Mundgeruch ist ein Symptom und keine Krankheit im eigentlichen Sinne. Verschiedenste Ursachen können den unangenehmen Geruch der Atemluft hervorrufen, der meistens weniger stark den Betroffenen selbst als vielmehr den Mitmenschen auffällt.
Da es sich bei chronischem Mundgeruch um ein Symptom handelt, ist die Entstehung sehr unterschiedlich und von der jeweiligen Erkrankung abhängig, die dem Mundgeruch zugrunde liegt. Eine Unterscheidung zwischen den chronischen Formen von Mundgeruch Foetor ex ore und Halitosis erleichtert eine Gruppierung der verschiedenen Ursachen.
Foetor ex ore entsteht in der Regel durch Fäulnisprozesse. Diese entstehen durch Bakterien, die sich ansiedeln und bedingt durch ihren Stoffwechsel Schwefelverbindungen freisetzen. Diese sind flüchtig und verursachen einen faulig-ranzigen Geruch der Atemluft der Betroffenen. Gründe für die Entstehung solcher Bakterienansiedlungen und des Mundgeruchs allgemein sind:
Bei einem Foetor ex ore, also einem Mundgeruch, der im Hals-, Nasen- oder Rachenraum entsteht, versucht der eigene Körper überwiegend selbst, die auslösenden Bakterien, welche für die Entstehung von Mundgeruch verantwortlich sind, zu bekämpfen. Es entstehen Entzündungen, die eine Reaktion des körpereigenen Immunsystems auf eingedrungene Erreger sind und ihm helfen, diese zu beseitigen. In einigen Fällen, wie bei einem Schnupfen, entsteht also zunächst ein Mundgeruch, der jedoch nur von kurzzeitiger Dauer ist, da er automatisch mit dem Verschwinden des Schnupfens auch wieder nachlässt.
Ein trockener Mund (Xerostomie) fördert durch ein Austrocknen der Schleimhäute eine Ansammlung von Bakterien. Jeder kennt dieses Phänomen als schlechten Geschmack im Mund oder Mundgeruch nach dem Aufwachen, da der Speichelfluss nachts generell reduziert ist. Dies ist normal, kommen jedoch zusätzliche Faktoren hinzu, kann ein übermäßig stark oder auch dauerhaft verminderter Speichelfluss entstehen. Ein trockener Mund wird beispielsweise durch Schnarchen, Mundatmung oder Fasten hervorgerufen, kann aber auch aufgrund von Speicheldrüsenerkrankungen oder der Einnahme bestimmter Medikamente wie beispielsweise Psychopharmaka entstehen.
Bei Tumoren im Hals-, Nasen- oder Rachenraum entsteht der Mundgeruch meistens dann, wenn sich Teile eines Tumors ablösen.
Bei einer Halitosis ist der Mundgeruch der Atemluft nicht nur bei einer Mundatmung feststellbar, sondern auch bei einem Ausatmen der betroffenen Personen durch die Nase. Zusammenfassend lässt sich dies dadurch erklären, dass Erkrankungen des Stoffwechsels, des Verdauungsapparates oder der Atmungsorgane für die Entstehung von Mundgeruch verantwortlich sein können.
Diese können sein:
Da bei einer Halitosis im Gegensatz zum Foetor ex ore der chronische Mundgeruch im Regelfall nicht durch die Freisetzung von Schwefelverbindungen aufgrund bakterieller Fäulnisprozesse entsteht, riecht dieser anders. Ein faulig-ranziger Geruch tritt nur sehr selten auf. Je nach der Erkrankung, die der Halitosis zugrunde liegt, kann der Geruch der Atemluft der Betroffenen stark variieren.
Bei Personen, die an einer schweren Leberfunktionsstörung, dem so genannten Leberkoma, leiden, wird der Mundgeruch häufig als „Geruch nach roher Leber“ beschrieben. Für einen Diabetes mellitus hingegen ist ein Azetongeruch charakteristisch – der Mundgeruch der Betroffenen riecht obstartig, ähnlich wie faulende Äpfel. Ein Azetongeruch kann allerdings auch anderweitig begründet sein – auch ein längeres Fasten kann diesen Mundgeruch auslösen.
Eine Sonderform der Halitosis ist die so genannte essenzielle Halitosis. Die Betroffenen atmen dabei Fettsäuren ab, die einen Mundgeruch verursachen. Die genauen Gründe dafür sind bisher nicht bekannt. Zu einer Abatmung von Geruchsmolekülen im Allgemeinen kann es nach einer Schädigung der natürlichen bakteriellen Besiedlung der Darmschleimhaut kommen. Dies geschieht zum Beispiel durch die Einnahme von Antibiotika oder eine Strahlentherapie. Die Darmschleimhaut wird durchlässiger und lässt Moleküle in die Blutbahn passieren, die dies im Normalzustand nicht könnten. Über die Blutbahn gelangen die so aufgenommenen Geruchspartikel dann zur Lunge, wo sie über die Atmung entweichen.
Ein typischer Geruch der Atemluft nach Schwefelverbindungen kann auch bei einer Halitosis auftreten, z. B. bei der Einnahme schwefelhaltiger Medikamente. Dies ist jedoch vergleichsweise selten.
Lydia Köper