Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Niemand weiß, wie sich MS weiterentwickelt, welche Einschränkungen sie nach sich zieht oder wann. Ein Großteil der erkrankten Frauen, aber auch der Männer ist daher verunsichert – auch weil die Angst mitschwingt, sie könnten MS vererben.
Die Fruchtbarkeit ist bei MS laut deutschsprachigem Multiple Sklerose und Kinderwunsch Register (DMSKW) nicht eingeschränkt. MS liegen vermutlich auch genetische Ursachen zugrunde, vererbt wird ein erhöhtes Risiko für die Erkrankung.
Wichtig ist bei MS, eine Schwangerschaft zu planen und die behandelnden Ärzt*innen in die Planung einzubeziehen. Frauen, die sich einer verlaufsmodifizierenden MS-Behandlung unterziehen, müssen abklären, ob sie die Therapie während der Schwangerschaft und auch während der Stillzeit weiterführen können. Nutzen und Risiken müssen gegeneinander abgewogen werden. Einige Wirkstoffe etwa dürfen in der Schwangerschaft nicht zur MS-Therapie angewendet werden.
Untersuchungen haben ergeben, dass bei leichten und moderaten MS-Verläufen die Schubrate während der Schwangerschaft abnimmt bzw. gering ist. Bei hoch aktiver MS sieht es jedoch unter Umständen anders aus – das zeigen die Ergebnisse des DMSKW.
Nach der Entbindung steigt das Risiko für MS-Schübe wieder. Deshalb sollten Frauen mit MS vorab darüber nachdenken, ob sie ihr Kind stillen wollen. Bei leichten MS-Verläufen ist das häufig kein Problem, unter Umständen kann das Schubrisiko in den ersten zwei Monaten der Stillzeit sinken. Schübe können während der Stillzeit zudem mit einigen Medikamenten behandelt werden, deren Gabe nur eine Stillpause von wenigen Stunden erfordert. Für diese Zeit kann zuvor bei Bedarf Muttermilch abgepumpt werden.
Bei hoch aktiven MS-Verläufen kann es sinnvoll sein, aufs Stillen zu verzichten. Was für welche Frau am sinnvollsten ist, sollte sie gemeinsam mit dem ärztlichen Fachpersonal beraten.
Wie sich MS weiterentwickelt, ist nie klar. Sie kann einen leichten oder moderaten Verlauf nehmen, sodass die Zeit der Kindererziehung sich ähnlich gestaltet wie in anderen Familien auch. In jedem Fall sollten die Eventualitäten mit dem Partner und dem Rest der Familie vor der Schwangerschaft und der Geburt besprochen werden, damit klar ist, ob die Schwangere ausreichend Unterstützung erhält, sollte sie aus Krankheitsgründen eine Zeit lang ausfallen oder die Krankheit sie im weiteren Verlauf einschränken, sodass sie nicht allen zuvor geplanten Verpflichtungen nachkommen kann.
Werdende Eltern können sich bereits vor der Geburt bei der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft (DMSG) erkundigen, welche Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten bereitstehen, sollte es zu Einschränkungen durch MS kommen. Eine solche gezielte Vorbereitung verleiht vielen MS-Betroffenen mit Kinderwunsch eine gewisse Sicherheit, für Eventualitäten gewappnet zu sein.
Quelle: Befund MS 2/2021