Parodontose ist eine mittlerweile veraltete, aber gebräuchliche Sammelbezeichnung für Erkrankungen des Zahnbetts. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird fachlich unterschieden zwischen Parodontose (nicht-entzündlicher Zahnbettschwund) und Parodontitis (Zahnbettentzündung).
Parodontose ist eine mittlerweile veraltete, aber gebräuchliche Sammelbezeichnung für Erkrankungen des Zahnbetts. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird fachlich unterschieden zwischen Parodontose (nicht-entzündlicher Zahnbettschwund) und Parodontitis (Zahnbettentzündung). Eine wirkliche Parodontose, also ein Zahnbettschwund, geht in der Regel vom Knochen aus und setzt sich in Bindegewebe und Zahnfleisch fort. Das Zahnbett schwindet im gesamten Gebiss und führt zu einer Zahnlockerung. Der Begriff Parodontose wird jedoch in seiner allgemeinen Verbreitung in der Regel für einen entzündlichen Prozess benutzt und dementsprechend im Folgenden gleichbedeutend mit Parodontitis verwendet.
Die Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontium), die bakteriell bedingt ist und unbehandelt zu einer irreversiblen Zerstörung des Zahnhalteapparates führt. Der Zahnhalteapparat umfasst alle Strukturen, die den Zahn im Kieferknochen halten. Man unterscheidet Entzündungen, die von der Zahnwurzelspitze ausgehen (apikale Parodontitis) und Entzündungen, die vom Zahnfleischsaum ausgehen (marginale Parodontitis). Beide Formen können auch ineinander übergehen.
Die Bakterien, die die Entzündung verursachen, sammeln sich auf der Zahnoberfläche und bilden dort Zahnbeläge (Plaque). Diese entstehen durch mangelhafte oder ungenügende Mundhygiene. Der Verlauf einer Parodontitis ist gegensätzlich zur eigentlichen Parodontose: Zuerst entzündet sich das Zahnfleisch (Gingivitis). Unbehandelt kann sich die bakterielle Infektion auf den Kieferknochen ausbreiten, dessen Schwund durch Röntgen nachgewiesen werden kann. Neben dem Knochen können auch die Wurzelhaut des Zahns, die das Bindegewebe im Zahnhalteapparat bildet, und das sogenannte Zement, der mineralisch-organische Teil des Zahnhalteapparates, betroffen sein.
Bei vielen Kindern und Jugendlichen kann der Übergang von der Zahnfleischentzündung zur Parodontose langwierig sein, die Gingivitis kann Monate oder sogar Jahre bestehen und nicht übergreifen. Allerdings können bereits 4-jährige Kinder von Parodontose betroffen sein. Untersuchungen zeigen bereits in diesem Alter entzündliche Zahnfleischerkrankungen. Schwere Verlaufsformen treten allerdings selten auf. Eine Erkrankung des Zahnhalteapparates tritt dagegen bei 70 – 80 % der Bevölkerung mindestens einmal im Lauf ihres Lebens auf. Die Zahnfleischentzündung zählt zu den häufigsten Infektionskrankheiten des Menschen.
Neben mangelnder Mundhygiene und der daraus resultierenden Bildung von Zahnbelag gibt es verschiedene Risikofaktoren für Parodontose. Eine der größten Risikogruppen sind Raucher, die im Gegensatz zu Nichtrauchern ein vier- bis sechsfach erhöhtes Risiko in Kauf nehmen, an Parodontose zu erkranken. Patienten, die an Diabetes mellitus leiden und deren Blutzucker schlecht eingestellt ist, haben ebenso ein höheres Risiko. Eine genetische Vorbelastung wird untersucht, aber Parodontose kann auch ansteckend sein und sich innerhalb der Partnerschaft oder von Mutter zu Kind übertragen. Schwangere können aufgrund der Hormonumstellung ein lockereres Bindegewebe haben, was Bakterien ein leichteres Eindringen ermöglicht. Sind Frauen in der Schwangerschaft bereits an Parodontose erkrankt, liegt ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt oder ein unterdurchschnittliches Geburtsgewicht des neugeborenen Kindes vor.
Auch Pubertierende erfahren eine Hormonumstellung und gehen bei mangelnder Mundhygiene das Risiko ein, an Parodontose zu erkranken. Regulieren sich die Hormone mit dem Ende der Pubertät, klingt die Zahnfleischentzündung in der Regel wieder ab. Voraussetzung dazu ist allerdings stets eine ausreichende Zahn- und Mundpflege.
Auch Personen, die mit den Zähnen knirschen, durch den Mund atmen, an Karies leiden, sich unausgewogen ernähren oder im Mundraum gepierct sind, bilden Risikogruppen.
Auch wenn der Grundstein für Parodontose schon im Kindes- und Jugendalter gelegt werden kann, treten die Symptome in der Regel erst im Erwachsenenalter auf. Auch dann kann das Krankheitsbild lange unbemerkt bleiben, weil es schmerzarm verläuft und häufig erst bei gleichzeitigem Befall des gesamten Gebisses und daraus resultierenden Zahnlockerungen diagnostiziert wird. Die sogenannte Erwachsenen-Parodontose, die rund 95 Prozent aller Krankheitsfälle ausmacht, tritt meist im Alter ab etwa 35 Jahren auf und wird oft bei 40- bis 50-Jährigen entdeckt. Am stärksten sind die Frontzähne des Ober- und Unterkiefers und die ersten Backenzähne betroffen.
Aufgrund der oft langen Zeit zwischen Auftreten und Diagnose der Parodontose wird diese Erkrankung erst spät diagnostiziert und ist ohne zahnärztliche Hilfsmittel schwierig zu erkennen. Anzeichen für Parodontose, die vom Zahnarzt abgeklärt werden sollten, sind Rötungen, Schwellungen oder Bluten des Zahnfleischs sowie dessen Berührungsempfindlichkeit. Hier liegt zumeist eine Zahnfleischentzündung vor, deren Behandlung die Entwicklung einer Parodontose aufhalten kann. Liegt eine Entzündung des Zahnhalteapparates bereits vor, können Mundgeruch und Eiterbildung am Zahnfleisch auf eine Parodontose hindeuten. Zahnfleischrückgang, der durch das scheinbare „Längerwerden“ der Zähne erkennbar ist und die Lockerung oder Wanderung der Zähne zeigen einen bereits fortgeschrittenen Verlauf.
Barbara Kliem