Blasenkrebs ist auch unter den Begriffen Harnblasenkrebs, Blasenkarzinom oder Harnblasenkarzinom geläufig. Bei Blasenkrebs können verschiedene Formen unterschieden werden. Die Einteilung von Blasenkrebs erfolgt abhängig davon, aus welchen Zellen sich der Tumor entwickelt.
Schon kleinste Blutbeimengungen im Urin können auf einen bösartigen Tumor der harnableitenden Wege hindeuten. Am häufigsten wird bei der dann notwendigen Diagnostik ein bösartiger Tumor der Harnblase gefunden. Oberflächliche Tumore können durch endoskopische Verfahren (“ohne Schnitt”) und lokale Chemotherapie (Instillation in die Blase) beherrscht werden. Bei fortgeschrittenen Tumoren muß die Harnblase operativ entfernt und ersetzt werden. Gegebenenfalls ist zusätzlich eine systemische Chemotherapie notwendig.
Nierenbecken, Harnleiter, Blase und Harnröhre sind alle von der gleichen Schleimhaut ausgekleidet, dem Übergangsepithel (Urothel). Bösartige Erkrankungen des Übergangsepithels (Urothelkarzinome) können daher nur in einem aber auch in mehreren dieser Organe gleichzeitig auftreten. Dieser Umstand muß bei der Diagnostik berücksichtigt werden: so kann beispielsweise bei einem bösartigen Tumor des Nierenbeckens gleichzeitig ein Tumor in der Blase vorliegen. Oder es kann bei einem Blasentumor auch die Harnröhre entsprechend betroffen sein. Prinzipiell ist diesbezüglich jede Kombination denkbar.
Die Behandlung von Blasenkrebs hängt unter anderem vom Krankheitsstadium ab (insbesondere wie tief der Krebs in die Blasenwand eingedrungen ist), sowie vom Malignitätsgrad und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten.
Häufig wird zur Behandlung von Blasenkrebs ein chirurgischer Eingriff durchgeführt, der als transurethrale Resektion bezeichnet wird. Hierbei wird mit einer sehr kleinen Optik die Blase komplett durchgeschaut und der suspekte Befund mit einer dünnen Elektroschlinge abgetragen (TUR-B= transurethrale Resektion der Blase)
Die komplette Entfernung der Harnblase und der Lymphknotenstationen wird erforderlich wenn der Tumor in die tiefere Muskelschicht der Blase einwächst. Um ein weiteres fortschreiten des Tumors zu verhindern muss die komplette Blase entfernt werden, beim Mann wird zusätzlich die Prostata und Samenblasen entfernt, bei der Frau die Gebärmutter und ggf. die Eierstöcke und des hinteren Anteils der Scheide.
Wenn die komplette Harnblase entfernt wurde, müssen andere Möglichkeiten der Harnableitung geschaffen werden. Dies kann durch sogenannte inkontinente Harnableitungen (Ileum- bzw. Colonconduit) mit Stomaversorung durchgeführt werden oder durch kontinente Harnableitungen: Kontinente Harnableitung sind „neu gebildete Blasen“ aus Darm, die entweder wieder an die Harnröhre angeschlossen werden können, als katheterisierbares Stoma an den Bauchnabel angeschlossen werden (z.B. MAINZ-Pouch I), oder in den Enddarm eingepflantzt werden und der Schließmuskel für den Stuhlgang die Urinkontrolle mit übernimmt. Die Anlage einer künstlichen Blase sind komplexe Operationen und müssen mit dem Patienten individuell nach Bedürfnissen und Möglichkeiten besprochen werden.
Bei weit fortgeschrittenen Tumoren, die in die Lymphknoten oder in andere Organe gestreut haben wird eine Chemotherapie erforderlich. Bei der lokalen Chemotherapie wird das Medikament über einen Katheter in die Harnblase eingebracht. Diese Behandlung wird üblicherweise mehrere Wochen lang einmal pro Woche durchgeführt. Hat sich der Blasenkrebs über die Blase hinaus ausgedehnt wird eine systemische Chemotherapie erforderlich. Hierzu erfolgt eine Medikation in Zyklen. Eine Chemotherapie kann im Zusammenhang mit einer chirurgischen- oder Strahlentherapie durchgeführt werden.
Prof. Dr. med. M. Hohenfellner
Universitätsklinikum Heidelberg