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Allergie

Als Allergie bezeichnet man die übermäßige und teilweise heftige Abwehrreaktion des Immunsystems auf körperfremde Stoffe (Antigene).

Allergien
© iStock - bluecinema

Psychosoziale Folgen von Allergien

Allergien beeinträchtigen nicht nur die körperliche, sondern auch die seelische Gesundheit. Menschen mit Allergien müssen zu manchen Zeiten (z. B. bei Pollenflug) auf Freizeitaktivitäten oder Urlaub in bestimmten Regionen verzichte. Sie können bei einer Nahrungsmittelallergie Einladungen zum Essen nicht ohne Weiteres annehmen. Bei einigen zeigen sich die allergischen Beschwerden zudem durch äußere Symptome (z. B. Hautausschlag), die stigmatisierend wirken können.

Der Einkauf kann für Menschen mit Nahrungsmittelallergien zum Problem werden. Manche von einer Allergie Betroffene sehen sich zudem als Belastung für ihre Angehörigen oder Freunde, da diese Rücksicht auf ihre Einschränkungen nehmen müssen. Kinder und Jugendliche fühlen sich „anders“ als ihre Altersgenossen, werden zum Teil wegen ihrer gesundheitlichen Probleme gemobbt. All diese Schwierigkeiten bereiten Stress, können unter Umständen zu einem Rückzug aus dem sozialen Leben und zu seelischen Problemen (z. B. Ängsten oder Depressionen) führen. Hinzukommt: Die psychischen Belastungen können die allergischen Symptome verstärken: ein Teufelskreis.

Psychosoziale Probleme, die mit einer Allergie einhergehen können

Von einer Allergie Betroffene und ihr Umfeld schieben die seelischen Schwierigkeiten, die mit einer Allergie einhergehen, zunächst oft von sich weg. Insbesondere Angehörige und Freunde sehen oft nicht, welche Probleme die Allergie Betroffenen bereitet. Denn es handelt sich ja „nur“ um eine Allergie, nicht um eine gefährliche oder lebensbedrohliche Krankheit. Die Erkrankung und ihre Folgen werden oft heruntergespielt mit Sätzen wie „stell dich nicht so an“ oder „eine Allergie haben viele“.

Betroffene fühlen sich mit ihren Problemen daher häufig nicht ernstgenommen und allein gelassen. Manche wagen es nicht, über ihre Schwierigkeiten zu sprechen, setzen eine fröhliche Maske auf, ziehen sich jedoch innerlich zurück oder spielen ihre Probleme vor sich selbst herunter („Kann doch alles nicht so schlimm sein, wenn die anderen das sagen“). Die Tragweite, die es haben kann, die eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken, wird dabei oft verkannt. Andere wiederum fühlen sich als Belastung für ihre Angehörigen und/oder Freunde und treten aus diesem Grund den sozialen Rückzug an oder wagen es nicht, die eigenen Bedürfnisse zu äußern.

Die Not von Betroffenen erkennen

Menschen mit einer Allergie brauchen in einer solchen Situation Menschen, die ihre Probleme erkennen, sie nicht allein lassen. Angehörige oder Freunde, die Veränderungen bei ihrem Familienmitglied oder Freund feststellen, sollten sich daher nicht scheuen, den oder die Betroffene darauf anzusprechen. Wichtig ist es zunächst, Verständnis zu zeigen und ein offenes Ohr zu haben. Das allein genügt unter Umständen jedoch nicht. Möglicherweise kann es sinnvoll sein, Betroffene darauf aufmerksam zu machen, dass sie medizinische Hilfe benötigen, und mit ihnen den Arzt aufzusuchen – insbesondere, wenn einiges auf eine depressive Verstimmung oder anderweitig geartete psychische Schwierigkeiten hindeutet.

Was tun bei psychischen Auffälligkeiten?

Der erste Ansprechpartner bei psychischen Auffälligkeiten ist der Kinderarzt/die Kinderärztin. Gemeinsam mit ihm können Eltern überlegen, ob die Überweisung etwa zu einer Fachärztin oder einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychologie sinnvoll sein könnte. Auch Familienberatungsstellen können helfen, sollten Eltern sich scheuen, mit ihrem Kind zur psychologischen Beratung zu gehen. Zu lange warten sollten sie jedoch nicht, denn Kinder können an Depressionen erkranken oder Angststörungen entwickeln.

