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Lungenemphysem

Unter dem Begriff „Lungenemphysem“ wird eine unwiderrufliche Überblähung der Lunge verstanden. Ursache hierfür ist ein zerstörtes und überdehntes Gewebe der kleinsten luftgefüllten Strukturen, den Lungenbläschen (Alveolen).

Lungenemphysem
© iStock - Rasi Bhadramani

Entstehung eines Lungenemphysems

Unter dem Begriff „Lungenemphysem“ wird eine unwiderrufliche Überblähung der Lunge verstanden. Ursache hierfür ist ein zerstörtes und überdehntes Gewebe der kleinsten luftgefüllten Strukturen, den Lungenbläschen (Alveolen). Dies hat zur Folge, dass die kleinen Bläschen zu größeren Blasen verschmelzen, wodurch auch die zur Verfügung stehende Oberfläche immer kleiner wird. Da an dieser Oberfläche jedoch die Sauerstoffaufnahme aus der Atemluft in die Blutgefäße und die Kohlendioxidabgabe von dem Körper in die Außenluft stattfindet, führt eine Abnahme der Lungenbläschen auch dazu, dass die Konzentration des lebenswichtigen Gases im Blut sinkt. Die Sauerstoffversorgung des Körpers wird also immer schwieriger.

Warum genau ein Lungenemphysem entsteht, ist bis heute noch nicht eindeutig erforscht, doch vermutet man ein Ungleichgewicht der Enzyme in der Lunge.

Unser Immunsystem schüttet Enzyme, sogenannte Proteasen aus, um Krankheitserreger zu eliminieren. Leiden wir nun z. B. unter einer Bronchitis, also einer Entzündung der oberen Atemwege, so setzen unsere weißen Blutkörperchen verstärkt Proteasen frei, die die Entzündung eindämmen sollen. Ist die Aufgabe der Proteasen erfolgreich erledigt, sorgen nun sogenannte Proteaseinhibitoren dafür, dass die Proteasen ihre Arbeit einstellen. Täten sie das nicht, würden die Proteasen auch gesundes Gewebe angreifen, in unserem Fall also das gesunde Lungengewebe.

Leiden Betroffene unter einem Lungenemphysem, ist dieser Schutzmechanismus gestört. Die Folge ist ein Übermaß an Proteasen, die dann im weiteren Verlauf das gesunde Gewebe befallen und zerstören, in diesem Fall die Trennwände der Lungenbläschen.

Was passiert, wenn die Trennwände der Lungenbläschen durch ein Lungenemphysem zerstört werden?

Werden die Trennwände der kleinen Lungenbläschen zerstört, bilden sich aus ihnen größere Blasen, sogenannte Emphysemblasen. Sie sind, was ihr Volumen betrifft, zwar aufnahmefähiger, als die Lungenbläschen, doch die Oberfläche mehrerer großer Blasen ist im Verhältnis zu der Gesamtoberfläche von sehr vielen kleinen Lungenbläschen geringer. Gerade diese Oberfläche ist es jedoch, die unerlässlich ist, um den lebenswichtigen Gasaustausch zu vollziehen.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Druck auf die Bronchien durch das höhere Volumen der Emphysemblasen steigt. Kleinere Teile der Bronchien kollabieren und schließen die vorhandene Luft in sich ein. Die Betroffenen bekommen Probleme beim Ausatmen. Die in den Lungen verbleibende, kohlendioxidhaltige Luft blockiert gleichzeitig die ausreichende Aufnahme frischer, sauerstoffhaltiger Atemluft. Der Sauerstoffgehalt des Blutes verringert sich und die Betroffenen leiden unter Kurzatmigkeit und Atemnot.

Welche Auslöser können ein Lungenemphysem nach sich ziehen?

Es gibt unterschiedlichste Auslöser, die ein Lungenemphysem verursachen können. Die Medizin unterscheidet heute wie folgt:

Hauptsächliche Verursacher

Neben dem Rauchen finden sich hier chronische Entzündungen z. B. eine chronische Bronchitis als Auslöser für ein Emphysem. Nikotin hemmt die Arbeit der Proteaseinhibitoren, welche den Schutzmechanismus gegen eine Zerstörung gesunden Gewebes darstellen, indem sie eine Überkapazität an Proteasen verhindern. Aber auch Schadstoffe wie Gase, Feinstäube oder Stäube, beispielsweise am Arbeitsplatz, oder eine sehr hohe Luftverschmutzung können ein Lungenemphysem verursachen.

