Bei einer Nikotinsucht handelt es sich um eine durch den Konsum von Tabakwaren hervorgerufene Abhängigkeit. Die Nikotinsucht kann durch das Rauchen von Zigaretten, Zigarillos, Zigarren oder und durch das Kauen oder Schnupfen von Tabak ausgelöst werden.
Es gibt eine Reihe von Irrtümern, die sich hartnäckig bezüglich einer Nikotinsucht oder der schädlichen Wirkung des Rauchens halten. An dieser Stelle sollen einige dieser Vorurteile richtig gestellt werden.
Früher wurden Zigaretten mit reduziertem Nikotin- und Teergehalt als Light-Zigaretten bezeichnet, seit 2003 ist dieser Namenszusatz gemäß einer europäischen Tabak-Produktrichtlinie verboten. Dennoch greifen viele Raucher, insbesondere Frauen, auf solche Zigaretten zurück, da sie denken, damit ihrer Gesundheit weniger zu schaden als mit Zigaretten normalen Nikotin- und Teergehalts. Dies ist jedoch eine Illusion, das Gegenteil ist der Fall.
In einer amerikanischen Studie konnte gezeigt werden, dass solche Zigaretten das Nikotinsuchtrisiko erhöhen und ein Aufhören des Rauchens erschweren. Zudem konnte in verschiedenen Studien belegt werden, das Raucher an Zigaretten mit vermindertem Nikotin- und Teergehalt stärker ziehen und den Rauch tiefer inhalieren, sodass die Menge aufgenommener Schadstoffe im Vergleich zu normalen Zigaretten kaum verändert ist.
Ein stark unterschätztes Risiko stellt das Rauchen einer Shisha (Wasserpfeife) dar, zu der immer mehr Jugendliche anstatt der Zigarette greifen. Dies geschieht häufig unter der Annahme, dass eine Shisha die Schadstoffe des Rauches durch das Wasser herausfiltern würde und damit deutlich weniger schädlich wäre als Zigaretten. Dies ist jedoch ein Mythos.
Beim Shisha-Rauchen wird feuchter Tabak, der häufig mit Aromen versehen ist, mit Kohle erhitzt und der Rauch durch einen Wasserbehälter gezogen. Dadurch brennt der Tabak nicht, sondern schwelt bei niedrigeren Temperaturen, weshalb besonders viele Giftstoffe entstehen. Außerdem wird der Rauch viel tiefer inhaliert, da er kälter als bei Zigaretten und zudem aromatisiert ist, wodurch das von Zigaretten hervorgerufene Kratzgefühl im Hals entfällt. Im Rauch enthaltene Schwermetalle wie Chrom, Nickel oder Blei werden also viel tiefer in die Lunge gezogen und stärker vom Körper aufgenommen.
Langfristig steigert das Shisha-Rauchen die Gefahr für Lungenkrebs, Krebsgeschwüre an der Lippe und auch an der Blase deutlich. Die Nikotinaufnahme beim Shisha-Rauchen liegt deutlich über der des Zigarettenrauchens, allerdings wird eine Shisha vom durchschnittlichen Konsumenten nicht täglich geraucht, wodurch der Nikotinkonsum im Schnitt niedriger ausfällt.
Eine verbreitete Annahme besagt, dass Paffen weniger schädlich sei als eine tiefe Inhalation des Rauches und Lungenkrebs nur durch tiefes Inhalieren hervorgerufen werden könne. Dies stimmt natürlich nicht. Auch wer nur pafft, steigert deutlich sein Lungenkrebsrisiko. Die verschiedenen Giftstoffe, die im Tabakrauch enthalten sind, können auch über die Mundschleimhaut in den Körper gelangen und somit genauso wie bei einer Aufnahme über die Lunge ihre schädigende Wirkung entfalten.
Wer glaubt, durch Gelegenheitsrauchen im Unterschied zu „echten“ Rauchern seine Gesundheit nicht zu gefährden, der irrt. Die Ergebnisse einer Studie in den USA konnten eindeutig belegen, dass auch Gelegenheitsraucher bereits unter gesundheitlichen Folgen leiden. Probanden, die weniger als eine Schachtel Zigaretten pro Woche rauchten und deren letzte Zigarette mehr als zwei Tage zurücklag, hatten im Vergleich zu Nichtrauchern eine deutlich verschlechterte Arterienfunktion.
Eine solche verschlechterte Anpassung der Arterien auf die jeweiligen Verhältnisse im Körper, medizinisch auch als fluss-mediierte Dilatation bezeichnet, ist häufig die Vorstufe einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Es lässt sich somit schlussfolgern, dass bereits Gelegenheitsrauchen deutlich das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung erhöht.
Auch sonst gilt: Wer raucht, verkürzt seine Lebenszeit. Einen Grenzwert für gesundheitlich ungefährliches Rauchen gibt es nicht, jede Zigarette hat eine schädliche Wirkung auf den Körper. Natürlich ist diese bei einem Kettenraucher größer als bei einem Gelegenheitsraucher, aber die des Gelegenheitsrauchers eben auch deutlich größer als die eines Nichtrauchers. Neben einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen konnte auch ein erhöhtes Krebsrisiko für Gelegenheitsraucher nachgewiesen werden.
Wenn Personen mit Nikotinsucht zur Zigarette greifen, empfinden sie eine beruhigende und entspannende Wirkung durch das Rauchen. Diese findet auch tatsächlich statt – aber nur aufgrund des vorangegangenen kurzfristigen Nikotinentzugs. Diesem setzt sich der von Nikotinsucht Betroffene immer wieder aus, und natürlich bringt dann die Zigarette durch ihr Entgegenwirken ein Gefühl von Beruhigung und Entspannung.
Jeder Raucher muss sich aber darüber im Klaren sein, dass ein Nichtraucher sich dem dauernden Stress, die nächste Zigarette rauchen zu müssen, gar nicht erst aussetzt und somit unter dem Strich mit Sicherheit entspannter und beruhigter durchs Leben geht. Selbst wenn wirklich stressige und beunruhigende Situationen auftreten – jeder Raucher konnte zu Nichtraucherzeiten, also vor dem Beginn des Rauchens, auch ohne Zigarette damit umzugehen.
Lydia Köper