Wichtig ist zudem, gemeinsam mit dem Fachpersonal in Kindergarten oder Schule über die Erkrankung und die daraus resultierenden Schwierigkeiten des Kindes zu sprechen. Wird ein Kind wegen seiner Erkrankung ausgegrenzt oder gar gemobbt, sollten gemeinsam Strategien entwickelt werden, um die Probleme zu lösen. In jedem Fall ist ein offener Umgang mit der Grunderkrankung unerlässlich.

Es ist möglich, in der Schule und auch schon im Kindergarten kindgerecht zu erklären, dass manche Kinder von Krankheiten betroffen sind, die Einschränkungen oder auch Auffälligkeiten mit sich bringen, das Kind aber sonst genauso ist wie die anderen. Daher gäbe es keinen Grund, es deshalb zu meiden oder sich über es lustig zu machen. Sollten die Fachkräfte in Schule und Kindergarten damit überfordert sein, können z. B. Berater*innen von Frühförderungsstellen oder anderen Organisationen eingeladen werden, die z. B. durch Spiele kindgerecht klarmachen, wie es ist, mit einer Einschränkung zu leben oder ausgegrenzt zu werden.

Das Kind stärken

Zudem sollten Eltern ihr Kind stärken, ihm immer wieder zeigen, dass es liebenswert ist. Da sich Kinder oft mit anderen vergleichen, sollten Eltern ihm auch klarmachen, zu welchen Leistungen es trotz seiner Krankheit in der Lage ist, was es trotz der Beeinträchtigung kann. Dennoch sollte der Leistungsgedanke nicht im Vordergrund stehen, sondern die Tatsache, dass jeder Mensch es wert ist, gut behandelt zu werden. Ihr Kind in Watte packen, sollten Eltern trotz allem nicht – sogar dann

Hilfe bei psychosozialen Problemen

Bei psychosozialen Problemen sollte eine eingehende Diagnostik erfolgen. Erster Ansprechpartner ist hier der Hausarzt. Dieser kann den/die Betroffene bei Bedarf in eine psychotherapeutische Behandlung überweisen oder andere Anlaufstellen, z. B. Selbsthilfegruppen, nennen, wo Menschen mit einer Allergie Unterstützung erhalten. Eine Selbsthilfegruppe etwa ist in vielen Fällen hilfreich, weil Betroffene erkennen, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind, und von anderen Gruppenmitgliedern erfahren, mit welchen Strategien sie ihre Schwierigkeiten gelöst haben bzw. welche Strategien helfen können. Unter Umständen kommt auch eine medizinische Rehabilitationsmaßnahme infrage, wo nicht nur die körperlichen Beschwerden behandelt werden, sondern auch die psychosozialen Schwierigkeiten und deren Bewältigung ihren Raum erhalten.

Hilfe für Eltern

Eltern müssen ebenfalls lernen, mit der Erkrankung ihres Kindes so umzugehen, dass sie ihre eigenen Ängste nicht auf das Kind übertragen. Hilfestellung bieten dabei Schulungen, z. B. zu Neurodermitis oder Asthma. Hier lernen Eltern, wie sie im Notfall reagieren, was sie tun können, um ihrem Kind zu helfen und es zu beruhigen. Solche Schulungen bieten Eltern die Sicherheit, richtig zu handeln, und verringern Ängste.

Diese Sicherheit wirkt sich auch auf das Kind aus. Es lernt, dass solche Situationen gut gehandhabt werden können. Dadurch gewinnen Kinder das Gefühl, dass auch sie selbstwirksam handeln können. Ihre Eltern machen es ihnen schließlich vor. Und das Gefühl der Selbstwirksamkeit ist ein guter Schutz vor psychischen Erkrankungen wie Depressionen.

Eltern, die sich damit überfordert fühlen, können sich Unterstützung, unter anderem von Selbsthilfegruppen holen. Hier lernen sie andere Eltern kennen, deren Kinder ebenfalls von einer chronischen Erkrankung betroffen sind, und erhalten erprobte Tipps für den Umgang mit ihren Kindern.

Wesentlich: eine der Krankheit angepasste Behandlung

Eine der Hauptsäulen, um psychosoziale Folgen einer Allergie so gering wie möglich zu halten, ist eine individuell an die Krankheit und die damit einhergehenden Beschwerden angepasste Therapie. Denn je besser Betroffene lernen mit ihrer Allergie umzugehen, umso mehr treten psychosoziale Probleme in den Hintergrund. Das bedeutet unter Umständen, den Arzt oder auch „nur“ die Medikation zu wechseln oder aber andere Strategien (z. B. Komplementärbehandlungen, Entspannungsmethoden) zu finden, die die körperlichen Beschwerden verringern.

Quellen:
Allergikus 4/2021
Allergikus 3/2020

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