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Juckreiz

In der medizinischen Fachsprache wird Juckreiz als Pruritus bezeichnet, das Wort entstammt dem lateinischen purire (jucken). Es beschreibt ein Jucken der Haut, wodurch ein zwanghaftes Kratzen bei den Betroffenen ausgelöst wird.

Juckreiz
© iStock - monstArrr_

Entstehung von Juckreiz

Obwohl Juckreiz ein Symptom ist, das bei einer Vielzahl verschiedener Erkrankungen auftritt, ist der genaue Mechanismus der Entstehung nicht bis ins Detail bekannt. Eine wichtige Rolle spielen jedoch Mastzellen und bestimmte Nervenfasern.

Umwelteinflüsse und Juckreiz

Juckreiz ist für die meisten Menschen sehr unangenehm, weil die Aufmerksamkeit durch die juckende Haut immer wieder auf dieselbe Stelle gelenkt wird. Dabei fällt es den Betroffenen schwer, sich zu entspannen. Die Ursachen für den Juckreiz sind vielseitig: Die Haut kann nach einem Schwimmbadbesuch, einem ausgedehnten Sonnenbad oder extremer Kälte ausgetrocknet sein und deswegen anfangen zu jucken. Juckreiz kann allerdings auch ein Hinweis auf Stress oder eine Krankheit sein. Um den Juckreiz zu lindern und den Stress abzubauen, empfiehlt die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) Entspannungsübungen wie Autogenes Training, Meditation oder Yoga.

Häufiges Baden und Duschen führen ebenfalls zu trockener Haut und können ein Auslöser für Juckreiz sein. Deswegen empfehlen Experten, die Haut nach dem Duschen regelmäßig einzucremen. Um juckender Haut vorzubeugen, eignen sich besonders rückfettende Duschgels und Badeöle. Im Winter neigt die Haut dazu, schnell auszutrocknen, oft leiden viele Menschen dann unter trockener Haut, ein Symptom, das durch die Heizungsluft verstärkt wird. Die Luftfeuchtigkeit kann erhöht werden, indem Wasserschälchen auf der Heizung gestellt werden, auch regelmäßiges Lüften kann die Haut wieder entspannen.

Auslöser für Juckreiz

Häufig ist der Juckreiz so unangenehm, dass Betroffene das Kratzen nicht unterdrücken können. Dadurch wird die Haut verletzt und kann sich entzünden. Experten der AWMF raten Betroffenen deswegen, Juckreiz, der länger als sechs Wochen anhält, von einem Dermatologen untersuchen zu lassen. U. U. kann eine ernsthafte Erkrankung die Ursache sein: Erkrankungen der inneren Organe (Nieren oder Leber), Schäden an Rückenmark oder im Gehirn und psychiatrische Krankheiten können z. T. zu Juckreiz führen. Eine Untersuchung bei einem Dermatologen ist auch deswegen sinnvoll, weil hinter der juckenden Haut Allergien oder Unverträglichkeiten von Medikamenten (Antibiotika, Antidepressiva, Hormonpräparate oder entzündungshemmende Mittel) stecken können.

Rolle der Mastzellen bei der Entstehung von Juckreiz

So genannte Mastzellen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Juckreiz. Diese Zellen sind ein Bestandteil des Immunsystems und befinden sich in der Haut und den Schleimhäuten. Mastzellen verhalten sich im Normalzustand ruhig. Dringen aber Krankheitserreger wie Bakterien in die Haut ein, können die dort befindlichen Mastzellen aktiviert werden. Dies hat zur Folge, dass sie ihre so genannte Granula freisetzen. Unter dem Begriff Granula versteht man unter dem Mikroskop sichtbare, körnchenförmige Einlagerungen in den Zellen, die in entsprechenden Situationen nach außen in die Umgebung abgegeben werden. Man spricht dann von einer Degranulation.

Die Granula der Mastzellen bestehen aus verschiedenen Stoffen, wobei Histamin die Substanz ist, die vorwiegend mit der Entstehung von Juckreiz in Verbindung gebracht wird. Histamin ist ein körpereigener Botenstoff. Seine Freisetzung hat verschiedenste Wirkungen zur Folge, die dem Organismus dazu dienen, den eingedrungenen Erreger bekämpfen zu können. So kommt es lokal, also direkt am Ort der Freisetzung, beispielsweise zu einer Erweiterung und erhöhten Durchlässigkeit der Gefäße. Dadurch werden sehr schnell viele Zellen des Immunsystems genau dorthin transportiert und können aus den Gefäßen in das Gewebe übertreten. So kann der Erreger schnell und effektiv unschädlich gemacht und aus dem Körper entfernt werden.

