Unter Nachtblindheit versteht man die mangelhafte oder fehlende Anpassung der Augen an die Dämmerung und die Dunkelheit. In der Medizin wird Nachtblindheit auch als Hemeralopie oder Nyktalopie bezeichnet.
Ob eine Nachtblindheit durch eine Therapie geheilt werden kann, ist abhängig von der Ursache der Fehlsichtigkeit. Als erster Ansatz für eine Diagnose erfährt der Augenarzt aus einem Gespräch mit dem Patienten, ob eventuell eine erbliche Form der Nachtblindheit vorliegt.
Gegen erbliche Formen der Nachtblindheit gibt es keine Therapie, da dieser Form der Nachtblindheit eine Schwäche der am Hell-dunkel-Sehen beteiligten Rezeptoren, den Stäbchen, die auf der Netzhaut angesiedelt sind, zugrunde liegt. Da die Wahrnehmungsorgane fehlen oder missgebildet sind, ist eine Heilung nach heutigem Stand der Medizin nicht möglich. Im Verlauf einer erblichen Nachtblindheit bleibt diese ein Leben lang bestehen ohne sich großartig zu verbessern oder zu verschlechtern.
Man versucht hingegen mit verschiedenen Maßnahmen den Krankheitsverlauf beispielsweise bei einer angeborenen Retinopathia pigmentosa, die im Endstadium zur Zerstörung der Sehsinneszellen führt, günstig zu beeinflussen. Ziel der Therapiemaßnahmen bei einer Retinopathia pigmentosa ist in erster Linie die Bewahrung der Photorezeptoren vor dem Absterben durch körpereigene Wirkstoffe und durch diätische Maßnahmen.
Die Wissenschaft beschäftigt sich mit einem molekulargenetischen Ansatz, um nach den Ursachen der der Krankheit zugrunde liegenden Mutation im Erbgut zu forschen. Auch die Transplantationsforschung beschäftigt sich mit dem Thema und sucht nach Wegen, die es in Zukunft möglich machen, defekte Bestandteile der Netzhaut zu transplantieren und so die geschädigten Zellbereiche durch gesundes Gewebe zu ersetzen. Eventuell wird es in Zukunft möglich sein, auf genetischer Basis die defekten oder abgestorbenen Genbereiche auf der Netzhaut so zu manipulieren oder zu ersetzen, dass es Menschen mit einer angeborenen Retinopathia pigmentosa möglich sein wird, wie ein Gesunder zu sehen. Ihr Verlauf ist so geprägt, dass sich das Nacht- und Dämmerungssehen bei einer erblich bedingten Erkrankung wie der Retinopathia pigmentosa meist im Laufe des Lebens weiter verschlechtert.
Wenn die Nachtblindheit eine Folge einer anderen Grunderkrankung ist, gilt es in der Therapie zunächst, eben diese Grunderkrankung zu behandeln. Primärer Auslöser für eine Nachtblindheit können verschiedene Grunderkrankungen sein wie beispielsweise eine Chorioretinits, ein Grauer Star, der mit der allmählichen Trübung der Hornhaut und damit auch der wahrnehmenden Bereiche des Auges einhergeht oder ein Grüner Star, der durch einen überhöhten Druck des Innenauges so sehr auf den Sehnerv drückt, dass Teile dieser und das umliegende Gewebe nach und nach absterben. Werden diese Grunderkrankungen rechtzeitig erkannt, kann eine Therapie versuchen, die weitere Ausbildung einer Nachtblindheit zu stoppen. Ebenso gilt es bei einer diabetischen Netzhauterkrankung, also eine durch Diabetes mellitus hervorgerufene Form der Nachtblindheit, zunächst die zugrunde liegende Diabetes-Erkrankung zu behandeln, damit sich die Folgeerkrankung einer Nachtblindheit nicht weiter ausbreiten kann.
In einem als Papyrus Ebers beschriebenen Dokument aus dem Jahr 1520 vor Christus ist erstmals eine Nachtblindheit beschrieben worden. Im alten Ägypten war schon bekannt, dass Vitamin-A-Gaben eine Nachtblindheit heilen kann, sofern sie noch nicht zu weit fortgeschritten ist. Eine Therapie von durch Vitamin-A-Mangel erworbener Nachtblindheit ist durch die Gabe des Vitamins in der Regel schnell möglich. Eine vorübergehende Nachtblindheit, wie die durch Vitamin-A-Mangel erworbene Störung der Nachtsichtigkeit, erfordert eine Umstellung auf die Fehlsichtigkeit beispielsweise durch den Verzicht auf Autofahrten in der Dämmerung und im Dunkeln. Ein Nachtlicht, das kontinuierlich die ganze Nacht über brennt, erleichtert es Betroffenen sich zu orientieren, wenn sie nachts wach werden oder aufstehen müssen.
Einer Nachtblindheit vorbeugen kann man lediglich, indem man für eine ausreichende Versorgung des Organismus mit Vitamin A sorgt. Einer erblich bedingten oder durch eine ererbte Krankheit bedingte Nachtblindheit kann man nicht vorbeugen.
Pia-Susan Berger-Bügel