Der Begriff Hodenkrebs beschreibt einen bösartigen Tumor des Hodens, der zu 90 % von Keimzellen, also den Vorläuferzellen der Spermien, gebildet wird. Die restlichen 10 % entstehen aus anderen Zelltypen.
Je früher Hodenkrebs erkannt wird, desto früher kann mit einer Therapie begonnen werden und desto besser sind entsprechend auch die Heilungschancen. Eine Art spezieller Früherkennungsuntersuchung, die von den Krankenkassen wie beispielsweise beim Prostatakrebs übernommen wird, gibt es für die Diagnose von Hodenkrebs nicht. Diese ist jedoch auch nicht zwingend erforderlich, da jeder Mann selbst eine Krebsvorsorgeuntersuchung an sich vornehmen kann.
Jeder Mann bzw. Jugendliche zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr sollte regelmäßig etwa einmal im Monat seine Hoden auf Veränderungen abtasten. Wird eines der folgenden Symptome feststellt, sollte umgehend ein Arzt zur weiteren Diagnose aufgesucht werden:
Eltern sollten ihre Söhne, wenn im Baby- oder Kleinkindsalter ein Hodenhochstand vorlag, unbedingt im entsprechenden Alter darauf hinweisen. Da in diesem Fall ein erhöhtes Risiko für die Erkrankung an Hodenkrebs besteht, sollten die Hoden besonders sorgfältig und regelmäßig auf Veränderungen untersucht werden. Auch bei einem Verdacht auf eine eventuelle erbliche Veranlagung aufgrund einer familiären Vorbelastung sollte offen in der Familie darüber gesprochen werden. Natürlich möchten Eltern ihre Kinder nicht unnötig beunruhigen, aber es heißt ja nicht, dass das Kind auch zwingend erkranken wird, sondern vermittelt lediglich die nötige Aufmerksamkeit, die für eine frühzeitige Erkennung im Fall der Fälle notwendig ist.
Wurden Veränderungen der Hoden in der Selbstuntersuchung festgestellt, ist es wichtig, den Arztbesuch nicht aus Angst vor der Diagnose hinauszuzögern. Es sollte gerade bei Krebserkrankungen immer bedacht werden, dass die Heilungschancen umso besser sind, je früher die Diagnose gestellt und die Erkrankung behandelt wird. Mit einem langen Zögern kann sich der Betroffene selbst um seine eigentlich guten Chancen auf eine Genesung von der Hodenkrebserkrankung bringen.
Beim Arzt erfolgt zunächst das Patientengespräch (Anamnese), in dem der Patient seine Beschwerden schildert und der Arzt gezielte Fragen, z. B. zu einem früheren Hodenhochstand oder einer familiären Vorbelastung, stellt. Als nächstes wird der Arzt eine Tastuntersuchung durchführen. Häufig kann anhand dieses Tastbefundes schon eine Diagnose gestellt werden. Bei Verdacht auf einen hormonell aktiven Tumor wird der Arzt auch die Brust des Patienten anschauen und abtasten, da eine Schwellung der Brustdrüse zu den Symptomen von Hodenkrebs zählt. Bei der Diaphanoskopie durchleuchtet der Arzt den Hodensack mit einer Lichtquelle um mögliche Knoten oder anderen Auffälligkeiten zu erkennen.
Als nächstes erfolgt eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) zur Diagnose. Mit dieser Methode kann festgestellt werden, ob eine in der Tastuntersuchung festgestellte Gewebeveränderung auch tatsächlich im Hoden liegt. Anhand einer solchen Untersuchung kann jedoch nicht unterschieden werden, ob ein Tumor gut- oder bösartig ist, es kann häufig aber die Notwendigkeit einer Operation abgeklärt werden. Vergrößerte Lymphknoten lassen sich im Ultraschall ebenfalls darstellen und können einen Hinweis auf einen bösartigen Tumor geben.
Dem Patienten wird in der Regel Blut abgenommen, um es anschließend im Labor untersuchen zu lassen. Neben Untersuchungen bezüglich des Allgemeinzustands des Patienten werden an der Blutprobe zudem so genannte Tumormarker bestimmt. Dies sind Stoffe, die von den Krebszellen gebildet werden. Da sie jedoch nicht bei jeder Erkrankung an Hodenkrebs nachweisbar sind, reicht eine alleinige Blutuntersuchung zur Diagnose von Hodenkrebs nicht aus. Nachgewiesen werden Alpha-Fetoprotein (AFP) und beta-humanes Choriongonadotropin (ß-HCG), die von etwa zwei Drittel der Hodentumore produziert werden. AFP ist ein Eiweiß, welches normalerweise nur während der Schwangerschaft beim ungeborenen Kind gebildet wird. ß-HCG hingegen kann im gesunden Organismus nur im Mutterkuchen von Schwangeren nachgewiesen werden.
Um die endgültige und eindeutige Diagnose Hodenkrebs zu stellen, ist eine mikroskopische Gewebeanalyse notwendig. Nur so kann zudem bestimmt werden, um welche Form des Hodenkrebses es sich handelt. Für die Auswahl der richtigen Therapie ist diese Diagnose entscheidend.
Weitere Untersuchungsmethoden, die bei der Diagnose von Hodenkrebs zum Einsatz kommen, beziehen sich im Allgemeinen auf die Klassifizierung der Schwere der Erkrankung. Es wird untersucht, ob sich bereitsTochtergeschwülste (Metastasen) gebildet haben. Dafür stehen neben dem Ultraschall, mit dem auffällige Lymphknoten entdeckt werden können, verschiedene Verfahren wie Röntgenuntersuchungen der Lunge, eine Computertomografie (CT) von Lunge und Bauchhöhle oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) zur Verfügung.
Metastasen entstehen bei einem Hodenkrebs häufiger auf dem Lymph- als auf dem Blutweg, Lymphknoten sind daher am häufigsten betroffen. Bei einer Ausbreitung des Tumors auf dem Blutweg siedeln sich die Zellen bevorzugt in der Lunge, in den Knochen und im Hirn an.
Lydia Köper