezeichnen uns als unsere eigene Selbsthilfegruppe.

Eines hat der Krebs auch verändert: Früher war ich nur für die Familie da. Durch die Krankheit habe ich gemerkt, dass ich besser für mich selbst sorgen muss. Denn es ist ein bisschen wie bei der Einweisung vor Beginn eines Fluges: Erst muss man selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen, ehe man anderen helfen kann. Daher artikuliere ich jetzt meine Bedürfnisse besser als vorher, achte auf meine Ernährung, treibe mehr Sport und habe auch wieder angefangen zu arbeiten. Ich sage „Nein“, wenn mir etwas nicht guttut, und übe mich darin, zu vertrauen und loszulassen – da meine Kinder älter werden und sich zunehmend abnabeln, eine sehr alltagspraktische Übung.

Annehmen, Vertrauen, Loslassen – damit begegne ich den Herausforderungen des Lebens. Es gelingt mir mal besser, mal schlechter – ich werde aber immer besser.

Claudia Baumert

Quelle: Leben? Leben! 4/2021

10.05.2022
Brustkrebs
MoreMehr anzeigen
LessWeniger anzeigen
Weitere Artikel: Diagnose Brustkrebs: Unvollkommen vollkommen
MoreMehr anzeigen
LessWeniger anzeigen
Curado Übersicht Krebs
Copyrights © 2021 GFMK GMBH & CO. KG