Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Blasen- und Darmfunktionsstörungen können sowohl mit Medikamenten als auch nicht-medikamentöse Maßnahmen, z. B. Regulierung der Trinkmenge, Toilettentraining, Physiotherapie, behandelt werden. Sind diese Behandlungsmöglichkeiten erfolglos, gibt es die Möglichkeit, einen Beckenboden- oder Blasenschrittmacher zu implantieren. Dieses Verfahren wird als sakrale Neuromodulation bezeichnet.
Mithilfe eines kleinen Geräts, das am Kreuzbein eingesetzt wird und zwei Elektroden besitzt, werden die Sakralnerven, die die Funktion der Muskulatur von Blase und Enddarm steuern, durch leichte elektrische Impulse stimuliert.
Vor der Implantation eines solchen Schrittmachers führen die Ärzt*innen einen Test durch, um festzustellen, ob die Behandlung beim jeweiligen Patienten/bei der jeweiligen Patientin zum Erfolg führt. Dazu werden Testelektronen unter Narkose mit einem minimal-invasiven Operationsverfahren eingesetzt, jedoch noch nicht das eigentliche Gerät. Diese Elektroden werden mit einem externen Gerät verbunden und die Patientin/der Patient kann einige Tage lang austesten, ob sich Verbesserungen in der Blasen- oder Darmfunktion zeigen. Erst nach einem erfolgreichen Test folgt die eigentliche Operation.
Das Gerät zur sakralen Neuromodulation gibt selbstständig elektrische Impulse ab, deren Stärke oder Intervalle angepasst werden können. Mit einer Fernbedienung können Patientinnen und Patienten den Schrittmacher ein- und ausschalten. Im Gerät befindet sich eine Batterie, die fünf oder mehr Jahre hält. Im Anschluss muss das Gerät ausgetauscht werden. Die Kosten für die sakrale Neuromodulation tragen bei medizinischer Indikation die gesetzlichen Krankenkassen.
Quelle: Befund MS 2/2022