Ein grippaler Infekt – umgangssprachlich häufig auch als Erkältung oder Grippe bezeichnet – ist ein Sammelbegriff für Infektionskrankheiten, die meist von Viren verursacht werden und die in der Regel die oberen Atemwege betreffen.
Ein akuter Atemwegsinfekt wie die Erkältung bedarf meist keiner großen Diagnose. Eine gründliche Anamnese mit Schilderung des Krankheitsbeginns, Symptomen und einer körperlichen Untersuchung sind für die Diagnose einer Erkältung häufig ausreichend. Der Arzt wird während der Diagnose nach der Farbe und Beschaffenheit des Nasensekrets fragen. So kann er Hinweise darauf finden, ob neben Bakterien auch Viren im Spiel sind.
Der Arzt will meist zur Diagnose wissen, seit wann der Patient unter den Beschwerden der Erkältung leidet. Er fragt, ob und in welchem Ausmaß Fieber durch die Erkältung vorhanden ist und wie das Nasensekret aussieht. Bei einer Erkältung, die durch Viren ausgelöst wurde, ist das Sekret zunächst durchsichtig bzw. klar-wässrig und wird nach und nach dickflüssig. Ein grünlich-gelbes Sekret weist auf einen zusätzlichen Bakterienbefall hin.
Bei weit geöffnetem Mund wirft der Arzt zur Diagnose einen Blick auf die Mund- und Rachenschleimhaut. Ist die Rachenschleimhaut gerötet, befinden sich weiße Beläge auf den Mandeln, Stippen genannt, – ein deutlicher Hinweis für eine bakterielle Mandelentzündung -, sucht der Arzt während der Diagnose nach weiteren Hinweisen für die Unterscheidung von Bakterien oder Viren als Auslöser. Ggf. kann während der Diagnose ein Rachenabstrich Aufschluss über die Erreger der Erkältung geben.
Unterhalb des Kiefers tastet der Arzt bei der Diagnose seitlich am Hals abwärts. Eventuell befinden sich dort durch die Erkältung angeschwollene Lymphknoten, die auf entzündete Gaumenmandeln hindeuten.
Das Stethoskop dient dazu, die Lunge abzuhören. Befindet sich Flüssigkeit in der Lunge, ist die Lunge entzündet, hört der Arzt während der Diagnose typische Atemgeräusche.
Liegen schwere Symptome einer Erkältung vor, ist eine weitergehende Diagnose erforderlich.
Bei Verdacht auf eine Lungenentzündung (Pneumonie), einen fortgeschrittenen Krankheitsverlauf oder eine Beteiligung von Bronchien, ist eine Brustkorb-Röntgenaufnahme in zwei Ebenen zur weiteren Diagnose erforderlich. Ein Computertomogramm des Schädels kann zeigen, ob die Nebenhöhlen bei der Erkältung beteiligt sind.
In seltenen Fällen kann eine Lungenspiegelung (Bronchoskopie) zur Diagnose erforderlich sein.
Zur Sicherung der Diagnose und zur der Abgrenzung einer Erkältung zur Virusgrippe (Influenza) wird das Blut auf bestimmte Entzündungsparameter geprüft. Die Bestimmung eines Differenzialblutbildes ist erforderlich. Die Werte der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) liefern Auskünfte über Entzündungen. Weiterhin wird die Höhe des C-reaktiven Proteins bestimmt. Diese Werte geben auch Anhaltspunkte zur Beobachtung des Verlaufs.
Der Auswurf aus Nase und Mund zur Erregerbestimmung (sog. Sputumuntersuchung) bei bereits bestehenden Erkrankungen der Bronchien und der Lunge (medizinisch: bronchopulmonalen Erkrankungen) und bei stationär behandelten Patienten, gibt genauere Aufschlüsse.
Ob Viren oder Bakterien ursächlich für die Beschwerden sind, kann auch ein Rachenabstrich zeigen.
Die Symptome von Erkältung und Grippe sind sehr ähnlich.
Die Symptome einer Erkältung im Bereich der oberen Atemwege sind typischer Weise folgende: laufende und verstopfte Nase, ein entzündeter Rachenraum mit Halsschmerzen (Pharyngitis). Die Dauer eines grippalen Infektes liegt bei einigen Tagen.
Die Grippe geht mit plötzlichem, hohem Fieber einher, Schüttelfrost, starken Muskel-, Glieder- und Gelenkschmerzen. Die Beschwerden treten schneller ein, halten länger an und sind heftiger als bei einer Erkältung. Starke Halsschmerzen mit Schluckbeschwerden sind typisch, während Schnupfen nur gelegentlich auftritt. Heftige und bohrende Kopfschmerzen sind charakteristisch für die Grippe. Die Beschwerden sind quälend und lang anhaltend. Die Erkrankungsdauer beträgt 7-14 Tage, anfänglich ohne erkennbare Besserung.
Eine Reihe von Erkrankungen löst ähnliche Beschwerden aus wie eine Erkältung. Dabei muss der Arzt vor allem an folgende Krankheiten denken:
Bei einem grippalen Infekt (Erkältung) laufen die Beschwerden meist in einer bestimmten Reihenfolge ab. Was zunächst mit Halskratzen bis zu Halsschmerzen und leichtem Frösteln beginnt, wird bald von einem Schnupfen – der Arzt spricht von Rhinitis – begleitet, überwiegend einhergehend mit Brennen und Kitzeln in der Nase.
Am zweiten Erkrankungstag sind Niesreiz und Kopfschmerzen charakteristisch.
Am vierten und fünften Tag sind Kopf- und Gliederschmerzen beherrschend, von einem allgemeinen Krankheitsgefühl begleitet, d.h. der Infizierte fühlt sich abgeschlagen und matt. Manchmal ist sogar leichtes Fieber dabei.
Ab dem sechsten Tag der Erkrankung kann ein trockener Reizhusten entstehen, der später zu einem festsitzenden Husten wird. Nach einer Woche ist die Erkältung meist überstanden, eventuell kann sie auch zwei Wochen andauern.
Dauert eine Erkältung, die meist harmlos ist, länger als zehn Tage an, sollte der Arzt zur Diagnose aufgesucht werden. Für möglicherweise auftretende Folgeerkrankungen oder Komplikationen, wie z. B. eine Entzündung der Augen, Nebenhöhlen (akute Sinusitis), des Mittelohrs, des Halses oder der Lunge, sind häufig bakterielle Infektionen verantwortlich, die sich aufgrund des geschwächten Immunsystems auf die virale Infektion der Erkältung „aufsetzen“ – man spricht hier von einer „bakteriellen Superinfektion“.
Selten kann auch die gefährliche Herzmuskelentzündung (Myokarditis) auftreten, ausgelöst durch Coxsackie- oder Influenza-Viren. Sie kann im EKG diagnostiziert werden und entsteht meist aus einer nicht auskurierten Erkältung.
Birgit Lindner