Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.
Als der Begriff in den 1950er-Jahren in die Psychologie Eingang fand, bezeichnete er die Eigenschaft von Menschen, auf widrige Ereignisse nicht wie erwartet mit psychischen Störungen zu reagieren. Berühmt wurde die Forschungsarbeit der amerikanischen Psychologin Emmy Werner, die Kinder aus Hawaii, die aus armen und zerrütteten Familien stammten und unter schlechten Bedingungen aufwuchsen, über 40 Jahre hinweg beobachtete.
Sie stellte fest, dass sich trotz äußerst widriger Umstände ein Drittel der Kinder gut entwickeln und das Leben ohne psychische Störungen meistern konnte. Neu war damals vor allem der Blickwinkel dieser Forschungen: Statt nach Störungen und Schwächen in der Entwicklung zu suchen, schaute Emily Werner auf die Stärken der Persönlichkeit.
Heute beschreibt der Begriff Resilienz die Widerstandskraft eines jeden Menschen, nicht nur von Kindern. Diese Widerstandskraft versteht sich als eine Eigenschaft, die nicht einfach – wie bei Emily Werners Kindern aus Hawaii – angeboren ist, sondern sich ein Leben lang entwickeln und trainieren lässt. Sieben „Säulen der Resilienz“ hat die Psychologie definiert, die diese Widerstandskraft ausmachen: Emotionssteuerung, Impulskontrolle, Kausalanalyse, Selbstwirksamkeit, realistischer Optimismus, Empathie und Zielorientierung.
Resiliente Menschen wirken auf andere wie „Stehaufmännchen“. Sie lassen sich von Schicksalsschlägen nicht unterkriegen und erscheinen nach außen sehr stark, wie ein Fels in der Brandung. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit – auch resiliente Menschen kennen Momente der Niedergeschlagenheit und der Verzweiflung. Der Unterschied besteht darin, wie sie damit umgehen.
Resilienz ist nicht zu verwechseln mit Starre, Gefühllosigkeit oder Härte. Ein resilienter Mensch steht nicht wie ein Steinklotz regungslos da, wenn alles um ihn herum tost und zusammenbricht. Er setzt der Krise etwas entgegen: elastische Stärke.
Die Philosophin und Journalistin Svenja Flaßpöhler hat in der Zeitschrift Philosophie Magazin die Frage gestellt „Was macht uns resilient?“ und dabei drei Felder gefunden, in denen sich Resilienz entfalten kann. Zunächst braucht es fraglos eine gewisse Stabilität, um dem ersten Aufwallen einer Krise standzuhalten. Dieses Widerstehen bedeutet aber nicht, dass man unverändert aus der Krise hervorgeht. Denn durch zu viel starre Widerstandsfähigkeit vermindern sich die Möglichkeiten, aus negativen Erlebnissen zu lernen.
„Wir brauchen ein Standbein für Stabilität und ein Spielbein zum Erobern von Möglichkeitsräumen“, schreibt Prof. Andreas Reckwitz im Philosophie Magazin. Damit wäre das zweite Feld der Resilienz benannt, die kreative Veränderung, die vom „Spielbein“ begonnen wird und das Gelingen der Krisenbewältigung in die Zukunft trägt.
Das dritte Feld schließlich ist die Reduktion, das Herunterfahren, Nichtstun, Abwarten. Das klingt nach Passivität und Schicksalsergebenheit? Ja, aber beileibe nicht nur. Es bedeutet auch eine Zeit, in der die Ressourcen geschont werden. Wenn wir die Begrenztheit unserer eigenen Ressourcen, unserer Kraft, erkennen und annehmen, gibt das Spielraum nachzudenken, wofür wir die Ressourcen eigentlich einsetzen wollen. Denn mit blindem Vorwärtsjagen – „Augen zu und durch“ kommt man bei lang anhaltenden, schweren existenziellen Krisen nicht weit, weil sich die Energie erschöpft.
Übertragen auf den Umgang mit einer Krebserkrankung kann Resilienz bedeuten, je nach Situation und Krankheitsphase unterschiedlich zu handeln – sich an die Realität anzupassen, ohne sich aufzugeben: Sich zurückzuziehen und einzuigeln, aber dann auch wieder herauszukommen und sich neue Ziele zu setzen. Aus den verschiedensten Quellen Hilfe zu holen, wenn nötig – und auch einfühlsam zu erkennen, wenn die Helfenden selbst mal Unterstützung brauchen.
Eine gezielte Stärkung der Resilienz und der Selbstwirksamkeit ist auf verschiedenen Wegen möglich, einer davon sind die Angebote der Psychoonkologie.
Quelle: Leben? Leben! 4/2021