Weitsichtigkeit gehört zu den Abweichungen der Normalsicht, die als Ammetropien oder Fehlsichtigkeit bezeichnet werden. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass bei entspanntem Auge Gegenstände in der Nähe nur unscharf erkannt werden.
Eine schwache Weitsichtigkeit bedarf i. d. R. keiner Therapie, sofern die Sicht von nahen und fernen Dingen ohne Unschärfe möglich ist. Kommt es aber zu Sehstörungen oder verursacht die permanente Akkomodation (Anpassung) des Auges Beschwerden, sollte Weitsichtigkeit behandelt werden. Nach der Diagnosestellung wird meist eine Brille oder Kontaktlinsen verschrieben.
Um den bei Weitsichtigkeit hinter die Netzhaut verschobenen Brennpunkt auf die Netzhaut zu verschieben bedarf es eines sogenannten Sammelglases oder einer Sammellinse. Diese bündelt zusammen mit dem Auge die einfallenden Lichtstrahlen so, dass diese auf dem Punkt des schärfsten Sehens zusammentreffen und so ein scharfes Sehen der Gegenstände in Ferne und Nähe ermöglicht wird. Die Beschaffenheit des Glases oder der Linse ist dabei konvex, also nach außen gewölbt, und bietet damit eine positive, vergrößernde Brechkraft. Vor der Stärkeangabe der Brechkraft in Dioptrien (dpt) steht entsprechend ein „+“. Die Augen des von Weitsichtigkeit Betroffenen erscheinen hinter der Brille meist relativ groß.
Weil eine unter- oder unkorrigierte Weitsichtigkeit bei Kindern häufig zu einem Einwärtsschielen oder Innenschielen führt, ist eine frühzeitige richtige Einstellung der Brillenkorrektur notwendig. Diese soll eher die Tendenz zum Schielen verhindern als die Sehschärfe optimieren, sodass eine Verbesserung der Sicht nicht zwangsläufig die Folge ist. Dennoch muss die Brille gewissenhaft getragen werden. Kinder, die an Weitsichtigkeit leiden, sollten spätestens mit Beginn des Schulalters behandelt werden.
Eine Alternative zur Brille stellen Kontaktlinsen dar. Viele Menschen bevorzugen sie aus ästhetischen Gründen. Kontaktlinsen haben den Vorteil, dass sie das Gesichtsfeld nicht einschränken. Die Voraussetzung für das Tragen von Kontaktlinsen ist eine ausreichende Feuchtigkeit des Auges durch den Tränenfilm, da ansonsten die Hornhaut des Auges stark geschädigt werden kann.
Kontaktlinsen besitzen eine Beschränkung in der maximalen Tragezeit. Nach circa acht Stunden Tragezeit sollten sie herausgenommen werden, um Augentränen und Juckreiz zu vermeiden.
Bei sehr starker Weitsichtigkeit können künstliche Linsen in das Auge eingesetzt werden. Die Einsetzung erfolgt zusätzlich zur natürlichen Linse in die Regenbogenhaut des Auges. Dazu öffnet ein Chirurg das Auge über eine Länge von fünf Millimeter, schiebt die Kunstlinse in die Vorderkammer des Auges und hakt sie mit zwei flexiblen Häkchen an der Regenbogenhaut oder zwischen Hornhautrückseite und Regenbogenhaut fest. Die natürliche Akkomodationsfähigkeit des Auges bleibt nach dieser ambulant durchgeführten Operation, die etwa 20 Minuten dauert, erhalten. Die Implantation kann Weitsichtigkeit in der Stärke von +5 bis +8 Dioptrien behandeln.
Bei operativen Verfahren mittels Lasertechnik wird nicht die Ursache der Weitsichtigkeit, sondern deren Symptome behandelt. Mit einer computergesteuerten Klinge hobelt der Chirurg beim LASIK-Verfahren die obere Hälfte der etwa einen halben Millimeter starken Hornhaut ab, um anschließend die Innenseite des abgehobenen Teils so abzuschleifen, dass sich die Krümmung der Hornhaut verstärkt. Die wieder zurückgelegte Hornhauthälfte saugt sich fest und heilt meist innerhalb weniger Tage ab.
Die Operation kann erst im Erwachsenenalter durchgeführt werden und ersetzt nicht unbedingt die Lesebrille, die im Alter erforderlich sein kann. Zwar können bis zu sechs Dioptrien „gut gemacht“ werden, die Sehschwäche wird aber nicht zwangsläufig komplett behoben. Gelegentlich ist ein zweiter Eingriff notwendig. Das Anpassen von Kontaktlinsen ist nach der Operation wegen der veränderten Form der Hornhaut oft schwierig. Risiken bestehen in der Über- oder Unterkorrektur der Fehlsichtigkeit und in der Vernarbung der Hornhaut, die bei schlechtem Verlauf wuchert und eine Hornhauttransplantation notwendig machen kann.
Neben der sogenannten LASIK (Laser-In Situ-Keratomileusis)-Methode mit Aufklappen und Abschleifen der Hornhaut gehört das LASEK (Laser-Epithelial-Keratomileusis)-Verfahren zu den häufigsten Methoden, um Weitsichtigkeit zu behandeln. Dabei verdampft ein Excimerlaser mit elektromagnetischer Strahlung Gewebe an der Oberfläche der Hornhaut statt an ihrer Innenseite. Zum Schutz des Auges wird dieses mit einem Verband verschlossen und der Patient erhält Kontaktlinsen für einige Tage. Der Eingriff verläuft in der Regel schmerzfrei und wird ambulant ausgeführt. Die Kosten trägt der Betroffene i. d. R. selbst. Beim sogenannten Femto-LASIK-Verfahren kommt zur Abtrennung des Hornhautdeckhäutchens ein Femtosekundenlaser zum Einsatz und der Excimerlaser nimmt im Anschluss die Korrektur vor.
Wie vor jedem operativen Eingriff sollten Weitsichtige Risiken und Nutzen gründlich abwägen. Eine Gewähr, dass die Operation Brille oder Kontaktlinsen überflüssig macht, kann nicht gegeben werden. Grundsätzlich ist die Chance, nach dem Eingriff ohne Brille auszukommen größer, je geringer die Fehlsichtigkeit vor der Operation war.