Bei einer Schilddrüsenüberfunktion produziert die Schilddrüse die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) in erhöhtem Maße, was den Stoffwechsel beschleunigen kann.
Die Einnahme von Medikamenten ist häufig der erste Schritt der Therapie bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), obwohl mit ihnen nur die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion, aber nicht die Ursachen der Hyperthyreose bekämpft werden können. Oft werden als Therapie bei diagnostizierter Schilddrüsenüberfunktion Thyreostatika („Schilddrüsenblocker“) eingesetzt. Sie reduzieren die Produktion der Schilddrüsenhormone auf unterschiedliche Weise:
Bei den zur Therapie verabreichten Medikamenten bei einer Schilddrüsenüberfunktion, die verabreicht werden, kann es unter Umständen zu Nebenwirkungen wie etwa Übelkeit, Gelenkschmerzen oder Fieber kommen. In seltenen Fällen kann bei medikamentöser Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion auch die Leber Schaden nehmen. Es ist daher sehr wichtig, dass die medikamentöse Therapie bei Schilddrüsenüberfunktion ärztlich begleitet wird.
Liegt die Autoimmunkrankheit Morbus Basedo“ der Schilddrüsenüberfunktion zugrunde, kann die Phase der Medikamentengabe ein bis zwei Jahre andauern. Ein normaler Wert für die Schilddrüsenhormone im Blut wird aber in der Regel bereits nach einigen Wochen erreicht. Danach wird abgewartet, ob es beim Morbus Basedow zu einer Remission kommt. Von einer Remission spricht man in diesem Fall, wenn die auf Morbus Basedow zurückzuführenden Symptome zeitweise oder dauerhaft nachlassen, ohne dass der Zustand der „Genesung“ erreicht worden ist. Kommt es zu einer Remission, wäre die Schilddrüsenüberfunktion gestoppt und es wären zumindest vorerst keine weiteren Medikamente nötig. Nach einer Remission ist bei Morbus Basedow allerdings wiederum ein sogenanntes Rezidiv möglich. Von einem Rezidiv spricht man bei einem Rückfall, also einem Wiederauftreten der Schilddrüsenüberfunktion. In diesem Fall greifen Mediziner dann in Absprache mit ihren Patienten häufig auf andere Therapievarianten zur Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion zurück und verzichten meist auf eine weitere Medikamentengabe.
Schilddrüsenautonomie ist zweite mögliche Hauptursache für eine Schilddrüsenüberfunktion. Sie kann sich nicht zurückbilden wie Morbus Basedow. In diesem Fall der Schilddrüsenüberfunktion müssten dauerhaft Medikamente gegeben werden, um den Spiegel der Schilddrüsenhormone im Blut nachhaltig zu reduzieren. Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen wird das in der Regel nicht getan. Stattdessen gibt man Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion aufgrund von Schilddrüsenautonomie oftmals nur so lange Medikamente, bis der Schilddrüsenhormon-Spiegel im Blut Normalwerte erreicht hat, um dann mit anderen Varianten der Therapie – etwa einer Operation oder einer Radiojodtherapie – fortzufahren. Alternativ verzichtet man eventuell von Anfang an auf die Medikamente und beginnt sofort mit einer Operation oder Radiojodtherapie.
Neben den Medikamenten, die den Schilddrüsenhormon-Spiegel im Blut senken sollen, kommen auch Betablocker bei Schilddrüsenüberfunktion zum Einsatz. Betablocker hemmen die Wirkung von Adrenalin und des mit ihm verwandten Noradrenalin. Das ist immer dann sinnvoll, wenn eine Schilddrüsenüberfunktion etwa zu zitternden Händen oder einem beschleunigten Herzschlag führt, weil Betablocker diese Folgen stoppen oder zumindest reduzieren können.
Bei einer Schilddrüsenoperation als Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion entfernt der behandelnde Mediziner Teile der Schilddrüse oder entfernt die Schilddrüse sogar ganz. Wie viel Gewebe wo genau entfernt wird, hängt wiederum von der Ursache ab, die der Schilddrüsenüberfunktion zugrunde liegt. Handelt es sich um eine Schilddrüsenautonomie, bei der entstandene Knoten (heiße Knoten) an der Schilddrüse verstärkt Schilddrüsenhormone produzieren, werden eventuell nur diese Knoten operativ entfernt. Bei einer insgesamt vergrößerten und vermehrt Hormone produzierenden Schilddrüse ist dagegen möglicherweise die Totalentfernung der Schilddrüse nötig. In solch einem Fall muss der Patient nach der Operation Medikamente nehmen, um nun Symptome aufgrund einer Schilddrüsenunterfunktion zu verhindern, also einer zu geringen Konzentration von Schilddrüsenhormonen im Blut.
Während man bei der Schilddrüsenoperation von außen Schilddrüsengewebe reduziert, erfolgt die Reduzierung des Gewebes bei der Radiojodtherapie durch die Einnahme radioaktiven Jods von innen. Das radioaktive Jod wird den von Schilddrüsenüberfunktion Betroffenen gespritzt oder als Kapsel verabreicht. Da Radioaktivität teils auch in den Ausscheidungen der von Schilddrüsenüberfunktion Betroffenen nachweisbar ist, werden diese während der Therapie für die Dauer von zumeist maximal einer Woche in speziellen Abteilungen eines Krankenhauses isoliert. Das kann eine zusätzliche Belastung für die Patienten, die an Schilddrüsenüberfunktion leiden, bedeuten. Gefährliche Auswirkungen der Therapie bei einer Schilddrüsenüberfunktion auf den Körper wie eine mögliche Entstehung von Krebs durch Radioaktivität sind nach aktuellem medizinischem Stand nicht bekannt. Abgeraten wird von der Radiojodtherapie bei schwangeren oder stillenden Frauen.
Bei einer sogenannten thyreotoxischen Krise sind die Auswirkungen der erhöhten Konzentration von Schilddrüsenhormonen im Blut deutlich verschlimmert. Fieber, Erbrechen und Durchfall können beim Patienten auftreten, später auch Bewusstseinsstörungen. In einem weiteren Stadium besteht die Gefahr, dass der Patient ins Koma fällt. Bei der thyreotoxischen Krise ist schnelle Hilfe vonnöten. Ärzte werden eventuell Thyreostatika („Schilddrüsenblocker“) in hoher Dosis einsetzen, um die Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut schnell zu reduzieren. Möglicherweise ist auch ein Austausch von Blutplasma notwendig, um dieses Ziel zu erreichen. Eventuell kommen zudem Betablocker zur Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion zum Einsatz, um die Herzfrequenz zu verlangsamen, daneben fiebersenkende Mittel sowie weitere Medikamente, abhängig von der Art der auftretenden Symptome.
Ansgar Sadeghi