Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Hämoglobin aus geschädigten roten Blutkörperchen könnte in Verbindung mit Hirnschwund bei MS stehen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Imperial Colleges London. Die Wissenschaftler vermuten, dass Behandlungen, die den Hämoglobinspiegel senken, das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen können. Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin versorgt die Körperzellen mit Sauerstoff und Eisen. Zwar ist Eisen wesentlich für viele Funktionen des Körpers, in höheren Dosen wirkt es jedoch giftig. Wissenschaftler vermuten daher schon längere Zeit, dass hohe Eisenblutspiegel den Tod von Gehirnzellen bei MS auslösen könnten.
Doch wie gelangt das Eisen zu den Gehirnzellen? Vorhergehende Studien stützen die Annahme, dass die roten Blutkörperchen bei MS-Patienten zerbrechlicher sein könnten als bei anderen Menschen und deshalb leichter Schaden nehmen. Das aus den geschädigten Blutzellen austretende Hämoglobin würde zwar die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden können, doch diese ist bei MS-Patienten geschwächt, sodass das Hämoglobin zum Gehirn vordringen könnte. Dort wiederum könnte das Hämoglobin durch ein Enzym namens Oxygenase abgebaut werden, das in den Gehirnen von MS-Betroffenen in größeren Mengen gefunden wurde. Auf diese Weise kann Eisen freigesetzt und möglicherweise Gehirnzellen geschädigt werden. Die Tatsache, dass bei MS-Patienten größere Mengen freies Hämoglobin im Blut zu finden ist, unterstützt die Hypothese der Forscher. Weitere Studien nötig, um Ergebnisse zu untermauern. An der Untersuchung des Imperial Colleges nahmen 140 Patienten mit sekundär progressiver MS teil.
Quelle: Befund MS 1/2017