Ein lokal ausgelöster Juckreiz ist häufig ebenfalls eine Wirkung von ausgeschüttetem Histamin. Das Immunsystem übermittelt so dem Gesamtorganismus, also dem Menschen, dass an einer bestimmten Stelle des Körpers gerade Erreger eindringen bzw. eingedrungen sind. Es handelt sich beim Juckreiz also um einen Schutzmechanismus, der den Menschen dazu veranlasst, seine Aufmerksamkeit auf die betroffene Stelle zu richten und, wenn möglich, dort befindliche Parasiten oder andere Fremdkörper zu entfernen.

Entsprechend dem Ablauf bei Infektionen kann der Juckreiz auch bei Fehlleistungen des Immunsystems auftreten, wenn dieses beispielsweise für den Körper ungefährliche Substanzen bekämpft (man spricht in diesem Fall von einer Allergie) oder sich gegen körpereigene Bestandteile richtet (bezeichnet als Autoimmunerkrankung).

Bei einer Vielzahl verschiedener Erkrankungen kann davon ausgegangen werden, dass der entstehende Juckreiz durch von Mastzellen ausgeschüttetes Histamin ausgelöst wird. Dazu zählen in erster Linie die Krankheiten, die einen sekundären Pruritus auslösen, wie Pilz- und Parasiteninfektionen oder auch die Nesselsucht. Der durch Histamin hervorgerufene Juckreiz ist jedoch nicht auf diese Gruppe begrenzt. So konnte beispielsweise für verschiedene Arzneimittel gezeigt werden, dass die Nebenwirkung des ausgelösten Juckreizes auf einer Histaminfreisetzung von Mastzellen beruht.

Nervenfasern

Die von Mastzellen lokal freigesetzten Histamine geben ein Signal, dass jedoch, um die Aufmerksamkeit des Menschen auf die betroffene Stelle zu lenken, zum Gehirn transportiert und dort verarbeitet werden muss. Dies geschieht über Nervenfasern. Lange wurde angenommen, dass es sich bei einem Juckreiz um einen unterschwelligen Schmerz handelt, der entsprechend von denselben Hautrezeptoren, Signalwegen und Nervenfasern weitergeleitet wird wie auch das Schmerzempfinden. Für die Weiterleitung des durch Histamin vermittelten Juckreizes sind jedoch andere Nervenfasern in der Haut zuständig, genauer: markscheidenlose Typ-C-Nervenfasern. Diese transportieren das Signal von der Haut zum Gehirn, wo es zum einen motorische und sensorische Juckreizareale aktiviert, aber auch emotionale Bereiche im Cingulum, Frontalhirn und Kleinhirn.

Neben dem durch Histamin vermittelten Juckreiz gibt es noch eine zweite Form. Sie funktioniert nachweislich unabhängig vom Histamin, da sie nicht die typische lokale Erweiterung der Gefäße zur Folge hat. Diese Form des Juckreizes kann beispielsweise durch die Juckbohne ausgelöst werden (Inhaltsstoff von Juckpulver) und wird, im Vergleich zum durch Histamin vermittelten Juckreiz, als eher stechend, scharf und spitz beschrieben. Es konnte experimentell gezeigt werden, dass es einen bestimmten Typ von Nervenfasern gibt, der auf die Juckbohne reagiert, nicht aber auf Histamin. Es ist somit davon auszugehen, dass den zwei Formen des Juckreizes auch zwei Formen von Nervenfasern zugrunde liegen.

Ähnlich wie beim Schmerz, bei dem man vom so genannten Schmerzgedächtnis spricht, scheint es auch für den Juckreiz eine Art Gedächtnis zu geben. Menschen, die an Juckreiz leiden, nehmen im Vergleich zu Nichtbetroffenen den Juckreiz bereits ab einer deutlich niedrigeren Schwelle wahr.

Lydia Köper

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