Krebs ist eine vielschichtige Krankheit. Man versteht darunter jede Veränderung eines Gewebes, bei der die Zellen sozusagen ihre Differenzierung verlieren und daher autonom, also selbstständig wachsen können.
Körperliche Bewegung ist erwiesenermaßen in fast allen Krankheitsstadien möglich und empfehlenswert, informiert der Krebsverband Baden-Württemberg in der Broschüre Sport, Bewegung und Krebs. Bewegungs- und Physiotherapie hilft bei einer besseren Verarbeitung der Erkrankung durch ein besseres Körpergefühl, bei Fatigue, Schlafstörungen, depressiven Verstimmungen, bei Folgen wie Neuropathien oder auch Inkontinenz. Wichtig ist die vorherige Absprache mit den Ärzten sowie eine qualifizierte Anleitung und Betreuung durch Sport- und Physiotherapeuten.
Mittlerweile setzt die Physiotherapie bereits im Akutkrankenhaus nach der Operation an. Bei der Sofort- und Frühmobilisation durch Physiotherapeuten sollen Patienten frühzeitig wieder aufgebaut werden, sodass sie schneller wieder ihren Alltag bewältigen können. Auch Narbenmobilisierung ist im Krankenhaus durch den Physiotherapeuten wichtig: Dadurch wird das Narbengewebe besser durchblutet und Verklebungen werden gelöst, sodass die Narbe elastischer bleibt, so der Krebsverband Baden-Württemberg.
Doch auch über die Phase des Akutkrankenhauses hinaus ist eine physiotherapeutische Behandlung sinnvoll und nützlich, beispielsweise in der Reha und Nachversorgung. Ziel der Physiotherapie ist es, die funktionale Gesundheit des Patienten wiederherzustellen, informiert der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten (IFK). Dabei können je nach individueller Situation neben den klassischen physiotherapeutischen Übungen auch Elektro-, Wärme- oder Kältetherapien sowie die manuelle Lymphdrainage eingesetzt werden.
Die Physiotherapie wird in der Regel vom Arzt verordnet. Nach Angaben des IFK geht es dann darum, dass Therapeut und Patienten individuelle Ziele für die Therapie festlegen, abhängig von den Funktionsstörungen und Belastungen. Die Therapie kann beispielsweise Kraft- und Koordinationsübungen beinhalten, um den Muskelaufbau zu fördern. Eine Lymphdrainage ist sinnvoll bei Stauungen im Lymphsystem, dem sogenannten Lymphödem.
Bei Inkontinenz nach der Operation, wie sie bei Männern mit Prostatakrebs vorkommen kann, beinhaltet die Physiotherapie ein gezieltes Beckenbodentraininig, in denen der Beckenboden angespannt und entspannt und auf diese Weise gekräftigt wird, so der Krebsverband Baden-Württemberg. Auch eine fachgerechte Mobilisation durch manuelle Techniken ist beim Kontinenztraining wichtig, da dadurch Blockaden, Verklebungen von Muskeln, Bändern und Knochen gelöst werden können.
Quelle: Befund Krebs 1/2019