Unter dem Begriff „Lungenemphysem“ wird eine unwiderrufliche Überblähung der Lunge verstanden. Ursache hierfür ist ein zerstörtes und überdehntes Gewebe der kleinsten luftgefüllten Strukturen, den Lungenbläschen (Alveolen).
Ist die Rede von einem Lungenemphysem, so spricht man von einer unheilbaren Erkrankung der Lunge. Etwa 5 bis 10 % der Bevölkerung leiden unter dieser Veränderung, die auch Überblähung der Lunge genannt wird.
Die Lunge ist für den Gasaustausch verantwortlich und sichert so unser Überleben. Beim Einatmen strömt frische, mit Sauerstoff angereicherte Luft in die Lungen, von dort aus in unser Blut und weiter in die Organe. Verbrauchte, kohlenstoffdioxidhaltige Luft atmen wir aus. Diesen Vorgang nennt man auch Gasaustausch. Er wird von mikroskopisch kleinen, blasenförmigen Strukturen übernommen, den sogenannten Lungenbläschen. Durch ihre dünnen Trennwände gelangt der Sauerstoff in die umgebenden Kapillargefäße und somit ins Blut.
Bei einem Lungenemphysem ist die Funktion dieser Trennwände beeinträchtigt. Der Gasaustausch kann nicht zu 100 Prozent erfolgen. Die Luft staut sich in den Lungen und führt im weiteren Verlauf der Erkrankung dazu, dass sich das Lungengewebe immer mehr ausdehnt. Es verliert immer mehr an Elastizität. Darüber hinaus zerstört ein Lungenemphysem die sensiblen Trennwände der Lungenbläschen. Es bilden sich sogenannte Emphysemblasen. Diese sind zwar in ihrem Volumen größer als die Lungenbläschen, doch weisen sie in ihrer Gesamtstruktur weit weniger Oberfläche auf, als viele kleinere Bläschen. Die Emphysemblasen können somit den Gasaustausch nicht ebenso adäquat durchführen wie die Lungenbläschen und beginnen nicht getauschte Atemluft einzuschließen.
Der Begriff „Überblähung“ resultiert aus dieser Eigenschaft. Den Patienten mit Lungenemphysem ist es nicht mehr möglich, ihre Lungen vollständig zu füllen oder völlig zu entleeren. Daher leiden die Betroffenen unter Kurzatmigkeit und Atemnot.
Die Erfahrung zeigt, dass ein Lungenemphysem verstärkt bei Rauchern auftritt. Das ist allerdings nicht gleichbedeutend mit der Annahme, dass jeder Raucher zugleich an einem Lungenemphysem erkranken muss. Darüber hinaus findet sich eine genetische Veranlagung. Neben den klassischen Auslösern wie Rauchen oder chronische Bronchitis kann auch ein genetischer Defekt Grund für ein Lungenemphysem sein. Dies ist aber selten. Nur 1 % der Menschen, die an einem Lungenemphysem erkrankt sind, weist den Gendefekt Alpha-1-Antitrypsin-Mangel auf.
Bei einigen Betroffenen konnte ein angeborener Enzymdefekt, der eine chronische Entzündung des Lungengewebes nach sich zieht, als Ursache ermittelt werden.
Auch eine chronische Bronchitis ist sehr häufig als Vorläufer für ein Lungenemphysem auszumachen. Des Weiteren stehen Belastungen der Lunge mit Stäuben oder chemischen Substanzen ebenfalls in Verdacht, ein Lungenemphysem auslösen zu können.
Da sich im Laufe der Erkrankung der Gasaustausch der Lunge immer weiter verringert, leiden die Betroffenen zunächst bei Anstrengungen, dann bei mäßiger Belastung und später sogar in Ruhephasen unter Atemnot. Dieser Zustand ist chronisch. Je nach Typ können sich bläuliche Verfärbungen an den Lippen, Fingern und Zehenspitzen zeigen, die auf den verringerten Sauerstoffanteil im Blut zurückzuführen sind. Darüber hinaus kann der Brustkorb im Umfang stark zunehmen und in seiner Form einem Fass ähneln.
Genaue Zahlen über die Häufigkeit der Erkrankung mit einem Lungenemphysem gibt es nicht, da es oftmals nicht als eigenständige Krankheit gewertet wird, sondern als Folgeerscheinung einer vorangegangenen Erkrankung wie z. B. einer chronischen Bronchitis oder aber Asthma. Die Betroffenen werden somit unter dem Sammelbegriff der Menschen mit COPD (chronic obstructive pulmonary disease) oder auch chronischen obstruktiven Lungenerkrankungen zusammengefasst.
Nach allgemeinen Schätzungen geht man davon aus, dass 1 Millionen Menschen in Deutschland unter COPD leiden. Weltweit betrachtet ist es die vierthäufigste Todesursache, wobei hier nicht unterschieden wird, ob ein Lungenemphysem beteiligt war oder nicht. Experten schätzen, dass sich dies bis 2020 noch weiter nach oben entwickeln wird, sprich COPD wird zur dritthäufigsten Todesursache neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall.
Der Lungenfunktionstest liefert mit seinen Ergebnissen die Grundlage für eine Prognose. Haben die Betroffenen bereits mehr als 30 % ihrer Lungenoberfläche eingebüßt, gemessen an dem Wert einer gesunden Lunge, so nimmt ihre Lebenserwartung bereits stark ab. Weisen die Betroffenen zudem eine starke Verengung der Atemwege auf, die teilweise bis zum Verschluss einzelner Gefäße reicht (Obstruktion), stellen sich die Lebenserwartungen noch schlechter dar.
Der Grad der Bronchienverengung wird als sogenannte Einsekundenkapazität angegeben. Dabei handelt es sich um das Volumen an Luft, die ein Mensch, nachdem er seine Lunge durch einen möglichst tiefen Atemzug gefüllt hat, innerhalb einer Sekunde ausatmet. Liegt die Einsekundenkapazität unter 750 ml, so sterben 30 Prozent der Betroffenen innerhalb eines Jahres, innerhalb von 10 Jahren sterben 95 %.
Zusätzlich beeinflussen Lebensalter, Gewichtsverlust sowie Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt des Blutes die zu erwartende Lebensspanne der Betroffenen. Lassen sich die Auswirkungen von einem Lungenemphysem allerdings mithilfe entsprechender Medikamente stark abmildern, steigert dies die Lebenserwartung und die Prognose für die Betroffenen wird sehr viel günstiger.
Sind Raucher von einem Lungenemphysem betroffen, ist es wichtig zu wissen, mit welchem Alter sie das Rauchen angefangen haben. Darüber hinaus zählen die Menge der gerauchten Zigaretten und individuelle Rauchgewohnheiten. Können Patienten mit Lungenemphysem dem Nikotinkonsum nicht entsagen, büßen sie pro Jahr etwa 70 bis 100 ml ihrer Einsekundenkapazität ein. Geben sie das Rauchen allerdings auf, fällt ihre Einsekundenkapazität lediglich um ca. 30 bis 40 ml pro Jahr.
Melissa Seitz