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Brustkrebs

Unter dem Begriff Brustkrebs, auch Mammakarzinom (lat. Mamma = Brust) genannt, versteht man bösartige Tumoren (Geschwulsterkrankungen) der Brustdrüse.

Brustkrebs
© iStock - praetorianphoto

„Es wird nichts so heiß gegessen wie gekocht“

Meine Brustkrebs-Geschichte begann mit viel Verwirrung und oft gegensätzlichen Aussagen, aber jetzt habe ich meinen Weg gefunden.

Am Valentinstag 2017 ertastete ich einen Knoten in meiner Brust. Eine Woche später schickte mich die Frauenärztin in eine radiologische Fachklinik zur Mammografie. Die Radiologin entließ mich mit der beruhigenden Aussage „Die Wahrscheinlichkeit, dass der Knoten bösartig ist, liegt unter 10 Prozent!“

Relativ entspannt fuhr ich dann zur Biopsie in ein nahe gelegenes Brustzentrum. Nach langer Wartezeit kam die schlechte Nachricht – verbunden mit dem Kommentar: „Wir haben schon im Ultraschall gesehen, dass das Krebs ist!“ Heute denke ich, dass die Radiologin einfach keine Lust hatte, mir die wahrscheinliche Krebsdiagnose zu sagen und mit meiner Reaktion konfrontiert zu werden.

Ich bin dann erst einmal mit meinem Mann für ein paar Tage nach Barcelona gereist und war eigentlich immer noch ganz guter Dinge. Nach der Rückkehr sollte ich ein MRT anfertigen lassen, und dabei ging es mir plötzlich ganz schlecht. In der engen Röhre hatte ich eine klaustrophobische Attacke, mir wurde übel, ich bekam Schüttelfrost und fühlte mich schrecklich.

Zwei Tage später starteten wir einen neuen Versuch, und Anfang April wurde ich im Brustzentrum schließlich operiert und intraoperativ bestrahlt. Anschließend hieß es, aufgrund des Pathologie-Ergebnisses sei eine Chemotherapie nicht notwendig. Sehr erfreulich! Leider kam zwei Tage nach meiner Krankenhausentlassung ein Anruf: Die Ärzte seien in der Tumorkonferenz nicht einig gewesen, eine Chemo wäre eventuell doch sinnvoll.

Nun war glücklicherweise mit Material aus dem OP-Präparat ein Multigen-Test angefertigt worden, dessen Ergebnis näheren Aufschluss geben sollte. Leider ließ dieses Ergebnis einen Monat auf sich warten, aber ich hatte inzwischen schon meine Überlegungen angestellt, wie ich es handhaben würde. Man bekommt einen Punktescore, und bis zu einer bestimmten Punktzahl wird keine Chemotherapie empfohlen. Angst, dass eine Chemotherapie auf mich zukäme, hatte ich trotzdem. Zum Glück war sie dann nicht notwendig. Ich hatte ein HER2-positives duktales Karzinom und auch der Multigentest ergab einen niedrigen Risikoscore.

Direkt im Anschluss an die Diagnose wurde mir im Brustzentrum ein Flyer zum BRCA-Test in die Hand gedrückt. Da meine Mutter auch Brustkrebs hatte, sorgte ich mich nun, ob ich eine genetisch bedingte Brustkrebserkrankung haben könnte. Nach der erfolgreich überstandenen OP und einer Woche im Krankenhaus sollte ich mich zu Hause schonen. Ich dachte, dass ich dies ausreichend tat, doch an Ostern lag ich mit einer Brustentzündung auf dem Sofa – eine sehr schmerzhafte und kräftezehrende Angelegenheit!

Ich war schwach und musste mich mühsam aufrappeln. Mehrere Wochen lang nahm ich mir pro Tag genau eine Aktivität vor, also entweder mit dem Hund spazieren gehen oder einkaufen. Als es mir gerade etwas besser ging, begann Ende Mai die Bestrahlung, die sich bis Ende Juni hinzog. Obwohl ich fast jeden Tag, zum Teil auch am Wochenende, bestrahlt wurde, habe ich das gut vertragen. Allerdings hatte ich das starke Bedürfnis, mich zu entgiften. Mit viel Wasser und Matcha-Tee sowie allen Staffeln „Desperate Housewives“ habe ich die Bestrahlungszeit überstanden. Nach dem Ende meiner Krebstherapie habe ich sämtliche DVDs verkauft.

Im Spätsommer war ich dann in einer Reha-Klinik im Allgäu, wo ich sehr viel Kraft tanken konnte. Am Ende des Aufenthalts bin ich sogar wieder gejoggt.

Tamoxifen war das Schwierigste für mich

Nach der Bestrahlung sollte ich direkt mit Tamoxifen anfangen, aber dann habe ich den Beipackzettel gelesen und bin in ein tiefes Loch gefallen. Ich hatte solche Angst vor den Nebenwirkungen und Beschwerden. Meine Reha-Gruppe konnte die Angst aber gut auffangen, ich habe dann am vorletzten Tag der Reha mit der Tamoxifen-Einnahme angefangen.

