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Diabetes

Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.

Diabetes Mellitus
© iStock - PixelsEffect

Interview mit „Ernährungsdoc“ Dr. Matthias Riedl

Die richtige Ernährung bei Diabetes

Bei Diabetes Typ 2 steht immer auch der Lebensstil im Fokus – viele Betroffene sind übergewichtig und sollen sich fortan gesünder ernähren, sich mehr bewegen und so auch einige Kilos verlieren. Doch was gilt es dabei zu beachten – und wie umgeht man die häufigsten Fallstricke? Dr. Mathias Riedl gibt Tipps und Hinweise.

Nach der Diagnose Typ-2-Diabetes sollte ein gesünderer Lebensstil als Teil der Behandlung im Vordergrund stehen. Wie sieht eine gesunde Ernährung bei Typ-2-Diabetes aus?

Eine gesunde Ernährung für Menschen mit Diabetes ist kaum von der Ernährungsweise eines Gesunden zu unterscheiden. Sowohl die Wahl der Lebensmittel als auch die Zubereitung unterliegt keinen speziellen Formen. Bei einer gesunden Ernährungsweise stellt die Basis Gemüse (drei Portionen, ca. 500 g Gesamtmenge pro Tag) und Obst (zwei Portionen ca. 250g), vor allem zuckerarmes Obst wie Beeren, Papaya, Aprikose, Wassermelone, Nektarine dar.

Proteinreiche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Milchprodukte, Eier, Fisch, Geflügel und Fleisch ergänzen unseren Teller mit ca. 30 %. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel weniger stark an – ein positiver Nebeneffekt für Diabetiker. Bei den tierischen Lebensmitteln sollten fettarme Produkte bevorzugt werden. Hülsenfrüchte dürfen gerne öfter auf dem Teller zu finden sein als Fleisch oder Geflügel.

Ca. 20 % machen Kohlenhydrate aus. Hierbei sollten vor allem komplexe Kohlenhydrate sprich Vollkornprodukte gewählt werden – aufgrund des hohen Ballaststoffgehaltes dient dies für eine längere Sättigung und einen geringeren Anstieg des Blutzuckerspiegels. Eine längere Sättigung verhindert das sogenannte Snacking, also kleine Mahlzeiten zwischendurch. Auch Fette und Öle gehören zu einer gesunden Ernährung. Hier sollten hochwertige Öle verwendet werden wie Olivenöl, Rapsöl, Leinöl, Walnussöl mit einem hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Nüsse gelten als antidiabetisch und dienen als Snack für Zwischendurch oder als Topping im Müsli, Salat oder Hauptmahlzeiten.

Wichtig ist es, Lebensmittel zu wählen, die den Blutzuckerspiegel weniger schnell in die Höhe schießen lassen und erneute Heißhungerattacken auslösen – eine langfristige Sättigung mit regelmäßigen Pausen. Ebenso eine regelmäßige Mahlzeitenstruktur, also drei Mahlzeiten am Tag für regelmäßige Blutzuckeranstiege. Zudem sollte man zuckerhaltige Lebensmittel begrenzen und auf das Gewicht und die Bewegung achten!

Gibt es Genussmittel, auf die Menschen mit Typ-2-Diabetes unbedingt verzichten sollten – und was ist in Maßen noch erlaubt?

Genussmittel sollten für jeden gesunden Menschen nur in Maßen verzehrt werden. Ein Glas Wein ab und zu zum Abendessen ist durchaus legitim. Jedoch sollte man vorsichtig sein mit sulfonylharnsäurehaltigen Medikamenten oder Insulin, da bei Alkoholeinnahme ohne Mahlzeit eine Unterzuckerung hervorgerufen werden kann. In Maßen erlaubt sind: Mais, Süßkartoffeln, Tiefkühlgemüse mit Sahne oder Butter, Erdnüsse, Macadamia und gesalzene Nüsse. Ballaststoffarme Lebensmittel sollte man reduzieren bzw. vermeiden, sie bewirken einen schnellen Blutzuckeranstieg nach dem Essen.

Folgende Lebensmittel sind ungeeignet: Weißbrot, Getreideprodukte aus Weißmehl, Süßigkeiten, Kuchen, Honig, Marmelade, Trockenobst, z. B. Rosinen, Weintrauben, Feigen, Datteln, Limonaden, Fruchtsaft, Softdrinks, Kakao, Pudding, Milchreis, Fruchtjoghurt, Fruchtquark, Kakaozubereitungen, Fruchtbuttermilch – im Allgemeinen gezuckerte Fertigprodukte sowie sehr fettreiche Lebensmittel.

