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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Familie und Partnerschaft

Die Diagnose MS erhalten die meisten Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, also in einer Lebensphase, in der viele an die Gründung einer Familie denken oder sich eine Partnerschaft wünschen. Einige Betroffene sind verunsichert, wie sich ihre Pläne und Wünsche umsetzen bzw. erfüllen lassen, etwa ob es möglich ist, trotz MS Kinder zu bekommen und großzuziehen oder ob die Erkrankung die Sexualität beeinträchtigt.

Diese Fragen können nur individuell beantwortet werden. Viele an MS Erkrankte leben in einer erfüllenden Partnerschaft. Auch mit MS ist es möglich, eine Familie zu gründen und Kinder großzuziehen.

Sexualität

Nervenschädigungen können das sexuelle Empfinden beeinträchtigen. Zu den möglichen Auswirkungen auf die Sexualität gehören u. a. ein verringerter Sexualtrieb, eine verringerte Libido. Bei Männern kann MS die Fähigkeit zur Erektion oder Ejakulation erschweren, bei Frauen kann u. a. Scheidentrockenheit auftreten.

Taubheit, Schmerzen oder Schwierigkeiten zum Orgasmus zu kommen, sind sowohl bei Männern als auch bei Frauen möglich. Auch die bei MS häufig auftretende Fatigue, also eine krankhafte Erschöpfung, kann die Sexualität mindern. Das Gleiche gilt für Depressionen, von denen an MS Erkrankte häufiger betroffen sind als die allgemeine Bevölkerung.

Bei Blasen- oder Darmstörungen kann die Angst vor unkontrolliertem Harnabgang oder vor Darminkontinenz dazu führen, dass Betroffene sexuelle Aktivitäten einstellen. Auch Spastik kann beim Sex Probleme bereiten. Hinzu kommt, dass manche Medikamente die Libido beeinträchtigen können. Nicht zuletzt können auch die Scham über gesundheitliche Probleme oder Veränderungen des Körpers dazu führen, dass manche Patient*innen Sexualität weniger genießen können.

Was tun bei sexuellen Problemen?

Betroffene sollten ihren behandelnden Arzt/ihre Ärztin aufsuchen, sobald sie feststellen, dass ihre Sexualität unter MS-bedingten Beschwerden oder als Folge psychischer Probleme oder von Ängsten leidet. Je eher eine Behandlung eingeleitet wird, umso leichter lassen sich Beschwerden lindern.

Besonders wichtig ist es auch, offen und ehrlich mit dem Partner/der Partnerin über die eigenen Probleme zu sprechen. Das fällt manchmal nicht leicht, u. a., weil sie Angst davor haben, vom Partner/von der Partnerin als Folge der Veränderungen abgelehnt zu werden. Den Befürchtungen des Partners/der Partnerin muss in diesem Gespräch ebenfalls Raum gegeben werden.

Wer Probleme damit hat, über Sexualität und Intimität zu sprechen, kann seine Gedanken aufschreiben und diese Notizen dem Partner/der Partnerin überlassen. Oft ist es einfacher, die Gedanken zunächst zu Papier zu bringen. In vielen Fällen fällt es auch dem Partner/der Partnerin leichter, darauf zu reagieren, wenn er/sie Zeit bekommt, über die eigenen Probleme/Wünsche und die der anderen Person nachzudenken.

Für viele sexuelle Probleme finden sich durch ein Gespräch Lösungen. So kann z. B. bei Taubheitsgefühlen im Genitalbereich ausprobiert werden, welche Berührungen weiterhin als stimulierend empfunden werden. Bei vaginaler Trockenheit können z. B. Gleitgels helfen. Bei Erektionsstörungen können Ärzt*innen Medikamente verschreiben.

Womöglich empfinden es auch beide Partner als nicht belastend, wenn zeitweilig der Geschlechtsverkehr nicht möglich ist, sondern andere Formen der gemeinsamen Sexualität ausprobiert werden. Auch alternative Positionen beim Sex können dazu beitragen, z. B. Probleme mit Spastik zu umgehen. Gegen die Angst vor einer unwillkürlichen Blasen- oder Darmentleerung kann es hilfreich sein, direkt vorm Sex zur Toilette zu gehen, die Harnblase durch eine Selbstkatheterisierung oder den Darm mit einem Klistier zu entleeren.

Der Wunsch nach einem Kind

Paare, die sich ein Kind wünschen und bei denen ein Partner MS hat, machen sich im Vorfeld in der Regel Gedanken, ob es möglich ist, ein Kind zu bekommen, und ob sie die Erziehung mit der Erkrankung meistern können.

Es ist in jedem Fall sinnvoll, im Vorfeld einer Schwangerschaft darüber nachzudenken, welche Probleme auf eine Familie zukommen könnten und wie sie sich im Falle eines Falles lösen ließen. Zu diesen Überlegungen gehört z. B., auf welche Unterstützung ein Paar zurückgreifen kann, sollte Hilfe (z. B. im Haushalt) nötig sein. Viele Familien, in denen ein Elternteil an MS erkrankt ist, zeigen, dass ein Leben mit Kindern auch mit der Krankheit möglich und erfüllend ist.

Schwangerschaft: Was gibt es zu beachten?

Die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern mit MS ist dem deutschsprachigen Multiple Sklerose und Kinderwunsch Register (DMSKW) zufolge nicht eingeschränkt. Auch MS-Therapien scheinen keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit zu haben. Frauen mit MS, die eine Schwangerschaft planen, sollten jedoch versuchen, die Schubaktivität durch eine verlaufsmodifizierende Therapie vor der Empfängnis unter Kontrolle zu bringen.

Nach ärztlicher Absprache sollten ggf. einige verlaufsmodifizierende Medikamente vor einer Schwangerschaft abgesetzt werden, weil sie dem ungeborenen Kind schaden könnten. Deshalb ist es sinnvoll, eine Schwangerschaft erst zu planen, wenn schon längere Zeit keine MS-Schübe aufgetreten sind. Bei einer hoch aktiven MS und Kinderwunsch sollten die Patientinnen mit ihrem Arzt/ihrer Ärztin darüber sprechen, welche Therapie sich auch während der Schwangerschaft eignet, und ihre Behandlung unter Umständen umstellen.

In der Regel geht die Schubaktivität während einer Schwangerschaft zurück, nach der Geburt steigt das Schubrisiko jedoch unter Umständen wieder an.

Nach der Geburt

Nach der Geburt sollte so rasch wie möglich die verlaufsmodifizierende Therapie wieder aufgenommen werden. Allerdings nur dann, wenn die Mutter nicht stillen will oder kann. Während der Stillzeit sind die meisten MS-Therapeutika nicht zugelassen. Da Stillen die Schubrate senkt, ist das bei milder bis moderater MS nicht unbedingt ein Problem. Frauen, deren MS hoch aktiv ist, sollten in der Regel jedoch besser aufs Stillen als auf die MS-Therapie verzichten, um gesundheitlichen Einschränkungen vorzubeugen.

Quelle: Befund MS 3/2022

03.02.2023
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