Die Operation und die Bestrahlung waren kräftezehrend, aber Tamoxifen war das Schwierigste für mich. Am Anfang stehen die zehn Jahre Antihormontherapie wie ein großer dunkler Berg vor einem … und ja, Tamoxifen hat Nebenwirkungen. Meine Mutter hat mir gut zugeredet durchzuhalten, denn sie selbst hatte Tamoxifen nach zwei Jahren wegen der Nebenwirkungen abgesetzt.

2019 wurden dann Zysten an den Eierstöcken diagnostiziert, wohl ebenfalls durch Tamoxifen begünstigt. Als sie nach einem Jahr immer noch vorhanden waren und entfernt werden sollten, kam der Corona-Lockdown. Ich habe den Eingriff hinausgezögert, wurde dann von einem guten Freund, der Allgemeinmediziner ist, sanft zur OP motiviert und im September 2020 wurden mir die Eierstöcke entfernt. Dabei stellte sich heraus, dass ich auch noch an einer Endometriose litt. Seit diesem Eingriff fühle ich mich besser, auch wenn ich durchaus immer wieder starke Hitzewallungen habe. Aber das lässt sich (meistens) managen.

Seit einiger Zeit nehme ich Aromatasehemmer statt Tamoxifen – diesmal habe ich damit angefangen, ohne den Beipackzettel zu lesen. Zuletzt habe ich einen Monat Tablettenpause gemacht, um zu sehen, ob es mir dann besser geht. Da sich Hitzewallungen, Gelenkprobleme und Steifigkeit aber ohne Tabletten kein bisschen besserten, nehme ich den Aromatasehemmer inzwischen wieder ein, obwohl ich eigentlich sechs Wochen pausieren wollte.

Auf meinem Blog herzwiese24.de bekomme ich viele Kommentare zu meinen Berichten über Tamoxifen. Meine Freundinnen nehmen Hormongel gegen ihre Wechseljahresbeschwerden. Ich darf noch nicht einmal Traubensilberkerze oder Salbeiextrakt einnehmen, da mein Brustkrebs hormonsensitiv war und solche pflanzlichen Präparate deswegen nicht erlaubt sind. Dann kommen wieder die Hitzewallungen und Gelenkschmerzen, das wirft mich ab und zu auch mal aus der Bahn.

Sport und regelmäßige Alltagsbewegung gehören für mich seit der Brustkrebs-Diagnose noch mehr dazu als vorher. Ich habe immer schon Sport gemacht, aber mittlerweile ist es ein ganz wichtiger Teil meines Lebens geworden. Insbesondere, um die Antihormontherapie gut zu erleben. Ich bin absolut kein Yoga-Fan, obwohl mir dies in der Reha sehr ans Herz gelegt wurde. Lieber springe zwei- bis dreimal pro Woche Trampolin, mache Nordic Walking, und versuche an vier bis fünf Tagen pro Woche Intervallfasten durchzuhalten.

Außerdem habe ich seit Mai wieder einen Hund! Zuvor war ich nach dem Tod des vorigen vier Monate ohne Hund, und das hat mir überhaupt nicht gutgetan, wohl auch weil die Motivation zum Spazierengehen fehlte. Außerdem macht mich ein Hund glücklich und tut meiner Seele gut.

Meine wichtigsten Punkte: Positives Denken, gute Beziehungen und regelmäßig Sport

Psychisch geht es mir, nach der einschneidenden Diagnose, meistens gut. Ich bemühe mich, nach der Devise zu leben „Es wird nichts so heiß gegessen wie gekocht“ und versuche, mich nicht über banale Dinge aufzuregen und jeden Tag positiv zu sehen. Positiv denken, ist einer meiner Schlüssel, um ein erfülltes Leben zu führen.

Am Ende des Krebsjahrs 2017 haben mein Freund und ich geheiratet – das war nach diesem schwierigen Jahr wie eine Rosamunde Pilcher-Geschichte. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn jemand zu dir steht und diesen Schritt geht, auch wenn du krebskrank bist. Eine Freundin, die während meiner Erkrankung in der Versenkung verschwunden war, ist nach anderthalb Jahren Funkstille wieder aufgetaucht und wir sind enger miteinander als zuvor.

Sogar die zeitweise schwierige Beziehung zu meiner Mutter hat sich durch die Krebserkrankung sehr verbessert, heute haben wir ein tolles, sehr inniges Verhältnis. Der Krebs-Gentest, den ich trotz ihrer Bedenken 2018 gemacht habe, war negativ – unser beider Brustkrebs ist also nicht erblich.

Inzwischen gehe ich sehr offen mit meinem Krebs um. Ich schreibe meinen Blog, verfasse gerade ein Buch über meine Erfahrungen, betätige mich journalistisch und spreche auch als Moderatorin von Veranstaltungen über meine persönlichen Erfahrungen mit Brustkrebs.

Allerdings ist der Krebs auch irgendwie immer da, ist immer im Gedächtnis. Ich glaube zwar nicht, dass der Krebs nach dem Ende der Aromatasehemmer-Therapie wiederkommt, aber als Anfang des Jahres bei einer Kontrolle ein einziger Wert nur ein bisschen erhöht war, ist meine Stimmung sofort gekippt. Mein seelisches Gleichgewicht ist meistens vorhanden, aber in solchen Momenten ist es dann eher wacklig als stabil.

Kirsten Metternich von Wolff

www.metternich24.de
Blog: Herzwiese24.de

Quelle: Leben? Leben! 3/2021

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