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Asthma

Bei Asthma handelt es sich um eine nicht infektiöse, chronische Entzündung der Atemwege. Die Bronchien reagieren auf verschiedene Reize überempfindlich, wodurch es zu krampfartigen Verengungen kommt.

Asthma
© iStock - AntonioGuillem

Entstehung von Asthma

Der Blick in die Nase

„Warum schauen Sie mir denn in die Nase? Ich habe es doch mit den Bronchien zu tun!“, fragen manchmal Patienten, wenn ich sie untersuchen möchte und mit einer Lampe und einer Art zweigeteiltem Trichter in beide Nasenöffnungen sehe. Erst wenn ich mir einen Eindruck von diesen Eingängen der Atemwege machen konnte, werden die Mund- und Rachenschleimhäute beurteilt und schließlich ist das Stethoskop an der Reihe, mit dem Lunge und Bronchien abgehorcht werden.

Wozu die Nase dient

Die Nase ist nicht nur dazu da, gut oder schlecht riechende Gerüche wahrzunehmen. Sie hat die Aufgabe, die Atemluft auf 37 Grad Celsius zu erwärmen und anzufeuchten. Sie übt eine gewisse Filterwirkung aus; zumindest größere Staubteilchen kann die Nase abfangen. Die Nase nimmt viel mehr Platz ein, als wir von außen sehen können. Zur Nase gehören die so genannten Nebenhöhlen, normalerweise lufthaltige Räume, die um die Nasengänge angeordnet sind und die innere Oberfläche der Nase vergrößern.

Die Nase ist wie die übrigen Atemwege mit Schleimhaut ausgekleidet. Diese Schleimhaut sollte leicht feucht und von rosiger Farbe sein. In einer gesunden Nase werden wir nur wenig glasigen Schleim finden. Obwohl es die Fachrichtungen Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde sowie Lungen- und Bronchialheilkunde als getrennte Fächer gibt, werden die Atemwege in letzter Zeit von der Medizin als Ganzes, als „ein Atemweg“ betrachtet.

Zuerst die Nase, dann Asthma

Etwa die Hälfte der Patienten, die in einer pneumologischen Praxis mit Asthma behandelt werden, haben gleichzeitig Beschwerden mit der Nase – oder wir finden zumindest in der Nase Hinweise auf eine Entzündung der Schleimhaut.

Heuschnupfen, aber nicht vom Heu

Ein Teil dieser Patienten hatte zunächst einmal nur einen allergischen Schnupfen. Wenn die Allergie nur im Zusammenhang mit einer Pollenallergie auftritt, sprechen wir von Heuschnupfen. Der Heuschnupfen wird typischerweise durch die Baumpollen von Hasel, Erle oder Birke ausgelöst, die etwa von Januar bis April durch die Luft fliegen. Oder von Gräserpollen verursacht, die von Mai bis in den Herbst Beschwerden verursachen können. Die Pollen von Roggen werden noch zu der Familie der Gräser gezählt und sind so eng miteinander verwandt, dass Gräser- und Roggenpollenallergien üblicherweise immer zusammen auftreten.

Die Pollen von Kräutern – wie beispielsweise dem Beifuß – spielen eine relativ geringe Rolle beim Heuschnupfen. Beifußpollen fliegen hier zu Lande vorwiegend im August. Das Kraut wächst hartnäckig an Feldrändern und sogar in der Stadt auf Brachgrundstücken. Pollen anderer Pflanzen sind entweder zu groß oder werden einfach nicht vom Wind transportiert. Dadurch gelangen sie auch nicht in die Nase und sind nicht für Heuschnupfen verantwortlich.

Heuschnupfen hat demnach nur wenig mit „Heu“ zu tun und kann, außer durch Pollen, auch durch Sporen von Schimmelpilzen ausgelöst werden. Diese Sporen werden wie Pollen im Sommer vom Wind in unsere Atemwege geweht. Die Schimmelpilze vermehren sich gerne in der Natur, beispielsweise auf Gras, Laub, Hölzern und nicht nur an feuchten Stellen in Wohnungen.

