Als Cluster-Kopfschmerz (oder Bing-Horton-Neuralgie) wird eine primäre Kopfschmerzerkrankung beschrieben. Primär heißt, dass der Schmerz selbst die Erkrankung ist, bei der die Betroffenen unter extremen, in Attacken auftretenden Schmerzen leiden.
Cluster-Kopfschmerzen können nicht geheilt werden. Allerdings lassen sich durch gezielte Maßnahmen der Therapie Ausmaß und Häufigkeit der Schmerzattacken in den meisten Fällen minimieren. Betroffenen wird oft zum Führen eines Kopfschmerztagebuchs geraten, denn eine Dokumentation der Beschwerden und ihres Auftretens kann Therapie-unterstützend wirken und dazu beitragen, potenzielle Auslösemechanismen (Trigger) zu erkennen, sodass diese künftig leichter zu meiden sind.
Nach Angaben der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft können Betroffene bei akuten Cluster-Attacken z. B. von der Inhalation medizinischen Sauerstoffs über Gesichts- oder Mundmasken profitieren. Bei dieser nebenwirkungsfreien Behandlungsmethode, die dem Schmerz etwas von seiner Spitze nehmen soll, stellt sich bei ca. sechs von zehn Patienten eine positive Wirkung ein. Allerdings schafft die beschriebene Methode oftmals nur zu Anfang einer Cluster-Attacke Linderung. Da die Betroffenen zudem unter einem starken Bewegungsdrang leiden, wird das für die Inhalation notwendige vornübergebeugte Sitzen oft als unangenehm empfunden.
Zur Akutbehandlung des Cluster-Kopfschmerzes gibt es auch die Möglichkeit, Autoinjektionen mit Triptanen vorzunehmen. Für Patienten, die vor dem Spritzen Angst haben, steht der Wirkstoff auch in Form eines Nasensprays oder als Tablette zur Verfügung.
Als eine weitere Alternative zur Inhalation sehen einige Patienten den Einsatz bestimmter Wirkstoffe an, mit denen eine örtliche Betäubung erzielt werden kann: In das Nasenloch der bohrenden Schädelhälfte wird z. B. das Lokalanästhetikum Lidocain geträufelt, das binnen weniger Minuten die Übertragung von Schmerzsignalen unterbindet. Allerdings unterliegt auch dieser Behandlungseinsatz Beschränkungen, da der genannte Wirkstoff nur bei etwa jedem dritten Betroffenen zur gewünschten Wirkung führt.
Patienten, die an chronischen Cluster-Kopfschmerzen leiden, können auch mit unterschiedlichen Arzneistoffen den einzelnen Attacken vorbeugen. Hier kann z. B. auf den verschreibungspflichtigen Wirkstoff Verapamil zurückgegriffen werden. Eine Wirkung tritt in der Regel erst mit steigender Dosierung nach zwei bis drei Wochen ein.
Bei Cluster-Episoden, die weniger als zwei Monate anhalten, können Kortikoide Mittel der Wahl sein. Auch Lithium oder Topiramat können eingesetzt werden. Bei chronischen Cluster-Kopfschmerzen ist u. U. eine Kombination von Wirkstoffen hilfreich. Schaffen die Medikamente keine Linderung der Cluster-Kopfschmerzen, kann in Ausnahmefällen über operative Maßnahmen nachgedacht werden.
Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft rät von einer Selbstbehandlung bei Cluster-Kopfschmerz ab. Da viele der o. g. Wirkstoffe verschreibungspflichtig sind, sollte ein Therapiekonzept stets mit dem behandelnden Arzt erarbeitet werden.
Markus Felsmann