Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Multiple Sklerose (MS) ist nicht, wie oft behauptet, ein Muskelschwund, sondern eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig. Man kann sich das ZNS als eine Art Schaltzentrale vorstellen, über die die Informationen in Form von elektrischen Impulsen durch die Nervenstränge geleitet werden.
Diese Nervenfasern sind von einer isolierenden Schicht umgeben. Diese Isolierschicht besteht aus dem sogenannten Myelin. Wenn im Rahmen der Multiplen Sklerose Entzündungsherde an dieser Schutzschicht entstehen, können die Informationen nicht mehr adäquat weitergeleitet werden. Patienten mit Multipler Sklerose können dann Symptome hervorrufen, wie z. B. Stolpern, Kribbeln, Probleme mit dem Sehen.
Das Entstehen von Entzündungsherden (bei mehreren spricht man von multipel) mit den entsprechenden Begleiterscheinungen wird Schub genannt. Einen solchen Schub sollte man sich nicht als plötzlichen Anfall vorstellen. Meist entwickelt sich ein Schub bei Multiple Sklerose innerhalb von Tagen und geht dann wieder zurück. Mit dem Ende eines Schubs bei Multiple Sklerose kann die normale Funktionalität der entzündeten Stelle wieder zurückkehren, oder aber sie vernarbt. Eine solche Vernarbung bei Multiple Sklerose nennt man Sklerose. Der Prozess heißt sklerosieren. Die Multiple Sklerose wird medizinisch auch Enzephalomyelitis disseminata (ED) genannt. Dieser Fachbegriff bedeutet so viel wie Entzündungsherde, die im Gehirn und im Rückenmark verstreut auftreten.
Die Ursachen der Multiplen Sklerose sind noch nicht vollständig geklärt. Multiple Sklerose ist allerdings nicht erblich, lediglich die Neigung, die Krankheit zu bekommen kann vermutlich vererbt werden. Als Ursache der Multiplen Sklerose spielt das Immunsystem eine große Rolle.
Die Symptomatik, die bei der Multiplen Sklerose auftritt, hängt von der Lokalisation (also dem genauen Ort) der Entzündung ab. Bestimmte Regionen des Zentralnervensystems oder des Gehirns sind für bestimmte Körperfunktionen oder Bewegungsabläufe zuständig. Je nachdem, welche Region betroffen ist, kommt es zu bestimmten Ausfällen oder Problemen. Folgende Symptome sind besonders häufig:
Folgende Verlaufsformen der Multiplen Sklerose werden unterschieden:
In ca. 80 \% der Fälle von Multipler Sklerose treten die Symptome am Anfang in Schüben auf. Die Frühsymptome der Multiplen Sklerose sind häufig:
Diese Schübe bei Multipler Sklerose können sich ganz zurückbilden, oder auch nur teilweise. Meist beträgt die Dauer bis zur Rückbildung sechs bis acht Wochen. Man kann nicht vorhersagen, wo der nächste Entzündungsherd der Multiplen Sklerose entstehen wird, also auch nicht, welche Beschwerden als Nächstes auftreten werden und wann dies der Fall sein wird. Die Krankheit Multiple Sklerose hat folglich einen variablen Verlauf.
50 \% der Patienten mit Multipler Sklerose, die einen schubförmigen Verlauf haben, gehen später in die sekundär-progrediente Verlaufsform über. Dies bedeutet eine zunehmende Verschlechterung des Zustandes und der Behinderungen des Patienten mit Multipler Sklerose. Der Betroffene mit Multiple Sklerose hat eine der progredienten Formen, wenn die Symptome und Beschwerden der Multiplen Sklerose über mindestens sechs Monate kontinuierlich zugenommen haben. Diese Entwicklung kann durch zusätzliche Schübe überlagert werden oder auch nicht. Ein häufiges Eintreten von Schüben in den ersten beiden Jahren der Multiplen Sklerose deutet auf eine rasche Progredienz hin. Nur etwa ein Zehntel der Betroffenen mit Multipler Sklerose zeigen keine Schübe. Hier liegt eine schleichende Verschlechterung des Zustandes des Patienten von Beginn an vor. Dies ist die primär-progrediente Verlaufsform.
Das Anfangsstadium der Multiplen Sklerose wird klinisch isoliertes Syndrom genannt. Gemeint ist, dass erstmalig die typischen klinischen Symptome der MS auftreten, die auf ein Entzündungsereignis, das die Isolierschicht der Nervenfasern (Myelin) schädigt, hindeuten. Hier fehlt noch das gehäufte Auftreten der Entzündungen mit zeitlicher Streuung, die für die Multiple Sklerose typisch ist.
Die aktuellen Kriterien zur Diagnose einer Multiplen Sklerose sind die sogenannten McDonald-Kriterien. Ausschlaggebend ist hierfür die zeitliche und räumliche Dissemination. Dissemination bedeutet so viel wie Streuung. Liegen also zwei oder mehr aufeinander folgende Schübe vor (zeitliche Streuung) und sind zwei oder mehr Lokalisationen (Orte) von den Entzündungen betroffen (räumliche Streuung), ist die Diagnose der Multiplen Sklerose gesichert.
Fedor Singer