„Etagenwechsel“ vom Heuschnupfen zum Asthma

Nicht selten erzählen Menschen, die mit Hustenbeschwerden zum Arzt gehen, dass sie jahrelang Heuschnupfen hatten, der Heuschnupfen sich plötzlich nicht wie gewohnt meldet, sondern stattdessen ein quälender Reizhusten zu beklagen ist. Schließlich bemerken sie einen Druck oder Engegefühle in der Brust, das Atmen wird schwer. Derartige Beschwerden begründen den Verdacht, dass sich die Allergie jetzt weniger an der Nase als an den tiefen Atemwegen abspielt, den Bronchien. Die Erkrankung hat die obere „Etage“ der Atemwege verlassen und ist eine „Etage tiefer“ in den Bronchien angekommen. Husten und Atembeschwerden sind dann Zeichen des beginnenden Asthma bronchiale – und nicht, wie verharmlosend dargestellt, einer „allergischen Bronchitis.“

Ganzjähriger Schnupfen kann auch zu Asthma werden

Bei Allergien gegen Haustiere oder Hausstaubmilben kann es auch zum Etagenwechsel vom chronischen und vielleicht kaum wahrgenommenen Schnupfen zum Asthma kommen. Diese Änderung des Beschwerdebildes geht aber eher schleichend von statten. Das hat damit zu tun, dass die krank machenden Allergene die Atemwege ständig belasten.

Die Allergie erkennt man an der Nase?

Es wäre praktisch, wenn wir mit einem Blick auf die Nasenschleimhaut entscheiden könnten, ob eine Allergie vorliegt oder sogar welche. Das ist sicher nicht möglich. Aber zumindest sind die Schleimhäute bei Allergikern stärker gerötet als üblich oder leicht bläulich, sie können zudem geschwollen sein. Mehr Schleim als bei Gesunden kann vorkommen, der Schleim könnte leicht verfärbt sein oder einfach reichlich wässriger Schleim in der Nase zu sehen sein. Manche Patienten mit Allergien klagen ja darüber, dass ihre Nase laufe wie ein kleiner Brunnen. Wir finden zumindest Zeichen einer Entzündung der Nase und müssen dann die Ursache erforschen.

Schnupfen auch ohne Allergie

Es gibt aber auch Patienten mit Asthma, die unter chronischem Schnupfen leiden, ohne dass eine Allergie die Ursache wäre. Leider kann aus Schnupfen, wie er bei gewöhnlichen Erkältungen vorkommt, eine chronische Krankheit der Nase werden, oft in Verbindung mit einer chronischen Entzündung der Nasennebenhöhlen. Die Nasenerkrankungen sind oft sehr hartnäckig und lassen sich nur schwer behandeln. Die Nase ist oft verstopft und die Schleimhaut produziert viel zähen Schleim, der die Nasengänge zusätzlich einengt und das Atmen durch die Nase verhindert.

Nasenpolypen

Ist die Nase immer entzündet, vor allem ohne allergische Ursache, kann die Nasenschleimhaut Wucherungen bilden, die man als Polypen bezeichnet. Eine ganz spezielle Form von Polypenerkrankung der Nase und Nebenhöhlen kommt zusammen mit Asthma, einer Unverträglichkeit von Azetylsalizylsäure und sonstigen nicht-kortisonhaltigen Rheumamitteln vor. Diese Patienten vertragen typischerweise auch alkoholische Getränke nicht. Würden sie Azetylsalizylsäure oder verwandte Medikamente einnehmen oder beispielsweise einen Schluck Bier oder Wein trinken, würden sie mit starker Verstopfung der Nase, Atemnot oder sonstigen allergieähnlichen Erscheinungen reagieren. Liegt diese Form von Nasenpolypenerkrankung mit Asthma vor, so kann daraus der Schluss gezogen werden, dass hier unbedingt eine Dauerbehandlung von Nase und Bronchien mit kortisonhaltigen Medikamenten erforderlich sein wird.

Nasenbeschwerden als Vorboten von Asthma

Es gibt also verschiedene Ursachen und Erkrankungen der Nase und der Nasennebenhöhlen, die Asthma begünstigen oder zumindest dem Asthma vorangehen. Selbst eine übermäßige Staubbelastung kann der Nase schaden, auch wenn keine Allergie gegen den Staub vorliegen sollte. Allergie auslösende Stäube wie Pollen, Schimmelpilzsporen, Tierhaare oder Hausstaubmilben verursachen oft zunächst nur Schnupfen, können aber auch die Grundlage für Asthma werden. Erkältungen können chronische Entzündungen der Nase, der Nebenhöhlen und schließlich der Bronchien hervorrufen.

