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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Schmerzen behandeln

Zwischen 43% und 80% aller von MS Betroffenen, so die Multiple Sclerosis International Federation (MSIF), haben Schmerzen. Diese Werte differieren deshalb so stark, weil verschiedene Studien unterschiedliche Werte ermittelt haben.

Mediziner unterscheiden die Schmerzen in primär und sekundär von der MS hervorgerufene Schmerzen. Bei den primären Schmerzen ist die MS direkter Auslöser. Ein Beispiel dafür ist die Trigeminusneuralgie, die Reizung des Trigeminusnervs, dessen Äste das Gesicht versorgen. Der heftige, anfallsartige Gesichtsschmerz, der kennzeichnend für die Trigeminusneuralgie ist, wird bei der MS durch Schäden am Trigeminusnerv hervorgerufen. Schmerzen bei der Sehnerventzündung (Optikusneuritis) zählen ebenfalls zu den primären Schmerzen.

Sekundäre Schmerzen hingegen treten infolge eines Symptoms der MS auf. So berichten viele Menschen mit Spastiken über schmerzhafte Muskelkrämpfe, auch Gelenk- und Muskelschmerzen, z. B. als Folge von Fehlhaltungen, sind häufig. Infolge von Depressionen oder Fatigue kann sich das individuelle Schmerzempfinden verändern.

Schmerzen haben viele Folgen

So schränken Schmerzen die Arbeits- und Konzentrationsfähigkeit ein, nicht selten verringert sich in ihrer Folge (z. B. aufgrund von Schonhaltungen) die Beweglichkeit. Daneben stören Schmerzen nicht nur das körperliche, sondern auch das seelische Wohlbefinden und das Familien- und Sozialleben. Nicht selten geraten Betroffene durch ihre Schmerzen in die Isolation, wenn sie sich nicht mehr in der Lage sehen, an Unternehmungen mit anderen teilzunehmen. Da Schmerzen – dauern sie über einen längeren Zeitraum an – chronisch werden oder weitere Erkrankungen (z. B. Depressionen) nach sich ziehen können, sollten von MS Betroffene möglichst schnell zum Arzt gehen, wenn Schmerzen nicht von selbst wieder abklingen.

Schwierige Ursachenforschung

Die genaue Diagnose ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Schmerzbehandlung: Woher kommen die Schmerzen? Wo genau und wann treten sie auf? Wie stark sind die Schmerzen, und wie sehr beeinflussen sie das Leben des Betroffenen? Wer unter Schmerzen leidet, sollte sich diese Fragen bereits vor dem Arztbesuch beantworten und die Antworten für den Arzttermin aufschreiben.

Sinnvoll kann es sein, ein Schmerztagebuch zu führen. Mit dessen Hilfe können Arzt und Patient oft bereits Zusammenhänge zwischen äußeren Gegebenheiten und den Schmerzen feststellen. So können Schmerzen manchmal die Nebenwirkung der Medikamenteneinnahme sein oder in Verbindung mit bestimmten Tätigkeiten oder dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel stehen. Ein Schmerztagebuch kann dabei helfen, die Ursachen für Schmerzen herauszufinden.

Medikamente sind nur ein Teil der Therapie

Oberstes Ziel der Behandlung ist die Schmerzlosigkeit oder Linderung der Schmerzen. Eine effektive Schmerzbehandlung bei der MS umfasst daher i. d. R. nicht nur die Gabe von Medikamenten, sondern auch eine physikalische Behandlung und Verhaltensänderungen des Betroffenen. Ganz selten kommt auch eine chirurgische Therapie in Betracht. Zu den Medikamenten, die bei MS und Schmerzen eingesetzt werden, gehören u. a. Antidepressiva, die in den Neurotransmitterhaushalt eingreifen. Neurotransmitter sind Botenstoffe, die Signale von Nerven weiterleiten. Antidepressiva können vor allem dann helfen, wenn die Schmerzen neuropathischer Natur sind, also durch Schädigungen der Nerven hervorgerufen werden. Bei besonders starken neuropathischen Schmerzen kommen auch Opioide zum Einsatz. Medikamente gegen Spastik kann die Schmerzen dämpfen, die infolge der Anspannung der Muskulatur auftreten. Auch krampflösende Medikamente gehören zu den häufig eingesetzten Mitteln bei MS-bedingten Schmerzen, z. B. bei Spastik, aber auch bei der Trigeminusneuralgie. Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen können u. U. ebenfalls hilfreich sein, z. B. bei Kopfschmerzen, die bei MS häufig auftreten können. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, ein Cannabis-Präparat gegen MS-bedingte Schmerzen einzusetzen. Doch nicht jeder MS-Patient spricht auf Cannabinoide an.

Was kann ich selbst tun?

Bei Spastiken und anderen Muskelschmerzen können neben Medikamenten auch physiotherapeutische Übungen sinnvoll sein, genauso physikalische Maßnahmen wie Kälte- oder Wärmeanwendungen. Bei Patienten, bei denen das Uhthoff-Phänomen auftritt, verschlimmert Wärme u. U. die Schmerzen. Reizstromanwendungen oder Massagen können Schmerzen ebenfalls lindern. Manchmal muss man ausprobieren, welche Anwendung am besten hilft. Viele dieser Maßnahmen (z. B. Übungen für die Muskulatur) können Betroffene auch zuhause durchführen.

Daneben gibt es noch die Möglichkeit, das Schmerzempfinden aktiv zu beeinflussen. So kann die gezielte Anwendung einer Entspannungsmethode auch zur Entspannung der Muskulatur beitragen – und das kann Schmerzen lindern, die durch angespannte Muskeln hervorgerufen werden. Zu den wirksamen Entspannungsmethoden gehören u. a. Yoga, Meditation, autogenes Training, aber auch die Muskelentspannung nach Jacobson, bei der verschiedene Muskelpartien des Körpers nacheinander erst angespannt und dann wieder entspannt werden. Genauso kann das Erlernen einer Atemtechnik hilfreich sein.

Ganz wichtig ist es bei MS, insbesondere bei Muskelproblemen, sich auch weiterhin zu bewegen, den eigenen Möglichkeiten entsprechend Sport zu treiben. Denn Sport, das haben zahlreiche wissenschaftliche Studien nachgewiesen, hilft bei MS sowohl der Psyche, indem er u. a. Stresshormone abbaut, als auch dem Körper, der durch regelmäßiges Training beweglicher bleibt. Außerdem schüttet der Körper beim Training Glückshormone aus, die eine positive Wirkung auf den ganzen Organismus haben.

Die eigene Einstellung zur MS und zu Schmerzen hat ebenfalls einen gewissen Einfluss darauf, wie schmerzhaft eine Person bestimmte Auswirkungen der MS empfindet. Jemand, der z. B. permanent in seinen Körper hineinhorcht kann Schmerzen stärker empfinden als jemand, der sich weniger Gedanken und Sorgen macht. Deshalb kann für einige Patienten eine kognitive Verhaltenstherapie, also eine bestimmte Form der Psychotherapie sinnvoll sein. In dieser Therapie lernen von MS Betroffene u. a., ihre Einstellung zur MS zu reflektieren. Oft kann auch eine Rehabilitationsmaßnahme helfen, in der von MS Betroffene lernen, was sie alles gegen Schmerzen unternehmen können.

Quelle: Befund MS 03/2013

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