Bei Menschen, die an Zöliakie erkrankt sind, wird durch den Verzehr von Lebensmitteln, die Gluten enthalten, eine entzündliche Reaktion in der Dünndarmschleimhaut ausgelöst, die zu einer chronischen Erkrankung des Dünndarms führt (Enteropathie).
Etwa einer von 100 Menschen in Großbritannien leidet an Zöliakie. Die Diagnose der Krankheit kann schwierig sein. Manche Patient*innen haben keine Symptome, während andere unspezifische Beschwerden wie Verdauungsstörungen oder Blähungen haben. Man geht davon aus, dass nur eine von drei Personen mit Zöliakie tatsächlich diagnostiziert wird. Die Behandlung ist eine glutenfreie Diät.
In den Leitlinien wird empfohlen, dass Erwachsene und Kinder mit einem hohen Zöliakie-Risiko getestet werden sollten. Bislang war jedoch nicht klar, bei welchen Gruppen das Risiko hoch genug ist, um eine Routineuntersuchung zu rechtfertigen, oder welche Symptome zu einer Untersuchung führen sollten.
Ziel der Studie war es herauszufinden, welche Symptome auf ein höheres Zöliakierisiko hinweisen und wer daher von weiteren Tests profitieren würde. Die Forschende analysierten 191 Studien, die über 26 potenzielle Anzeichen, Symptome und Risikofaktoren berichteten.
Die Studie ergab Hinweise darauf, dass Menschen mit Zöliakie in der Familienanamnese, Dermatitis herpetiformis (eine Hauterkrankung, die durch eine Reaktion auf den Verzehr von Gluten verursacht wird), Blutarmut (Anämie), Typ-1-Diabetes, Migräne, HLA DQ2/8-Risikogenotyp, Osteoporose oder chronischen Lebererkrankungen mehr als doppelt so häufig an Zöliakie erkranken wie die Allgemeinbevölkerung.
Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass enge Verwandte von Zöliakiebetroffenen selbst an Zöliakie erkranken dreimal so hoch. Anhand dieser Anzeichen und Symptome könnten daher Patient*innen identifiziert werden, die von einem Test profitieren würden, so die Universität Bristol.
Andere Anzeichen wie gastrointestinale Symptome (etwa Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen), Psoriasis, Epilepsie, entzündliche Darmerkrankungen, systemischer Lupus Erythematodes, Knochenbrüche, Typ-2-Diabetes und Multiple Sklerose erwiesen sich nicht als zuverlässige Hinweise für die Krankheit.
Dr. Martha Elwenspoek, Leiterin der Studie: „Eine Zöliakie-Diagnose ist für die Betroffenen sehr wichtig, denn sie kann der erste Schritt zu einer angemessenen Behandlung sein und negative Auswirkungen im späteren Leben verringern. Unsere Studie zeigt auf, welche Symptome weitere Tests auf Zöliakie rechtfertigen. Diese Ergebnisse könnten dazu beitragen, den Prozess der Diagnosestellung zu straffen und damit die Ergebnisse für diese Patient*innen zu verbessern.“
Das Forschungsteam schlägt vor, dass künftige Forschungen aus dem Wert der Kombination von Risikofaktoren Vorhersageregeln abzuleiten, z. B. könnte jemand ein noch höheres Risiko für Zöliakie aufweisen, wenn diese Person gleichzeitig von Anämie und Migräne betroffen ist.
Quelle: Allergikus 1/2022