COPD bezeichnet eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung; die Abkürzung steht für die englische Bezeichnung chronic obstructive lung disease.
„Wie stark ist mein Risiko erhöht, dass eine COVID-19-Infektion einen schweren Verlauf nimmt?“ Diese Frage treibt viele Menschen um, die wegen einer Vorerkrankung einer Risikogruppe angehören. Zu den Risikogruppen gehören nach Angaben des Robert Koch-Instituts auch Menschen, die ein Spenderorgan (z. B. Lunge) erhalten haben und zur Verhinderung einer Abstoßung des Transplantats unter Immunsuppression stehen.
Wie stark das Risiko erhöht ist und welche Rolle die Immunsuppression dabei tatsächlich spielt, lässt sich pauschal nicht sagen. Für harte, statistisch unterlegte Evidenz sind die Fallzahlen – zum Glück – zu klein, obwohl aus der ganzen Welt über Fälle berichtet wird, in denen sich Transplantierte mit COVID-19 infiziert haben, auch in Deutschland. Die verfügbaren Fallberichte ergeben ein gemischtes Bild. Es lässt den vorläufigen Schluss zu, dass sich das Risiko auch innerhalb der Gruppe der Transplantierten stark unterscheidet und nur individuell bestimmbar ist. Offenbar spielen mehrere Faktoren eine Rolle.
All das ändert nichts daran, dass auch für Transplantierte Anlass zu besonderer Vorsicht besteht. Das wirkt sich auch auf regelmäßigen Sport aus, der für Transplantierte besonders wichtig ist. Der Sport ist in aller Regel nicht nur für das Spenderorgan gut und trägt zu einer langen Transplantatlebensdauer bei. Er kann auch eventuelle zusätzliche Corona-Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Übergewicht mindern.
Und nun waren über Monate Schwimmbäder und Sporthallen geschlossen. Hinzu kam, dass wichtige Sportevents, die zum Training motivieren, abgesagt werden mussten. Neben vielen allgemeinen Vereinsmeisterschaften mussten auch die Europameisterschaften der Transplantierten und Dialysepatienten, die in diesem Jahr in Dublin stattfinden sollten, und die Europäischen Herz-Lungen-Spiele in Pamplona abgesagt werden. Auch die Deutschen Meisterschaften der Transplantierten und Dialysepatienten sowie die XXIII. World Transplant Games 2021 in Houston/Texas sind wegen Corona abgesagt worden. Schließlich fällt auch die diesjährige TransDia Radtour pro Organspende dem Virus zum Opfer.
Dennoch gibt es Gründe für Transplantierte, das sportliche Engagement nicht abreißen zu lassen. Der jährliche Organspendelauf wurde von seinem Initiator, Prof. Dr. Matthias Anthuber, kurzerhand ins Internet verlegt: In ganz Deutschland sind Menschen im grünen Organspendelauf-Trikot unterwegs gewesen und haben ihre läuferischen Erfolge mit anderen geteilt, unter ihnen auch viele mit Spenderorgan. TransDia Sport Deutschland hat die Deutschen Meisterschaften virtualisiert, viele Transplantierte haben ihre sportlichen Erfolge, Zeiten, Punkte und Weiten online geteilt.
Dann hat der Sommer begonnen: Laufen und Radfahren waren an langen Tagen frühmorgens vor der Arbeit oder nach Feierabend unter der Woche möglich. Und die Seen im Land waren wieder so warm, dass die Schwimmer in freier Natur und mit Abstand ihre Trainingsbahnen ziehen konnten.
Und das ist wichtig: Wir wissen nicht, was der Winter bringen wird. Da ist es gerade für Transplantierte unabdingbar, möglichst fit zu sein, sollte sich die Infektionslage wieder verschärfen. Und als Zeichen des Dankes und Respekts für die zweite Chance, die man mit dem kostbaren Geschenk des Lebens bekommen hat, ist regelmäßiger Sport, der dem Spenderorgan guttut, ohnehin das allerbeste.
Dr. Eberhard Schollmeyer
Quelle: COPD & Asthma 3/2020