Viele Menschen mit Typ-2-Diabetes haben Übergewicht. Abnehmprogramme gibt es viele – von Mittelmeerdiät über Low Carb bis hin zu verschiedenen Formen des Intervallfastens. Gibt es etwas, was Sie empfehlen können?

Wir empfehlen unseren Patient*innen die sogenannte LOGI-Methode. Hierbei handelt es sich um eine vermehrte Zufuhr von Gemüse (ca. 500 g) und Obst (ca. 250 g – zuckerarmes Obst) pro Tag, 30 % Anteil an proteinreichen Lebensmitteln wie Hülsenfrüchte, Fisch, Milchprodukte, Geflügel ergänzend durch hochwertige Fette und ca. 20 % Anteil an Kohlenhydraten wie Vollkornprodukte, Kartoffeln. Die drei Mahlzeiten sollten in einem Abstand von vier bis sechs Stunden aufgeteilt werden, damit in den Pausen der Fettstoffwechsel in Schwung kommt. Als Zwischensnack kann es gerne mal eine Handvoll Nüsse sein, da hier nicht die Fettverbrennung gestört und der Blutzuckerspiegel nicht beeinträchtigt wird.

Intervallfasten ist ebenfalls eine gute Abnehmmethode für Diabetiker. Hierbei sollten die Mahlzeiten auf zwei begrenzt und diese möglichst vollwertig gestaltet werden, damit alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe nicht zu kurz kommen. Auch die langen Pausen sind wichtig für die Fettverbrennung und den Blutzuckerspiegel. Bewegung sollte auch nicht zu kurz kommen, da es das Abnehmen erleichtert.

Warum nehmen so viele Menschen wieder zu, nachdem sie es erfolgreich geschafft haben, abzunehmen? Und wie lässt sich dem vorbeugen?

Oft werden kleine Dinge wieder schleifen gelassen wie beispielsweise die Mahlzeitenstruktur oder die Disziplin lässt nach, sodass schnell wieder einige Pfunde drauf sind. Auch wird häufig der Fehler gemacht, dass deutlich zu wenig gegessen wird, sodass man den Grundumsatz an Kalorien unterschreitet, was zunächst zu einer Gewichtsabnahme führt. Doch nach erfolgreicher Abnahme wird wieder relativ normal gegessen und man nimmt zu, da der Stoffwechsel in einen Sparmodus gerät während der Kalorienrestriktion und bei gesteigerter Kalorienzufuhr besonders effektiv verstoffwechselt.

Zur Vorbeugung sollte man sich eine regelmäßige Mahlzeitenstruktur antrainieren sowie eine gesunde Ernährungsweise – wie die Routine vom täglichen Zähneputzen. Oftmals hilft es einigen Patient*innen, sich am Wochenende Gerichte für die Woche raus zu suchen und gezielt dafür einzukaufen – auch dies wird nach regelmäßigem Durchführen zur Routine.

Gerade im Winter ist die Lust auf Süßigkeiten groß – und viele Menschen nehmen über die dunkle Jahreszeit ein paar Kilo zu. Was raten Sie Menschen mit Diabetes in Bezug auf Ernährung und Bewegung in der kalten Jahreszeit?

In Bezug auf die Ernährung: Seine regelmäßige Routine weiterhin beizubehalten, viel Gemüse und Obst – es gibt auch im Winter sehr viele leckere Rezepte – auch hier gilt es, drei Mahlzeiten vollwertig zu gestalten, sodass Heißhungerattacken vermieden werden. Gerne kann man sich in Wintermonaten, wenn die Gelüste größer sind, auch etwas Süßes, einen Nachtisch zubereiten und direkt im Anschluss nach seiner Mahlzeit zu sich nehmen. Hierbei lassen sich die Rezepte auch zuckerarm zubereiten. Oftmals helfen zudem Bitterstoffe, wie in der Grapefruit enthalten, die Lust auf Süßes zu reduzieren. Wichtig ist auch eine ausreichende Zufuhr an Vitamin D in dunklen Wintermonaten.

Was die Bewegung angeht: Auch in den Wintermonaten sollte Bewegung mit eingebaut werden. Schwimmen, Spaziergänge am Abend oder Sportkurse gemeinsam in der Gruppe helfen, die Wintermonate zu überstehen.

Quelle: Befund Diabetes 4/2020

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