COPD bezeichnet eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung; die Abkürzung steht für die englische Bezeichnung chronic obstructive lung disease.
Aufgrund von Unsicherheit und Angst vor Atemnot neigen Patienten mit Atemwegs- und Lungenerkrankungen häufig dazu, sich körperlich zu schonen. Die Folge ist, dass ihre Leistungsfähigkeit immer weiter abnimmt und sie so im Laufe der Zeit einfachste Aktivitäten aus dem Alltag nicht ohne enorme Anstrengung erledigen können. Dieser typische Teufelskreis kann jedoch mit speziellen Training durchbrochen werden.
Für Patienten mit chronisch obstruktiven Atemwegs- und Lungenerkrankungen bietet sich Lungensport an, da er speziell für diese Zielgruppe entwickelt worden ist. Die einzelnen Übungen richten sich nach der Belastbarkeit und der Schwere der Erkrankung jedes einzelnen Betroffenen. Ziel des kontinuierlichen Trainings ist, Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination zu verbessern. Atemnot soll vermindert sowie die Erkrankung stabilisiert werden. Spezielle Übungen sollen die Leistungsfähigkeit der Betroffenen erhöhen und dadurch helfen, den Alltag besser zu meistern. Die Betroffenen sollen lernen, mit ihrer Krankheit selbstbewusst umzugehen und so die Angst vor Belastungen und Atemnot abbauen. All diese Ziele sollen schließlich dazu beitragen, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Teilnehmen können Menschen mit Asthma bronchiale, COPD, Mukoviszidose, interstitiellen Lungenkrankheiten oder Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie). Lungensport-Interessierte sollten sich vor der ersten Trainingsstunde fachärztlich untersuchen und beraten lassen. Bei manchen Betroffenen ist die Gabe von Sauerstoff während der Belastung sinnvoll.
Wenn der Teilnahme nichts entgegen spricht, wird der behandelnde Arzt den Lungensport verordnen. Dies erfolgt mithilfe des Formulars „Antrag auf Kostenübernahme für Rehabilitationssport“. Die Krankenkassen gewähren in der Regel Zuschüsse für 50 Übungseinheiten, die innerhalb von 18 Monaten durchgeführt werden müssen. Bei schweren chronischen Atemwegserkrankungen werden 120 Einheiten innerhalb eines Zeitraums von 36 Monaten gewährt.
Lungensport ist speziell auf Menschen mit Asthma, COPD oder anderen Lungenerkrankungen abgestimmt. Geleitet werden die Lungensportgruppen von speziell ausgebildeten Fachübungsleitern. Sie erkennen, wenn Übungen falsch durchgeführt werden und können Betroffene darauf hinweisen. Darüber hinaus macht Sport Spaß. Die ungezwungene, sportliche Betätigung in einer Gruppe wirkt motivierend. Zudem bieten Lungensportgruppen die Möglichkeit, andere Menschen, die an der gleichen Erkrankung leiden, kennenzulernen, sich mit ihnen auszutauschen und eventuell neue Kontakte zu knüpfen. Auch dies hilft bei der Krankheitsbewältigung.
Weitere Gründe für Lungensport:
Lungensport umfasst die vier Bereiche Atmung, Schulung, Training und Alltag. Ein Ziel ist es, Betroffenen die Atmung bewusst zu machen. Sie erlernen die wichtigsten Selbsthilfetechniken wie Lippenbremse, Bauchatmung sowie atemerleichternde Positionen, aber auch weitere Atemformen wie die Flankenatmung und Nierenatmung. Zudem werden Übungen durchgeführt, die den Brustkorb beweglicher machen und die Atemmuskulatur trainieren. Betroffene erlernen, den Atem zu vertiefen und dabei den Einsatz der Atemmuskeln zu reduzieren. Bei Entspannungsübungen werden verschiedene Techniken in unterschiedlichen Ausgangspositionen mit oder ohne Gerät geübt.
