Eine Lungenentzündung wird in der medizinischen Fachsprache als Pneumonie bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des Lungengewebes, genauer des Lungenparenchyms. Dies ist der funktionelle Teil des Lungengewebes.
Kinder stellen eine der Risikogruppen für die Erkrankung an Lungenentzündungen dar. Besonders Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder sind häufig von einer Lungenentzündung betroffen, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift ist. Eindringende Erreger werden dadurch weniger effizient bekämpft als bei Erwachsenen, was die erhöhte Anfälligkeit erklärt.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Lungenentzündung heute noch immer die Krankheit, an deren Folgen weltweit die meisten Kinder unter fünf Jahren sterben. Lungenentzündungen fordern damit mehr kindliche Todesopfer als Masern, HIV und Malaria zusammen. Hinsichtlich der Sterblichkeitsrate der Kinder mit Lungenentzündung unter 5 Jahren gibt es große Unterschiede zwischen industrialisierten Staaten und Entwicklungsländern. In westlichen Ländern liegt sie bei etwa 2 %, in Entwicklungsländern hingegen bei rund 20 %. Grund sind fehlende, falsche oder zu spät eingeleitete Therapien.
Abhängig vom Alter überwiegen bei Kindern bestimmte Pneumonieformen. Im Säuglings- und Kleinkindsalter sind dies Bronchopneumonien, Lobärpneumonien hingegen treten vornehmlich bei älteren Klein- und Schulkindern auf. Auch bei den einzelnen Erregern zeigt sich eine Altersaffinität, was heißt, dass einige Erreger vermehrt bei kleineren Kindern und andere eher bei älteren Kindern vorkommen.
Die infektbedingte Lungenentzündung ist in der Regel eine hochgradig fieberhafte Erkrankung. Das gilt vor allem für Schul- und Kindergartenkinder. Bei Neugeborenen und Säuglingen kann eine Lungenentzündung auch mit nur geringem Fieber verlaufen. Im Anfangsstadium der Erkrankung zeigen sich eine beschleunigte Atmung und ein erhöhter Puls. Leidet das Kind unter starker Atemnot, können infolge des Sauerstoffmangels Zyanosen (Blaufärbungen) auftreten. Bei Säuglingen und jungen Kleinkinder kann es zudem vorkommen, dass die Haut über den Rippen und zwischen dem Kehlkopf und dem Schlüsselbein beim Einatmen deutlich einsinkt. Oft besteht auch eine so genannte Nasenflügel-Atmung.
Ein insbesondere für typische Lungenentzündungen charakteristischer Auswurf aus den Atemwegen tritt erst bei älteren Kindern auf. Neugeborene und Säuglinge können noch keinen Schleim hochwürgen, sie verschlucken den Schleim und erbrechen ihn dann oft.
Insgesamt verlaufen Lungenentzündungen bei Kindern häufig mit heftigem Erbrechen und werden daher leicht als Magen-Darm-Infektionen fehlgedeutet. Bei einer Entzündung der unteren Lungenabschnitte können starke Bauchschmerzen auftreten, die möglicherweise zunächst eine Blinddarmentzündung vermuten lassen. Ältere Kinder, besonders im Schulkindalter, entwickeln oft gleichzeitig eine Mittelohrentzündung. Besonders bei Säuglingen muss beachtet werden, dass es milde Krankheitsverläufe geben kann.
Bei Kindern wird in der Regel baldmöglichst mit einer unspezifischen Antibiotikatherapie begonnen, die bei einer genauen Identifizierung des Erregers dann angepasst wird. Dieses Vorgehen bedingt, dass möglicherweise Antibiotika unnötig eingesetzt werden. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn eine atypische, viral bedingte Lungenentzündung vorliegt, auf die die Antibiotika nicht wirken. Da jedoch die Gefährdung des Kindes durch die Erkrankung groß ist, muss schnell mit einer Therapie begonnen werden.
Als weitere Therapiemaßnahmen sind eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und viel Ruhe und Schlaf notwendig. Bei älteren Kindern kann die Behandlung, abhängig vom Ansprechen der Therapie, ambulant erfolgen, Säuglinge und Neugeborene hingegen müssen stationär aufgenommen werden.
Die Prognose einer Lungenentzündung bei Kindern ist von drei wesentlichen Punkten abhängig:
In der Neugeborenenperiode und auch im Säuglingsalter ist die Prognose ernst und die Sterblichkeit im ersten Lebensjahr hoch. Bei Klein- und Schulkindern ist die Prognose dagegen gut.
Bei viral bedingten Lungenentzündungen kann es zu einer nachfolgenden bakteriellen Besiedelung und einem erneuten Aufflammen des Fiebers kommen. Komplikationen, die vor allem bei jungen Kindern auftreten, sind Lungenabszesse. Wird das Kind zu Hause (weiter)behandelt, so sollte unbedingt auf die folgenden Dinge geachtet werden:
Häufigste Ursache einer Lungenentzündung ist eine Pneumokokken-Infektion, gegen die geimpft werden kann. Die ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt eine Pneumokokken-Impfung für folgende Personen:
Bei Kleinkindern bis zum 24. Lebensmonat ist die Wirkung einer Pneumokokken-Impfung allgemein anerkannt. Bei älteren Kindern und Erwachsenen schützt eine Impfung vor 50 bis 80 % der Erkrankungen, die durch Pneumokokken ausgelöst werden. Dies sind neben der Lungenentzündung weitere Erkrankungen wie Mittelohr- und Hirnhautentzündungen. Derzeit existieren keine gesicherten Erkenntnisse, inwieweit eine Pneumokokken-Impfung einer Lungenentzündung vorbeugen kann.
Lydia Köper