Tabakrauch oder andere Schadstoffe führen zu einer langandauernden Entzündung und stören so das empfindliche Gleichgewicht der abbauenden und schützenden Eiweißstoffen. Dies hat zur Folge, dass die abbauenden Eiweißstoffe schließlich überwiegen. Durch den gesteigerten Abbau erschlaffen die elastischen Wände der Lungenbläschen. Sie verschmelzen zu wenigen, nicht mehr funktionierende Säcken. Diese Vorgänge in den kleinsten Strukturen wirken sich auch auf die Atmung aus. Sind Lungenbläschen und Atemmuskeln nicht mehr elastisch, können sie sich beim Ausatmen auch nicht mehr von selbst zusammenziehen. Die Lungenbläschen und kleinen Bronchien fallen beim Ausatmen in sich zusammen (kollabieren). Das behindert das Abatmen der verbrauchten Luft in die Außenwelt. Dies hat zur Folge, dass bei Emphysem-Betroffenen bei jedem Atemzug etwas mehr Luft in der Lunge verbleibt als bei Nicht-Betroffenen. Dadurch wird aber das Einatmen erschwert, da in der Lunge weniger Platz für frische Luft vorhanden ist. Zudem steht weniger Fläche für den Gasaustausch zur Verfügung, weswegen weniger Sauerstoff aufgenommen und weniger Kohlenstoffdioxid abgeatmet wird. Mit der Zeit wird so der menschliche Körper mit Sauerstoff unterversorgt.

Chronische Entzündungen hingegen findet man bei einer chronischen obstruktiven Bronchitis, die nicht oder nicht richtig behandelt wurde. Ein über Jahre andauerndes Asthma bronchiale, welches ebenfalls nicht in korrekter Behandlung war oder aber eine schweren Lungenentzündung sind hier ebenfalls zu nennen.

Chronische Entzündungen bewirken ein ständiges Ausschütten von Proteasen und somit im Laufe der Jahre ein Ungleichgewicht zwischen Proteasen und Proteaseinhibitoren. Die übermächtigen Proteasen beginnen, gesundes Lungengewebe zu zerstören. Eine untergeordnete Rolle bei den Verursachern spielen starke Belastungen mit Stäuben oder chemischen Substanzen.

Narbenemphysem

Ein Narbenemphysem entsteht, wenn die Betroffenen über Jahre hinweg quarzhaltige Stäube eingeatmet haben. Die hier eintretende chronische Entzündung lässt sich auf Knötchen zurückführen, die sich durch den Quarzstaub in der Lunge gebildet haben. Das Emphysem wiederum bildet sich um diese Knötchen herum. Gefährdet sind hier besonders Menschen, die im Kohleabbau, in Steinbrüchen, in Gießereien oder ähnlichen durch starke Staubentwicklung ausgezeichneten Berufen tätig sind. Auch hier erhöht zusätzlicher Nikotinkonsum die Gefahr an einem Lungenemphysem zu erkranken.

Angeborener Gendefekt

Etwa ein Prozent der an einem Lungenemphysem erkrankten Menschen weisen einen angeborenen Gendefekt auf. Hierbei handelt es sich um den sogenannten Alpha-1-Antitrypsin-Mangel oder auch Alpha-1-Proteinase-Inhibitor-Mangel. Die Betroffenen weisen in ihrem Blut einen Mangel an Proteaseinhibitoren auf, was zur Folge hat, dass die Wirkung der vom Immunsystem ausgeschütteten Proteasen nicht im nötigen Maße blockiert werden kann.

Im weiteren Verlauf wird gesundes Lungengewebe angegriffen und zerstört. Wenn die Betroffenen diesen Enzymdefekt in sich tragen und parallel dazu rauchen oder ungewöhnlich häufig an Atemwegsinfekten leiden, tritt das Lungenemphysem bereits in jungen Jahren zutage. Nichtrauchende Träger des Gendefekts können in der Regel bis ins hohe Alter beschwerdefrei leben.

Altersemphysem

Je älter der Mensch wird, desto mehr lässt die Elastizität seines Bindegewebes nach. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang, der sich auch nicht beeinflussen lässt. Da auch die Lungenbläschen und deren dünne Trennwände Teil dieses Bindegewebes sind, lässt auch ihre Spannung mit den Jahren nach. Das Altersemphysem ist somit zwar ein Zustand, der sich durch eine mangelnde Elastizität des Lungengewebes auszeichnet, doch resultieren daraus in der Regel keine nennenswerten Symptome. Bei einigen Patienten kann dies allerdings unter Belastung zu Atemnot führen.

Großbullöses Emphysem

Hierbei handelt es sich um eine Unterart der Lungenüberblähung. Das großbullöse Emphysem zeichnet sich durch große Blasen innerhalb des Lungengewebes aus, welche entweder angeboren sind oder aber nach überstandenen Entzündungen auftreten können. Treten sie nur vereinzelt und isoliert auf, handelt es sich noch nicht um einen Krankheitszustand. Breiten sie sich allerdings aus und verdrängen dabei als Bestandteil eines Lungenemphysems gesundes Lungengewebe, ist medizinisches Handeln geboten, um eine Verstärkung der Atemnot zu verhindern. Die Blasen lassen sich durch eine Operation relativ leicht entfernen.

Melissa Seitz

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