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Krebs allgemein

Krebs ist eine vielschichtige Krankheit. Man versteht darunter jede Veränderung eines Gewebes, bei der die Zellen sozusagen ihre Differenzierung verlieren und daher autonom, also selbstständig wachsen können.

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© iStock - koto_feja

Immunonkologie: Immuntherapie bei Krebs

Mit dem Immunsystem Krebs bekämpfen

„Die Immuntherapie gibt es bereits seit einigen hundert Jahren“, erklärt Prof. Dr. Peter Brossart, Universitätsklinik Bonn. Mittlerweile wird sie auch vermehrt in der Krebsbehandlung eingesetzt.

Anders als andere Behandlungsansätze, wie etwa die Chemotherapie oder die Strahlentherapie, konzentriert sich die sog. Immunonkologie allerdings nicht auf die Zerstörung des Tumors selbst, sondern auf die Beeinflussung des Immunsystems. Mithilfe der Immuntherapie soll der Körper bösartige Zellen besser erkennen und so selbst zerstören können.

„Es gibt das angeborene Immunsystem, das die für die Abwehr von Viren und Bakterien notwendigen Zellen zu den Erregern lenkt und Substanzen freisetzt, die diese zerstören. Oder diese Zellen nehmen die Erreger auf und eliminieren sie“, erklärt Prof. Brossart diesen hoch komplexen Vorgang im Körper. Durch die Tätigkeiten des angeborenen Immunsystems wird dann das erworbene Immunsystem aktiviert, das ebenfalls dafür sorgt, dass Erreger erkannt und mithilfe von im Körper produzierten Antikörpern bzw. aktivierten T-Lymphozyten zerstört werden.

Nicht immer gelingt es dem Immunsystem allerdings, für den Körper schädliche Zellen erfolgreich zu bekämpfen, etwa dann nicht, wenn aus bösartigen Zellen Krebstumore werden. „Manchmal wird eine bösartige Zelle nicht eliminiert oder vom Immunsystem in Schach gehalten, denn die bösartigen Zellen entwickeln Strategien, dass Immunsystem zu überlisten“, erläutert Prof. Brossart. Etwa indem die entarteten Zellen Substanzen produzieren, die das Immunsystem abschalten oder verhindern, dass bösartige Zellen auch als solche überhaupt erkannt werden. Die für die Immunabwehr verantwortlichen Zellen können dann ihre Funktion nicht mehr erfüllen – ein Tumor entsteht. Selbst dann, wenn es dem Immunsystem gelingt, die Tumorzellen zu erkennen, entwickeln diese wiederum Strategien, um dem Immunsystem zu entkommen.

Bereits seit zehn Jahren im Einsatz

Die Immuntherapie im Rahmen einer onkologischen Behandlung hat somit zum Ziel, die bösartigen Zellen für das Immunsystem erkennbar und damit auch zerstörbar zu machen. „Der Durchbruch wurde mit den sog. Checkpoint-Inhibitoren erreicht“, betont Prof. Dr. Brossart. Hierbei handelt es sich um Antikörper, die dafür sorgen, dass die Immunabwehr von den bösartigen Zellen nicht abgeschaltet wird und aktiv bleibt. Dies ist die Grundvoraussetzung, damit der Körper selbst den Krebs bekämpfen kann. Bereits seit etwa zehn Jahren wird ein CTLA4-Hemmer in der Behandlung des Melanoms (Hautkrebs) und seit sechs Jahren Antikörper gegen PD-1/PD-L1 mit Erfolg eingesetzt.

Doch auch Patientinnen, die an Brust-, Eierstock- oder Gebärmutterhalskrebs erkrankt sind, können sich Hoffnung machen. „Erste Studien mit Melanom-Patienten zeigen, dass sie auf die Antikörper ansprechen“, betont der Mediziner. Insgesamt gebe es bei vielen Tumorentitäten gute Ansprechraten. „Nur bei wenigen Entitäten funktioniert es nicht, etwa bei Bauchspeicheldrüsenkrebs.“ Darüber hinaus habe sich auch gezeigt, dass Patienten mit einer metastasierten Krebserkrankung bei erfolgreicher Behandlung mit Antiköpern länger überleben als jene, die mit einer Chemotherapie behandelt werden.

Bisher ist die sehr teure Immuntherapie in der Krebsbehandlung jedoch überwiegend noch als Zweitlinientherapie – also dann, wenn der Tumor wieder wächst oder sich Metastasen gebildet haben – zugelassen. Die Antikörper werden dann über eine Infusion verabreicht, auch Nebenwirkungen sind möglich. „Das Spektrum dieser Nebenwirkungen ist anders als bei den bisher gängigen Krebsbehandlungen. Die Ursache ist eine Autoimmunreaktion und damit sind diese Nebenwirkungen auch nicht immer reversibel (umkehrbar)“, erklärt Prof. Dr. Brossart.

Nebenwirkungen frühzeitig behandeln

Wichtig sei deshalb eine frühzeitige Behandlung der Nebenwirkungen. Betroffene sollten auftretende Nebenwirkungen immer rechtzeitig dem behandelnden Arzt mitteilen. Möglich sind Reaktionen der Haut, wie etwa Juckreiz, eine Entzündung der Darmschleimhaut oder auch eine Verschlechterung der Leberwerte. Sehr selten kann es zu einer Pneumonitis (Lungenerkrankung) oder einer Störung der Schilddrüsenfunktion kommen.

Für die Zukunft steht die Immunonkologie vor weiteren, wichtigen Herausforderungen. Mithilfe der Forschung möchten die Mediziner u. a. herausfinden, warum nicht alle Patienten auf die Immuntherapie ansprechen. Auch soll es künftig möglich sein, die Behandlung mit Antikörpern mit einer Chemotherapie oder einer Bestrahlung bzw. anderen Immuntherapien zu kombinieren, um so die Effektivität einer Krebsbehandlung zu steigern.

Quelle: Leben? Leben! 3/2016

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