Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Diese Ungewissheit birgt Unsicherheiten, die in Ängsten münden können. Da Angst beeinträchtigen kann, wenn sie ständig im Hinterkopf schwelt, ist es sinnvoll, frühzeitig Mechanismen zu entwickeln, mit der Angst umzugehen bzw. sie zu bewältigen.
Jeder Mensch hat Angst: vor realen Bedrohungen, vor der Unsicherheit, wie es weitergeht, vor Neuem. So hat etwa die Corona-Pandemie bei vielen Menschen psychische Spuren hinterlassen. Angst ist ein normaler Mechanismus, der den Körper in einen Zustand der Anspannung versetzt, um gegen die vermeintliche Gefahr zu kämpfen oder vor ihr zu fliehen.
Beides ist bei Krankheiten wie MS oder auch Corona nicht möglich. Betroffene müssen lernen, mit ihnen zu leben und die Angst zu überwinden. Denn dauerhafte Angst – der ständige Zustand der Alarmbereitschaft des Körpers – macht zusätzlich krank.
Zu den wichtigsten Punkten, um Angst zu überwinden, gehört: sich einzugestehen, dass sie da ist, und darüber mit anderen zu reden. Durch das Aussprechen der eigenen Ängste nehmen sie bereits ab. Nicht zuletzt, weil Familienangehörige und Freund*innen auch besser verstehen können, was Betroffene bewegt.
Freund*innen und Angehörige können zudem dabei helfen, die Gedanken, die die Angst hervorrufen, zu sortieren. Fragen wie „Was wäre das Schlimmste, was in der jetzigen Situation passieren könnte, und wie wahrscheinlich ist es, dass es eintritt?“ tragen dazu bei, Gedanken auszusortieren, die nicht nützlich sind.
Sollte es nicht sinnvoll sein, mit Angehörigen oder Freund*innen zu sprechen, etwa weil sie mit der Situation nicht umgehen können, selbst Angst haben oder keine wirkliche Hilfe sind, kann ein Gespräch mit dem Arzt/der Ärztin oder einem Psychotherapeuten/einer Psychotherapeutin weiterhelfen. Diese können aufzeigen, welche Möglichkeiten es gibt, den Dingen zu begegnen, die die Angst auslösen. Bei Bedarf kann eine Psychotherapie – meist eine kognitive Verhaltenstherapie – dazu beitragen, mit den Ängsten besser umzugehen.
Wenn wir Angst haben, wird die Atmung in der Regel schnell und flach. Gezielte Atemübungen können dazu beitragen, die Angst besser zu bewältigen. Denn wer ruhig und tief atmet, beruhigt gleichzeitig den Körper. Die Konzentration auf die Atmung lässt zudem die Gedanken in den Hintergrund treten, die die Angst auslösen.
So helfen z. B. sogenannte physiologische Seufzer, Stress und damit Angst abzubauen. Auf ein zweimaliges, rasch aufeinanderfolgendes Einatmen folgt ein längeres Ausatmen. Auch das mehrfache tiefe Ein- und Ausatmen hilft, den Körper zu beruhigen. Diese Techniken lassen sich in jeder Situation unbemerkt durchführen.
Sowohl körperliche Aktivität als auch gezielte Entspannung tragen zur Stress- und damit Angstminderung bei. Denn auf diese Weise baut der Körper Hormone ab, die bei Stress und Angst ausgeschüttet werden. Aus diesem Grund sollten MS-Betroffene, die unter Ängsten leiden, sich möglichst regelmäßig bewegen. Auch Entspannungstechniken wie autogenes Training, Meditation oder Yoga sind geeignet, um Ängste zu verringern.
Quelle: Befund MS 2/2021