Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Die Covid-19-Pandemie hat das Leben aller Menschen durcheinandergewirbelt. Zahlreiche Einschränkungen, z. B. für private oder öffentliche Treffen, sollen vor einer Ausbreitung des Corona-Virus schützen. Für Menschen mit MS bedeutet das unter Umständen, in die soziale Isolation zu geraten. Einerseits, weil die Angst vor einer Infektion bei einer chronischen Erkrankung größer ist, andererseits, weil insbesondere diejenigen, die ohnehin von Mobilitätseinschränkungen betroffen sind, weniger Möglichkeiten haben, an Aktivitäten außer Haus teilzuhaben als bisher.
Viele Aktivitäten wurden durch die Pandemie jedoch ins Internet verlegt, so treffen sich etwa MS-Selbsthilfegruppen online, Vorträge über die MS sind online abrufbar und die Kommunikation über Videochats gehört mittlerweile zum Alltag. Auf diese Weise können Menschen, die weniger mobil sind, am gesellschaftlichen Leben teilhaben – wenn auch nur virtuell.
Insgesamt gesehen, so bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse, stellt MS keine erhöhte Gefahr für eine Covid-19-Infektion und einen schweren Verlauf dar. Allerdings gilt das vor allem für MS-Patienten, die keine immunmodulierende Therapie durchführen oder die mit Interferon Beta oder Glatirameracetat behandelt werden. Für MS-Betroffene im Rollstuhl kann das Risiko jedoch erhöht sein, da ihre Lungen oft weniger gut belüftet sind. Das Gleiche gilt für bettlägerige Patienten. Die Infektionsgefahr ist zwar identisch mit der von Gesunden, doch verläuft die Krankheit aufgrund der Vorbelastung der Lungen oft schwerer.
Ein guter Schutz vor einer Infektion mit Covid-19 (Abstands- und Hygieneregeln beachten, Mund-Nasenschutz tragen) ist nach wie vor notwendig, da nie klar ist, welchen Verlauf die Krankheit nimmt.
Eines der Probleme, die die Covid-19-Pandemie mit sich gebracht hat, liegt darin, dass weniger dringliche Krankenbehandlungen verschoben wurden. Das betrifft auch Menschen mit MS, die unter Umständen schon lange auf ihren Arzt- oder Krankenhaustermin gewartet haben. Auch geplante medizinische Rehabilitationsmaßnahmen wurden ausgesetzt oder werden nun unter Einschränkungen wieder durchgeführt, z. B. ist es in vielen Reha-Kliniken nicht oder nur unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen möglich, Patienten zu besuchen. Gruppentherapien oder Freizeitveranstaltungen in Reha-Kliniken finden ebenfalls vielfach nicht statt.
Entfallen die Treffen mit anderen gleichfalls Betroffenen oder für die Gesundheit der MS-Patienten wichtige Sporttermine, kann das in eine soziale Isolation führen – auch, wenn der Arbeitgeber vielleicht noch Home Office eingeführt hat und von MS-Betroffene nur wenig andere Kontakte haben. In diesen Fällen heißt es, verstärkt auf Online-Angebote auszuweichen. Zwar können virtuelle Treffen „echte“ Begegnungen in der Regel nicht ersetzen, sie sind jedoch eine Möglichkeit, Kontakte auch unter Beschränkungen zu pflegen. Eine der guten Seiten der Pandemie: Online-Treffen sind nun keine Ausnahme mehr, vieles konnte ermöglicht werden. Auch die Zuschaltung von gehandicapten oder erkrankten Personen zu „live“ stattfindenden Ereignissen findet immer häufiger statt, selbst Sportkurse werden online veranstaltet.
Quelle: Befund MS 3/2021