Vom nächtlichen Bettnässen (Enuresis nocturna) spricht man, wenn Kinder ab dem 5. Lebensjahr nachts im Schlaf an mindestens zwei Nächten pro Monat einnässen.
Um die Diagnose nächtliches Bettnässen (Enuresis nocturna) stellen zu können, muss vorher abgeklärt werden, ob keine urologischen, neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen für das nächtliche Bettnässen verantwortlich sind. Besonders für das Erstgespräch mit dem Arzt zum Thema nächtliches Bettnässen ist es relevant, dass das Toilettenverhalten beobachtet und dokumentiert wird. Die Diagnose des nächtlichen Bettnässens wird mithilfe von folgenden Grunduntersuchungen durchgeführt.
In einem Erstgespräch zum Thema nächtliches Bettnässen befragt der Arzt das Kind bzw. den Jugendlichen zusammen mit den Eltern über das Toilettenverhalten. Er klärt zum einen die Familiengeschichte ab: Gibt es weitere Kinder die unter dem nächtlichen Bettnässen leiden? Haben die Eltern früher darunter gelitten? Gibt es andere Verwandte, die nächtliches Bettnässen in ihren Familien haben? Oder liegen belastende Lebenssituationen wie beispielsweise Todesfälle, Scheidung, Schulstress oder Streitigkeiten zwischen den Elternteilen vor?
Hierdurch kann der Arzt vorab ausschließen, ob Verhaltensauffälligkeiten oder psychosoziale Probleme die Ursache für das nächtliche Bettnässen sein können. Um die Diagnose nächtliches Bettnässen stellen zu können, interessiert den Arzt zum anderen das Verhalten des Harndrangs. U. a. sind folgende Fragen für die Diagnose relevant:
Die Beantwortung der Fragen kann zum größten Teil das Kind selbst vornehmen und die Eltern ergänzen. Danach wird das von den Eltern bereits durchgeführte Blasentagebuch gemeinsam besprochen.
Um die Diagnose nächtliches Bettnässen stellen zu können, benötigt der Arzt ein Blasenprotokoll. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen wird die Häufigkeit des Wasserlassens, die entleerten Harnmengen, das Harndranggefühl, die Trinkzeiten sowie Mengen und die Einnässeereignisse protokolliert. Daneben sollten an den beiden Tagen nachts eine Windel getragen werden, um das nächtliche Einnässvolumen wiegen zu können. Mithilfe dieses Tagebuchs gelingt es dem Arzt leichter, die Diagnose nächtliches Bettnässen zu stellen. Er kann daraus wichtige Hinweise für die Ursachen erkennen:
1. Bestimmung der Blasenkapazität
Wenn der Mittelwert der entleerten Harnmenge <65 % der Altersnorm beträgt, kann eine zu kleine Blasenkapazität die Ursache für das nächtliche Bettnässen sein.
2. Bestimmung der nächtlichen Urinproduktion
Wenn die nächtliche Urinproduktion mehr als das mittlere Blasenvolumen beträgt, ist dies ein Anzeichen dafür, dass das Hormon ADH zu wenig produziert wird und ein ADH-Mangel vorliegt.
3. Feststellung eines fehlerhaften Trinkverhaltens
Wenn das Kind in den letzen zwei Stunden vor dem zu Bettgehen zu viel trinkt, so kann dies ursächlich für das nächtliche Bettnässen sein. Die Diagnose nächtliches Bettnässen kann somit vom Arzt leichter gestellt werden und eine entsprechende Therapie empfohlen werden.
Wichtig für die Erstellung der Diagnose des nächtlichen Bettnässens sind auch die klinischen Untersuchungen, um urologische sowie neurologische Erkrankungen auszuschließen. Der Arzt betastet den Bauch, um ggf. eine volle Blase zu ermitteln; zudem den Rücken, um eine Fehlbildung der Wirbelsäule als Ursache auszuschließen. Bei der Untersuchung der Genitalien versucht er eine Verengung der Vorhaut oder der Harnröhre als Ursache für das nächtliche Bettnässen auszuschließen. Auch die Untersuchung der Sensorik und der Reflexe helfen bei der Erstellung der Diagnose nächtliches Bettnässen.
Wichtig für die Erstellung der Diagnose des nächtlichen Bettnässens ist auch die Untersuchung des Urins. Mit dieser Untersuchung kann der Arzt feststellen, ob eine Harnwegsinfektion die Ursache sein kann. Gleichzeitig können Abweichungen der Nieren-, Harnleiter- und Harnröhrefunktion festgestellt werden.
Auch die Untersuchung des Unterbauchs mithilfe des Ultraschallgeräts ist wichtig, um die Diagnose nächtliches Bettnässen stellen zu können. Durch Messungen des Restharns und der Blasenwanddicke lassen sich Rückschlüsse auf eine überaktive Blase, Blasenentleerungsstörung oder chronische Harnweginfekt ziehen. Auch die Untersuchung der Nieren können Hinweise auf eine körperliche Ursache für das nächtliche Bettnässen geben. Alle Untersuchungen und Befragungen zum nächtlichen Bettnässen zusammen genommen, helfen dem Arzt eine präzise Diagnose zu stellen. Somit kann er eine Enuresis nocturna (nächtliches Bettnässen) diagnostizieren und eine entsprechende Therapie einleiten.
Daniela Bah