In dem Bereich Schulung wird Wissen über die Krankheiten und der Umgang mit diesen vermittelt. Der Erfahrungsaustausch mit anderen Patienten stellt hier einen wichtigen Bestandteil dar. Weitere Themen sind das richtige Husten, die Hustenvermeidungsstrategie, Nasenhygiene und das Schleimlösen. Beim Training soll die körperliche Belastbarkeit gesteigert, die eigenen Leistungsgrenzen aufgezeigt sowie idealerweise erhöht werden. Zudem sollen die Übungen verhindern, dass Gelenke versteifen und der Patient eine Schonhaltung einnimmt. Hierfür werden allgemeine Kräftigungs- und Dehnübungen sowie Koordinationstraining und Übungen zur Verbesserung der Ausdauer durchgeführt. Da das Training alltagsorientiert sein sollte, geht der Bereich Training nahtlos in den Bereich Alltag über. In diesem sollen Betroffene die Angst vor dem Treppensteigen verlieren, indem sie mit der richtigen Atmung und Belastung diese meistern. Zudem sollen Übungen zur Koordination und Reaktionsfähigkeit helfen, Unfälle und Stürze zu verhindern. Die Betroffenen erlernen, wie sie schädigende Atemformen wie Luft anhalten oder uneffektiv atmen vermeiden und dadurch Alltagsaktivitäten besser bewältigen können. Ein wichtiger Bestandteil ist, dass den Patienten vermittelt wird, wie sie das Gelernte in den Alltag integrieren.
Im Allgemeinen wird vor jeder Trainingseinheit der körperliche Zustand der Teilnehmer überprüft, i. d. R. durch Peak-Flow-Messungen, die das Ausmaß der Verengung der Atemwege feststellen. Die Teilnehmer berichten zumeist auch über ihren körperlichen Zustand. Dann beginnt das eigentliche Training.
Wie bei jeder Sportart beginnt auch der Lungensport mit einer Aufwärm-, Einleitungs- oder auch Vorbereitungsphase, in der mit Übungen die Muskulatur warm gemacht und das Herz-Kreislauf-Systems auf das kommende Training vorbereitet werden sollen. Die Atemgymnastik stellt hier einen wesentlichen Bestandteil dar. Die Betroffenen erlernen Techniken, mit denen sie auf Atemnot reagieren können. Dazu gehören Haltungen, die das Atmen erleichtern (z. B. Kutschersitz) genauso wie Atemtechniken. Zudem werden in dieser Phase die Befindlichkeit überprüft, Probleme und Fragen diskutiert und Schulungen durchgeführt.
Anschließend folgt die Hauptphase, bei der die Patienten mithilfe verschiedener Übungen ihre Muskulatur kräftigen und dehnen, ihre Ausdauer steigern als auch ihre Koordination bessern sollen. Dabei können sowohl Spiele als auch unterschiedliche Geräte verwendet werden. Einen großen Anteil machen Übungen aus, die die Ausdauer trainieren. Schließlich ist es für Patienten mit COPD wichtig, dass sie ihre Leistungsfähigkeit zumindest beibehalten, wenn möglich sogar verbessern. Für nicht betroffene Außenstehende mögen viele Übungseinheiten geradezu gemächlich wirken, doch für Menschen mit COPD, die schon seit Längerem bestimmte Bewegungsabläufe gemieden haben, ist es wichtig, langsam anzufangen und die eigene Belastbarkeit, so gut es geht, nach und nach zu steigern.
Neben dem Ausdauertraining spielt auch das Krafttraining eine Rolle, um die Muskulatur zu stärken. Koordinations- und Gleichgewichtstraining stehen i. d. R. ebenfalls auf dem Plan jeder Übungseinheit. Am Ende einer Lungensportstunde werden i. d. R. Entspannungsübungen oder Partnermassagen durchgeführt.
Lungensportgruppen gibt es deutschlandweit. Interessierte wenden sich am besten an ihren behandelnden Arzt, das Praxisteam oder an die Krankenkasse. Auch auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft Lungensport in Deutschland finden Menschen mit Lungenerkrankungen Adressen von Lungensportgruppen. Die Suche ist nach Städten oder nach Postleitzahlen möglich.
Da während der Covid-19-Pandemie Gruppentreffen oft nicht möglich sind, kann es sinnvoll sein, mit Physiotherapeut*innen im Einzeltraining Lungensport-Übungen zu erlernen und anschließend im häuslichen Umfeld mehrmals wöchentlich zu trainieren.
Auch Lungensport-Training im Internet ist für Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen im Angebot. Allerdings gilt hier – wie für jede sportliche Aktivität: Vor der Aufnahme eines solchen Trainings sollte der Arzt/die Ärztin befragt werden, ob die eigene Situation ein Lungensport-Training zu Hause zulässt.
Quellen:
Allergikus 1/2021
COPD & Asthma 2/2020
COPD & Asthma 2/2015
COPD & Asthma 3/2014