Als Schwerhörigkeit (Hypakusis) wird ein Zustand beschrieben, bei dem das Hörvermögen der Betroffenen zwischen totaler Gehörlosigkeit und normalem Hören liegt.
Da es verschiedene Formen von Schwerhörigkeit (Schallleitungsschwerhörigkeit, Schallempfindungsschwerhörigkeit, Schallverarbeitungsschwerhörigkeit) gibt, kommen nicht nur eine sondern eine Vielzahl von Faktoren als Ursachen einer Schwerhörigkeit infrage.
Die sog. Schallempfindungsschwerhörigkeit kann u. a. durch einen Hörsturz verursacht werden. Mit diesem Begriff bezeichnet der Mediziner eine schlagartige Verschlechterung des Hörvermögens, bei der es zu Ohrengeräuschen sowie einem starken Druckgefühl kommt. Daneben spielen aber auch starker Lärm (> 100 dB), Infektionserkrankungen des Innenohrs durch Bakterien oder Viren bei der Entstehung von Schallempfindungsschwerhörigkeit eine Rolle.
Auch genetische Veranlagungen können die Entstehung einer Schallempfindungsschwerhörigkeit begünstigen. Minderungen des Hörvermögens, die genetisch bedingt sind, sind z. B. das sog. Usher- sowie das sog. Waardenburg-Syndrom. Unter dem Usher-Syndrom versteht der Mediziner eine Gehörlosigkeit, die von Geburt an besteht, bzw. eine schon in jungem Alter einsetzende Innenohrschwerhörigkeit, die mit einem zeitlich verzögerten Ausfall des Gesichtsfeldes verbunden sind. Beim Waardenburg-Syndrom handelt es sich um eine Erkrankung, der eine Defekt-Mutation zugrunde liegt, bei der es neben Innenohrschwerhörigkeit auch zu Pigmentstörungen von Haar, Haut und Augen sowie zu Deformationen des Gesichtes kommen kann.
Insbesondere die Ursachen einer akuten Schallleitungsschwerhörigkeit können zahlreich sein. Ein Grund für diese spezifische Minderung des Hörvermögens kann z. B. ein sog. Cerumen obturans sein. Hierbei handelt es sich um einen Ohrenschmalzpfropfen, der den Gehörgang blockiert. Dieser kann sich etwa beim Reinigen des Ohres mit einem Wattestäbchen bilden, nämlich dann, wenn vorhandener Ohrenschmalz nicht sachgemäß entfernt, sondern nach hinten in den Gehörgang geschoben wird. Ähnliche Beeinträchtigungen des Hörvermögens können auch durch Fremdkörper im Gehörgang, dessen Entzündung oder Wasser im Ohr verursacht werden.
Kommt es zu einem Verschluss der Ohrtrompete – der Mediziner spricht hierbei von einer sog. Tubenventilationsstörung –, kann dies zu einer akuten Schallleitungsschwerhörigkeit führen. I d. R. entsteht eine solche Tubenventilationsstörung, wenn die allgemeine Gesundheit des Patienten in Mitleidenschaft gezogen ist und dieser z. B. an einer Entzündung des Nasen- und Rachenbereichs erkrankt ist. Doch auch Tumoren in der Rachenregion können ggf. zu einem Verschluss der Ohrtrompete führen.
Pilze und Bakterien sowie allergische Reaktionen sind Faktoren, die eine Entzündung des Gehörgangs verursachen können. Löst diese dann eine Schwellung aus, kann der Gehörgang u. U. blockiert werden, was dann in der Folge zu einer Schallleitungsschwerhörigkeit führt. Dies kann auch geschehen, wenn der Patient an einer Entzündung der Mittelohrschleimhaut oder an einer akuten Mittelohrentzündung erkrankt ist.
Bei Schwerhörigkeit wird als weitere mögliche Ursache von Medizinern häufig auch eine Beschädigung des Trommelfells angeführt. Zu dieser kann es z. B. durch gezielte Schläge auf das Ohr, Explosionen oder durch unsachgemäßes Einführen verschiedener Gegenständen in den Hörgang kommen, das schnell zu direkten Verletzung – beispielsweise Riss (Ruptur) oder Durchlochung (Perforation) – führen kann. Doch auch Freizeitaktivitäten wie z. B. Tauchen oder Fliegen können u. U. eine Beschädigung des Trommelfells verursachen: Ist der Luftdruck im Mittelohr nicht ausgewogen, kann das Druckgefälle ein Ausdehnen des Trommelfells verursachen, was mitunter dazu führt, dass diese dünne Membran am Ende des Hörgangs reißt.
Auch Verletzungen des Schädelknochens können zur Entstehung von Schallleitungsschwerhörigkeit führen. Bricht der Schädel, kann es zu Blutungen im Gehörtrakt kommen, die dann die Gehörleistung negativ beeinträchtigen. Doch auch den filigranen Knochen des Ohrs kann bei der Entstehung von Schwerhörigkeit eine Rolle zukommen: Die Übertragung des Schalls von Trommelfell zum Innenohr erfolgt durch die sog. Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss, Steigbügel). Durch ein Abreißen der Verbindung zwischen ihnen kann es zu einer Beeinträchtigung der auditiven Wahrnehmung kommen.
Eine Schallleitungsschwerhörigkeit kann beispielsweise durch eine sog. Otosklerose mit Beteiligung des Innenohrs hervorgerufen werden. Unter dem Begriff Otosklerose versteht der Mediziner eine Erkrankung der Labyrinthkapsel, also desjenigen Knochens, in den das Innenohr eingebettet ist.
Markus Felsmann