Neurodermitis ist eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung, die von einem starken Juckreiz und trockener Haut gekennzeichnet ist. Auf der Haut entstehen rote, entzündliche, schuppende Ekzeme, die gelegentlich auch nässen.
Eltern, die Angst haben, dass sich die Krankheit durch das Aufkratzen der Haut verschlimmert, sind häufig am Ende ihrer Kräfte. Sie wissen nicht, wie sie ihrem Kind helfen können, haben kurze Nächte, weil ihr Kind weint, und fragen sich, wie sie bei all diesen Belastungen ihren Alltag bewältigen sollen.
Patientenschulungen, die Eltern und Kindern darüber aufklären, welche Behandlungsmöglichkeiten bei Neurodermitis zur Verfügung stehen, aber auch, welche zusätzlichen Bewältigungsstrategien es neben der medizinischen Behandlung gibt, können hier eine Lücke schließen.
Solche Patientenschulungen bei Neurodermitis, wie z. B. von der Arbeitsgemeinschaft Neurodermitis Schulung (AGNES), haben zum Ziel, den Verlauf der Krankheit positiv zu beeinflussen, die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen und die psychische Belastung für die Familie zu verringern. In der Regel werden die Kosten für eine solche Schulung auf Antrag und Verordnung durch den Arzt/die Ärztin von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Da Neurodermitis eine chronische Erkrankung ist, die in Schüben verläuft, verstehen sich Patientenschulungen als Teil eines langfristigen Behandlungskonzepts. Sie sollen Betroffenen in die Lage versetzen, mit der Krankheit eigenverantwortlich umzugehen, sodass sowohl Kinder als auch Eltern sich der Neurodermitis nicht mehr ausgeliefert fühlen, sondern mehr Selbstwirksamkeit bei der Bewältigung der Erkrankung entwickeln. Eine Strategie zu haben, wie sie in bestimmten Situationen mit den auftretenden Problemen umgehen können, ist ein erster Schritt zu mehr Lebensqualität.
Zu den Zielen einer Patientenschulung gehört die Aufklärung über Entstehung, Ursachen, aber auch den möglichen Verlauf der Krankheit sowie über Faktoren, die z. B. den Juckreiz verstärken oder einen Schub auslösen können, sogenannte Trigger.
Auch Wissen über mögliche Behandlungsmethoden vermittelt eine Patientenschulung. Gleichzeitig sollen betroffene Kinder und ihre Eltern lernen, Warnsignale zu erkennen, die auf eine Verschlechterung des Gesundheitszustands hindeuten können, und vorbeugende Maßnahmen zu treffen, z. B. Stress zu reduzieren.
Eltern erhalten Tipps, wie sich die medikamentöse Therapie auch bei kleinen Kindern durchhalten lässt, erfahren, wie Kinder die bei Neurodermitis empfohlene Hautpflege nicht als notwendiges Übel, sondern als angenehm empfinden.
Daneben lernen Eltern und Kinder, welchen Einfluss die Ernährung auf die Krankheit hat, wie sich z. B. durch Entspannungsübungen Stress verringern lässt und welche weiteren Möglichkeiten es gibt, die Krankheit in den Griff zu bekommen.
Eine Patientenschulung vermittelt Fachwissen zur Neurodermitis, sodass Eltern und Kinder zu Expert*innen für die Krankheit werden und keine Scheu mehr haben, ihrem Arzt/ihrer Ärztin auch unangenehme Fragen zu stellen. Gleichzeitig erfahren Eltern, welche unterstützenden Hilfen es gibt (z. B. Reha-Maßnahmen), die sie körperlich und seelisch entlasten können. Außerdem klären Patientenschulungen darüber auf, wie sich psychosoziale Aspekte der Neurodermitis leichter bewältigen lassen.
Quelle: Allergikus 1/2021