Was kann man tun, um Nasenbeschwerden zu lindern und Asthma vorzubeugen?

  • Schützen Sie sich vor unnötigen Staubbelastungen sowohl im Beruf als auch zu Hause. Auch als Nicht-Allergiker wischen Sie zu Hause möglichst Staub mit einem feuchtem Tuch. Verwenden Sie Staubmasken auch bei Hobbyarbeiten. Überlegen Sie gut, ob Sie sich ein Haustier anschaffen wollen, vor allem, wenn womöglich schon eine Neigung zu Allergien bekannt ist. Eine Allergie gegen das Haustier könnte sich womöglich erst entwickeln!
  • Nehmen Sie Schnupfen ernst, der länger als zwei Wochen andauert und lassen Sie die Ursache klären. Suchen Sie eine Fachärztin bzw. einen Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde auf. Es könnte eine chronische Entzündung der Nebenhöhlen entstehen oder eine Allergie vorliegen, die Sie bisher nicht wahrgenommen haben. Lassen Sie prüfen, warum Sie womöglich nicht frei durch die Nase atmen können, vielleicht steckt eine chronische Schwellung der so genannten Nasenmuscheln dahinter oder es sind Polypen in der Nase gewachsen.
  • Sowohl für allergische als auch nicht-allergische Erkrankungen der Nase gibt es gute Möglichkeiten der Behandlung, sogar bei chronischen Beschwerden. Sie können sogar noch selbst etwas tun, um Beschwerden zu mildern, wenn Sie die Nasengänge regelmäßig mit Hilfe einer Nasendusche mit lauwarmer Salzlösung spülen. Dazu braucht man eine Nasendusche etwa ein viertel Liter lauwarmes Wasser und etwa einen halben Teelöffel Salz. Medizinische Sole ist zwar besser geeignet, aber man kann zum Spülen auch gewöhnliches Kochsalz verwenden. Wasser allein würde zu einer Schwellung der Nasenschleimhaut führen und nicht angenehm sein. Mit der Spülung reinigen Sie zumindest die Nasengänge und helfen der Schleimhaut. Nach meiner Erfahrung haben die Patienten, die einmal täglich die Nase spülen, weniger Schnupfenbeschwerden.
  • Die beste Möglichkeit, allergischen Schnupfen zu behandeln und damit die Entwicklung zum Asthma zu verhindern, ist die Hyposensibilisierung oder „Allergieimpfung“. Dabei wird dem Körper in langsam steigender Dosis das Allergen zugeführt, gegen das er überempfindlich reagiert. Ziel der Behandlung ist, dass der Organismus sich langsam an das Allergen gewöhnt und schließlich nicht mehr krankhaft reagiert. Diese „Impfung“ gegen Allergien wird am ehesten bei Pollenallergien eingesetzt. Die Behandlung braucht Geduld, üblicherweise dauert die Therapie drei Jahre. Wenn sich die Allergie auf Pollen beschränkt, ist die Chance groß, dass die allergischen Beschwerden im Laufe der Behandlung verschwinden und kein Etagenwechsel zum Asthma stattfindet. Leider ist die Wirksamkeit dieser Methode bei anderen Allergien weniger gut oder nicht nachgewiesen. Wenn schon ein mehr als nur leichtgradiges Asthma bestünde, käme die Hyposensibilisierung zu spät.
  • Nasensprays, die kortisonähnliche Medikamente enthalten, sind für viele Menschen mit chronischem Schnupfen eine große Hilfe, unabhängig davon, ob sie eine allergische oder nicht-allergische Erkrankung haben. Kortisonhaltige Nasensprays werden gut vertragen und können auch langfristig verwendet werden. Sie sind vor allem bei starkem allergischem Schnupfen nützlich und besser wirksam als Nasensprays mit nicht kortisonhaltigen Wirkstoffen. Tabletten mit entzündungshemmenden, antiallergischen Wirkstoffen werden auch bei chronischem Schnupfen eingesetzt. Sie haben aber den Nachteil, dass sie nicht nur örtlich wirken.
  • Alles, was Sie gegen chronischen Schnupfen unternehmen, kann helfen, einen Wechsel zu Beschwerden des Bronchialsystems zu verhindern.

    Dr. med. Matthias Sturm
    Facharzt für Innere Medizin, Lungen- und Bronchialheilkunde, Allergologie Mainz

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