Treten nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel immer wieder Beschwerden wie Durchfall, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen oder Hautausschlag, Atemprobleme oder Kopfschmerzen auf, liegt der Verdacht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit nahe.
Wer von mehreren Nahrungsmittelunverträglichkeiten betroffen ist, muss unter Umständen große Einschränkungen in seinem Leben in Kauf nehmen, um beschwerdefrei zu sein. Zwar lassen sich viele Nahrungsmittel durch andere, verträgliche ersetzen, doch kommen etwa eine Laktoseunverträglichkeit, eine Histamin- und eine Glutenunverträglichkeit zusammen, kann es unter Umständen schwierig werden, sich ausgewogen und mit Genuss zu ernähren.
In vielen Fällen (z. B. bei Laktose- und Histaminunverträglichkeit) werden zwar noch gewisse Mengen des Stoffs vertragen, auf den der Körper mit Beschwerden reagiert. Hier gilt es, das individuell richtige Maß zu finden. Bei manchen Intoleranzen (z. B. Histamin- oder Laktoseintoleranz) können Tabletten helfen, damit der Körper größere Mengen der Substanz ohne Reaktion akzeptiert.
In jedem Fall sollten von mehreren Unverträglichkeiten Betroffene eine Ernährungsberatung aufsuchen. Die Kosten dafür werden bei medizinischer Notwendigkeit (Rezept vom Arzt) in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen getragen. Sinnvoll ist es, die Kostenübernahme zuvor mit der Krankenkasse abzusprechen.
Werden mehrere Nahrungsmittelunverträglichkeiten diagnostiziert, kann diese Feststellung das Leben zunächst stark beeinflussen. Restaurantbesuche mit Freunden oder der Familie werden kompliziert, denn die meisten Gaststätten sind nicht auf multiple Nahrungsintoleranzen eingestellt. Reisen müssen so geplant werden, dass es die Möglichkeit der Selbstversorgung gibt.
Nicht zuletzt stehen von Nahrungsmittelintoleranzen Betroffene auch immer wieder ungewollt im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, etwa in der Kantine oder bei der Planung von gemeinsamen Essen mit Freunden, Bekannten, Kollegen, von denen einige die Probleme der Betroffenen unter Umständen nicht ernst nehmen („stell dich nicht so an“).
Mit all diesen Problemen zu leben, fällt vielen Betroffenen ausgesprochen schwer. Schließlich haben sie sich ihre Erkrankungen nicht ausgesucht und sich jedes Mal rechtfertigen zu müssen, nicht mitessen zu können oder „Extrawünsche“ zu haben, ist nicht nur unangenehm, sondern auch verletzend. In solchen Fällen hilft es, sich die Unterstützung von gleichfalls Betroffenen (z. B. einer Selbsthilfegruppe) zu suchen. Dort gibt es in der Regel hilfreiche Tipps, wie diese Schwierigkeiten zu bewältigen sind bzw. wie Betroffene mit ihnen besser/leichter umgehen.
Im Einzelfall kann auch eine psychotherapeutische Beratung oder Behandlung sinnvoll sein, etwa wenn es schwerfällt, mit den geänderten Gegebenheiten umzugehen, wenn die mit den Intoleranzen verbundenen Einschränkungen und Schwierigkeiten zu seelischen Problemen (z. B. depressiven Verstimmungen) führen.
Auch wenn es wie eine Binsenweisheit klingt: Die innere Einstellung zu den eigenen gesundheitlichen Problemen kann die Krankheiten zwar nicht heilen, aber den Umgang mit ihnen erleichtern. Es hilft, sich klar zu machen, dass die Krankheit nicht den Menschen ausmacht, dass Betroffene nicht ihre Krankheit sind. Und dass die Krankheiten zwar vorliegen, jedoch das Leben nicht bestimmen müssen. In vielen Fällen trägt eine solche Einstellung dazu bei, mit den Schwierigkeiten, die die Erkrankungen mit sich bringen, besser zurechtkommen.
Quelle: allergikus 3/2020